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Freitag, 6. Februar 2015

"A Most Violent Year" [USA 2014]


[...] Fühlte sich Chandor in "Der große Crash – Margin Call" und "All is Lost" berufen, den Raum einzuengen, öffnet er ihn nun den Figuren horizontal. Buchstäblich entlastet und befreiend stiefelt, joggt, rennt Abel Morales (Oscar Isaac) ein New York ab, ein sepiaversifftes, verdorrt-öliges New York, das Rost ausblutet und an der existenziellen Demarkationslinie zwischen der diesseitigen Legalität und der jenseitigen Unrechtmäßigkeit Märkte befeuert, die Gewinne und Verluste einfahren. Das Rennen Morales' – er übernahm ein Heizöl-Fuhrunternehmen und befindet sich fortan in einem Kleinkrieg, in einem vielschichtigen Kräftemessen mit anderweitigen wirtschaftlichen Interessemachthabern – wird zur sinnstiftenden Metapher des Flüchtens vor jener Grenze, die mit seinem diplomatischen Idealverständnis nicht mehr verträglich ist, dem (illusorischen) Flüchten vor dem Öl, das sich nicht mit Blut vermischen soll. [...] J. C. Chandor winkt renommierte Vorbilder urban-epochaler Crime-Tragedys heran, obwohl er deren fiebrige Hitze skaliert. "Goodfellas", ja speziell "Goodfellas" – ein Körper, auf offener Straße abgeladen, ein erster Flirt mit der Regentschaft der sich entladenden Macht. Eine erste Szene, die uns in den Alltag eines Gewalt schaffenden Parallelsoziotops zieht. [...]


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Mittwoch, 12. November 2014

"Interstellar" [USA, GB 2014]


Cinephile Neandertaler konnten sich im geschniegelten Labyrinthsystem des Anzugträger-Kinos Christopher Nolans stets verbergen. Denn dort konnten sie sich (alt)klug fühlen, dort wurden sie zu Leonardo Da Vinci – auch wenn sie ganz schön doof aussahen. "Interstellar" aber, angedockt zwischen schauwertbändigendem Fragmentgeflecht (vgl. "Godzilla") und astrophysikalischer Liebesgravitation, zwingt sich diesmal, den Kopf nach unten zu neigen, anstatt hoch oben in ein ausgetrampeltes (Nolan-)Räderwerk verschlungener Aufschichtphasen zu verfallen: Die kindliche Innenansicht einer kosmisch-demutsvollen Amerikaerzählung, die auch dann überkocht, wenn der Raketenstart naht und die transzendente Liebe in ihrer wissenschaftlichen Unbegreiflichkeit abschließend die Unbegreiflichkeit der Wissenschaft selbst an den Rand drängt, gewinnt entscheidend an spontaner Ergriffenheit, ohne dass sich hierbei der Film auf die Apotheose der Spiritualität verlässt. Seine entladenen und ausladenden Wikipedia-Dialoge, sein erklärlastiges Genre-Sediment ohne Auslassungen, sein gestalterischer Fehlschluss, Universumsoriginalität mit Wasser und Schnee zur Vorstellungskraft umzudichten – wie gehabt. Aber all' das beflügelt "Interstellar", neues Terrain zu erschließen. Die Reise des Christopher Nolan führt (jetzt) über diese Konstanten, über den Horizont, hinaus, umrankt von sphärischem Orgelgeschrei und, sieh' an, flapsigem Witz. Mit Steven Spielberg hat sich Nolan, nebenher, eine Hommage ausgedacht, deren intimkitschiger Figurenschmerz aufs Angenehmste entgleist. Feuer (Spielberg) und Eis (Nolan) verbrüdern sich im "A.I."-Stil, selbst szenisch. Insofern "nur" kurzweilige Science-Fiction-Melange.

 6 | 10

Mittwoch, 22. Mai 2013

"Lawless" [USA 2012]


Wer schon immer einmal Jessica Chastain grazil von einem Schlafzimmer ins nächste wandern sehen wollte – gänzlich ohne Bekleidung und mit rotem Nagellack legt sie sich sanft aufs kuschelige Bettlaken zu ihrem Liebhaber Tom Hardy, des einsamen Indianers –, der sollte "Lawless" nicht verpassen, der sollte "Lawless" schleunigst nachholen, der sollte John Hillcoats zackigem Prohibitions-Brüderdrama unbedingt einen Blick hinterherwerfen, einen Chastain-Blick, wenn es sein muss. Sonst erklärt sich der Film aber nicht bereit, ein Genre auszuhöhlen: Von der im Off schwülstig plaudernden Knabenstimme, über beknackte Persönlichkeitsentwicklungen im Zentrum der Macht, hastig zusammengestückelten Handlungssträngen (Gary Oldman wird bravourös gegen die Alkoholkiste gefahren) bis zum Untergang der Macht in einer alles vernichtenden Brutalo-Schießerei streift Hillcoat die erzählerischen Manöver des von geschmackvollen Anzügen hochtrabend gesteigerten Männerkinos relativ harmlos und egal, keineswegs so sinnlich, wie sich beispielsweise Jessica Chastain im Bett räkelt. Neben den expliziten Gewaltspitzen (merke: eine durchgeschnittene Kehle ist jetzt kein Problem mehr), der meditativen Grabesstille und ausgemergelten Präriefarben im Grenzgebiet von Western und Whiskey begeistert aber die knallige (hihi) Besetzung. So feiert ein herausgeputzt-psychotischer Guy Pierce, der ein für ihn philosphisches Reinheitsgebot einhält, ein waschechtes Guy-Pierce-Comeback voller Hass und Ego, während LaBeouf mit Stinkefüßen blutig verdroschen wird. "Lawless" definiert Ekel unangenehm stimmungsvoll. 

5 | 10