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Donnerstag, 3. April 2014

"Nymphomaniac 2" [DK, D, F, B, GB 2013]


[...] Wo "Nymphomaniac  1" Vollmilchschokolade und Eierlikör war, ist "Nymphomaniac 2" Bitterschokolade und hochprozentig. Der erste Teil, ein Jux. Der zweite, ein Magenhieb. Licht und Dunkel. Insofern ergibt die strikte Zweiteilung Sinn. Nach einem flotten Einstieg in vergleichsweise mittelschweren Blümchensex ("Nymphomaniac 1") beginnt "Nymphomaniac 2" schwermütig den Zerfall zu zeigen, wenn eine zunächst zwanglos fabulierte Lebensgeschichte ihre Finsternis offenlegt. Jetzt ist daraus ein Manifest über gesellschaftlich geächtete Sexualität geworden: über Sadomasochismus, Homosexualität und Pädophilie. In schweren, ausgetrockneten Bildern konterkariert von Trier das Stimmungsbild des ersten Teils. Auf dem Höhepunkt des Glücks setzt er einen Schnitt. Die Gunst des Schicksals verstummt. Joes (jetzt dauerpräsent: Charlotte Gainsbourg) intimer Erlebnisbericht stoppt dort, wo sich gleichzeitig ihre größte Angst manifestiert: beim Orgasmus und seiner Energie, die keine Sättigung mehr freisetzt. Um ihn, den Moment tiefster Lust, zu reaktivieren, nimmt sie im wahrsten Sinne des Wortes die Peitsche in Kauf. Hier ist "Nymphomaniac 2" entschieden mehr Lars von Trier, mehr Verweis auf das Schaffen eines Auteurs sperriger Emanzipationsdichtungen. Mehr ungefilterte Schönheit und einnehmende Hässlichkeit. [...]


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Mittwoch, 22. Mai 2013

"Lawless" [USA 2012]


Wer schon immer einmal Jessica Chastain grazil von einem Schlafzimmer ins nächste wandern sehen wollte – gänzlich ohne Bekleidung und mit rotem Nagellack legt sie sich sanft aufs kuschelige Bettlaken zu ihrem Liebhaber Tom Hardy, des einsamen Indianers –, der sollte "Lawless" nicht verpassen, der sollte "Lawless" schleunigst nachholen, der sollte John Hillcoats zackigem Prohibitions-Brüderdrama unbedingt einen Blick hinterherwerfen, einen Chastain-Blick, wenn es sein muss. Sonst erklärt sich der Film aber nicht bereit, ein Genre auszuhöhlen: Von der im Off schwülstig plaudernden Knabenstimme, über beknackte Persönlichkeitsentwicklungen im Zentrum der Macht, hastig zusammengestückelten Handlungssträngen (Gary Oldman wird bravourös gegen die Alkoholkiste gefahren) bis zum Untergang der Macht in einer alles vernichtenden Brutalo-Schießerei streift Hillcoat die erzählerischen Manöver des von geschmackvollen Anzügen hochtrabend gesteigerten Männerkinos relativ harmlos und egal, keineswegs so sinnlich, wie sich beispielsweise Jessica Chastain im Bett räkelt. Neben den expliziten Gewaltspitzen (merke: eine durchgeschnittene Kehle ist jetzt kein Problem mehr), der meditativen Grabesstille und ausgemergelten Präriefarben im Grenzgebiet von Western und Whiskey begeistert aber die knallige (hihi) Besetzung. So feiert ein herausgeputzt-psychotischer Guy Pierce, der ein für ihn philosphisches Reinheitsgebot einhält, ein waschechtes Guy-Pierce-Comeback voller Hass und Ego, während LaBeouf mit Stinkefüßen blutig verdroschen wird. "Lawless" definiert Ekel unangenehm stimmungsvoll. 

