Mittwoch, 1. September 2010

In aller Kürze: "So grün war mein Tal" / "How Green Was My Valley" [USA 1941]



Um zwei besonders ulkigen Tatsachen aus dem cineastischen Absurditätenkabinett zu begegnen, genügt ein schneller Blick in die entsprechende Wikipedia-Seite. Nicht nur, dass darin vermerkt ist, John Fords auf Richard Llewellyns basierende Familienchronik habe insgesamt vier (!) deutsche Alternativtitel parat, nein, dieser Heimatfilm namens "So grün war mein Tal" (oder "Schlagende Wetter", oder "Schwarze Diamanten", oder…) habe außerdem, damals vor langer, langer Zeit, als Hollywood noch schön war, den Prestigeoscar für den Besten Film gewonnen und sich gleichzeitig gegen Hochkaräter wie "Die Spur des Falken" und selbst "Citizen Kane" durchsetzen können. Leider wird das Werk seinem anhand der Preise postulierten Ruf als Klassiker nicht gerecht. Ford beschwört in seinem offensichtlich sozialkritischen Drama voller elementarer Lebensthemen das Bild eines zutiefst konservativen Familienbildes, das an der "neuen sozialökomischen Lebensweise" einer neuen technisierten Zeit zerbricht, die sich längst gewandelt hat. Was nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass "So grün war mein Tal" im Kern allerdings furchtbar anstrengendes wie phänomenal nerviges Bauerntheater verkörpert, das in unerträglich vielen pathetisch-religiösen Dialogen über Gottes unendliche Kraft schwelgt, wenn nicht zwischendurch entweder hysterisch gelacht oder heitere Volkslieder euphorisch zum Besten gegeben werden. Ford zeigt wehmütig-vergängliche Bilder einer idyllischen Dorfgemeinschaft, während im Hintergrund das Drehbuch nicht gerade idyllisch Amok läuft, indem es sich vergeblich entscheiden kann, ob es sich auf das Innenleben der walisischen Familie konzentriert, oder aber auf jenen epochalen Wandel zu jener einsetzenden Industrialisierung, welche die Morgans allmählich aus ihrem Paradies vertreiben. So oszilliert das Script unkontrolliert zwischen beiden Handlungssträngen. Ungeachtet dessen, dass zwei, drei irgendwie gelungene Momente (die Ausbildung des Sohnes zum Schulhof beherrschenden Schläger beispielsweise) sowie weitgehend überzeugende Schauspieldarbietungen tatsächlich den Weg in den Film gefunden zu haben scheinen, entpuppt sich "So grün war mein Tal" dennoch nicht weniger als ein auf große theatralische Gefühlsduselei aufgebauter Schmachtfetzen, der träge vor sich hin vegetiert.

3,5/10