Dienstag, 6. Januar 2009

Kurzkritik: Das fünfte Element (1997)

Story:

Korben Dallas ist im New York des Jahre 2259 Taxifahrer und ahnt noch nicht, das ihn ein mysteriöses Wesen in Gestalt einer schönen Frau ins Taxi fallen wird. Als das geschieht findet Korben heraus, dass die Frau der Schlüssel ist, ferner das sogennante fünfte Element, welches die Aufgabe hat, die Menschheit zu retten....

Kritik:

Mit "Das fünfte Element" hat sich Frankreichs Erfolgsregisseur Luc Besson ("Subway"; "Nikita") einen lang gehegten Jugendtraum erfüllt, wollte er doch die Science-Fiction-Geschichte schon immer auf Zelluloid realisieren, die aufgrund immenser Produktionskosten jedoch auf Eis gelegt wurde. Vorerst. Denn nach seinen kommerziell äußerst erfolgreichen Kassenschlagern wie "Im Rausch der Tiefe" oder vor allem dem grandiosen "Léon – Der Profi", war der Weg von nun an frei für den Franzosen und seinem "Das fünfte Element". Herausgekommen ist reinstes Popcorn-Entertainment, ein wilder Blockbuster mit Kultpotenzial, irgendwo anzusiedeln zwischen spaßiger Komödie im Sci-Fi-Look und explosiver Actionklamotte. Die Logik geht dabei entsprechend baden, ist Bessons Script doch mit zahlreichen plotholes durchzogen, mit Fehlern, die die Story mehr als löchrig erscheinen lässt. Da wird aus einem einzigen DNA-Rest, einer Art "Handschuh", gleichmal eine ganze Frau rekonstruiert, inklusive Haut und Haare, da werden Puzzleteile, genauer gesagt Steine, im Bauch einer Opernsängerin versteckt, die natürlich auch im richtigen Moment dem Tod entgegenblickt, da werden die angeblichen Kisten mit den Steinen darin niemals geöffnet von den Protagonisten, sondern immer nur mitgenommen etc. Die Liste könnte noch so weiter fortgesetzt werden. Macht aber nichts. Bessons herzerfrischende Space Opera, sein poppiges "Blade Runner"-Spektakel, macht trotzdem Spaß. Und wie. Einerseits durch Skurrilität, andererseits durch komödiantische Elemente (die nichtsdestotrotz immer mehr in den Fokus rücken, die Handlung hingegen immer mehr in den Hintergrund gedrängt wird), durch Gags, durch flockig-leichte Unterhaltung, und in erster Linie durch die nicht bieder ernste Inszenierung, derer sich der Regisseur bedient. An keiner Stelle hält sich "Das fünfte Element" nämlich für wichtig. An keiner Stelle wird dem Zuschauer Düsternheit offeriert oder – abgesehen von dem mehr oder weniger mysthischen Beginn – Ernsthaftigkeit suggeriert. Stattdessen ist Bessons Universum, das einem Comic gleichkommt, knallbunt, hektisch, schrill, laut, aber nicht minder intelligent, mit rasanten Bildern, mit Spannung, mit einer guten Portion knalliger Action, witzigen Dialogen und nicht zuletzt mit viel Esprit in die Tat umgesetzt.


Gerade auf visueller Seite kann das "Das fünfte Element" mit großer Stärke punkten. Allen voran das detailverliebte und somit ausführlich gestaltete Setting New Yorks aus dem Jahre 2259 ist schon für sich allein eine Sichtung wert. Angelehnt an Ridley Scotts "Blade Runner" - nur diesmal eben ohne Licht und stets algegenwärtige Nebelschwaden/Regengüsse -, sind es vor allem die kleinen Dinge, die einen großen Reiz auf den Betrachter ausüben. Sei es nun die immer länger werdenden Zigarettenfilter, die immer enger werdenden Wohnanlagen, die Tatsache, dass man jetzt nicht mehr nur rechts und links abbiegen kann, sondern auch oben und unten, dass es auch in der Zukunft ein McDonalds geben wird oder auch, dass, wenn man zum Chinesen essen gehen möchte, man jetzt nicht mehr ins Restaurant als solches geht, nein, der Chinese kommt lieber zu einem nach Hause, samt als Restaurant fungierendes Auto. Und das alles wieder in bunten, herrlich überdrehten, farbintensiven Colorierungen, was sich recht treffsicher in den ulkigen Kostümen eines Jean-Paul Gaultier widerspiegelt. Hinzu kommt eine rundum fabelhafte, in ihrer Vielfalt bestechende musikalische Untermalung von Eric Serra ("Im Rausch der Tiefe"; "Rollerball"), die hauptsächlich bei der Opernszene (eine tolle Schnitt-Gegenschnitt-Montage) zu Höchstform aufläuft und mal so ganz nebenbei eine Sequenz serviert, die das Wort "Kult" zweifellos tangiert. Doch solch eine illustre Optik verlangt geradezu nach einer illustren Besetzung. Da prügelt sich beispielsweise ein cooler Bruce Willis ("Stirb Langsam"; "Pulp Fiction") als Taxifahrer nach bester "Stirb Langsam"-Manier durchs Universum, tanzt mit unzähligen Horden von hässlichen, zugebenermaßen strunzdummen Viechern den Nakatomi. Ein Bruce Willis, der dem Streifen tatsächlich so etwas wie einen Stempel aufdrücken kann, genervt wird er dabei von einem bizarren Individum, dem Fernsehmoderator DJ Ruby Rhod (Chris Tucker), dessen sinnfreies Gesülze von der Farbe Grün irgendwie doch auf eine seltsame Art und Weise amüsant ist. Als amüsant kann man auch den als Antagonisten konzipierten Jean-Baptiste Emanuel Zorg alias Gary Oldman ("Léon – Der Profi"; "Batman Begins"), welchen man allerdings schon viel besser gesehen hat, bezeichnen. Seine Figur wirkt mehr lächerlich denn furchteinflößend, einen Endkampf zwischen ihm und Willis gibt es zudem nicht, Oldman scheitert stattdessen an seiner eigenen Dummheit. Zu guter Letzt wären dann noch der hochgradig lobenswerte Ian Holm ("From Hell"; "Der Herr der Ringe: Die Gefährten") und eine charmante Milla Jovovich ("Resident Evil"; "Ultraviolet"), die zwar nicht sonderlich viel in ihr acting investieren muss, gut sieht sie dabei trotzdem aus, immerhin hat Bessons besonderes Rezept, die Hauptrolle mit seiner derzeitigen Ehefrau zu besetzen, auch schon in "Nikita" funktioniert.

Fazit:

"Das fünfte Element" kommt ohne größeren Anspruch, ohne Tiefgang, ohne Message, ohne große Logik daher. Der Zuschauer soll einfach nur Spaß, Spaß und nochmals Spaß haben, sich zwischenzeitlich auch mal am opulenten Look ergötzen und mit den Figuren so richtig abfeiern, die irgendwie alle keineswegs normal erscheinen. Komischerweise geht Luc Bessons liebevolle, durchgeknallte, aber irgendwo schon kultige Reminiszenz an etwaige Kollegen des Genres tadellos auf, nur das allenfalls mittelprächtige Drehbuch und der allenfalls diesmal nur mittelprächtige Gary Oldman bzw. sein Charakter, ja, die verhindern den Aufstieg des Streifens in höhere Sphären. Für einen witzigen Abend mit Freunden ist er aber sehr zu empfehlen.

8/10