5 | 10

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Die imposanten 7: Akte X-Folgen [Season 7]

   #7 
   »HOLLYWOOD«   
»HOLLYWOOD A. D.« 
(E19)


Was erwartet den Zuschauer, wenn er eine "Akte X"-Episode written and directed by David Duchovny sieht? Lachmuskelrasen. Geballtes Lachmuskelrasen. Trash und Dünnpfiff. Aber geballter. Schwachsinn zum Quadrat ist schon die erste Szene – Scharfschützenzombies, die Lazarus-Schale, ein kettenrauchender Pontifex und ein inniges Techtelmechtel zwischen Scully und Mulder im Sarg. Daraus folgt ein, wie der Titel der Folge bereits andeutet, Film-in-der-Serie-Szenario voll' an überdrehtem Situationsschabernack (die Knochen tanzen!), geben sich Scully und Mulder doch für eine Verfilmung ihres eigentümlichen Berufsfeldes her, indem sie neben einem Religionsverbrechen zugleich mit ihren Hollywood-Plagiaten anbandeln: Scully als "Jodie Fosters Adoptivtochter für Minderbemittelte" und Mulder als "Harrison Ford für Arme als Zeuge Jehovas". Richard Gere spielt Skinner, Zombies tanzen in Harmonie und die Telefonkonferenz ist einwandfreier Kult. Hollywood eben. 

   #6  
  »DREI WÜNSCHE«   
  »JE SOUHAITE«    
  (E21)


Rattenscharfer Comedy-Quatsch mit überzuckerter Sauce, da es spannend bleibt, für welche drei Wünsche sich der Betreffende entscheidet. Alles kreist um eine Dschinn, die nachvollziehbarerweise richtiggehend genervt wirkt, wenn sie darauf wartet, dass ihr "Meister" geheimste, auf Erfüllung wartende Sehnsüchte gesteht. Zum Beispiel ein zugeklebter Mund des Chefs, eine Luxusjacht im Garten der abgewrackten Sozialsiedlung oder unsichtbar zu werden oder den toten (besser: verwesten) Bruder ins Diesseits zurückzuholen, bevor die Bude schlussendlich in die Luft fliegt. Man sieht: Mit dem Sprung nach oben kommt der Fall nach unten, auch Mussolini und Nixon wussten das. "Drei Wünsche" mahnt den Egoismus des Menschen an, der jedoch verdutzt dreinschaut, sobald sein Traum erfüllt wird. (Scully freut sich übrigens wie ein kleines Kind, als sie die Ehre hat, besagten Unsichtbaren zu obduzieren und damit ihren eigenen Traum wahr werden zu lassen. Vorläufig.)    

   #5   
   »TAUSEND STIMMEN«   
»THE SIXTH EXTINCTION« 
 (E02)


…buchstabiert das Finale eines Mythologie-Dreiteilers, dessen zwei vorangegangene Beiträge – "Artefakte" und "Böse Zeichen" – größtenteils in anstrengendem Religionskauderwelsch der These nachgingen, ob uns die Außerirdischen als wahre metaphysische Macht geschaffen haben. "Tausend Stimmen" jedoch charakterisiert Fox Mulder zum Alien-Mensch-Hybriden, und was konstruiert wirkt, ist hauptsächlich eine Geschichte über die Vergänglichkeit der Gegenwart und den Pessimismus der Zukunft. In einer von wunderhübschen Impressionen begleiteten Vision leben Deep Throat und Samantha zusammen, während Mulder in einem gemütlichen Haus unzählige Sonnenblumenkerne bunkert, mit Fowley eine Familie gründet und sich der Nachbarschaft des Rauchers erfreut. Doch alles um Mulder herum stirbt und es liegt letztendlich an Scully, Mulder in der Jetztwelt zum bedingungslosen Weiterkämpfen zu drängen. Wahrlich demutsvoll – auch die dämonischen Bilder der Kolonialisierung.      

 #4 
»VOLLMOND«
 »X-COPS« 
 (E12)


"Akte X" anders arrangiert, total anders, im Reality-TV-Format: händeschlotternd, körnig, dilettantisch. Bei Vollmond wohnt unser zickiges Duo einer Gruppe von verzweifelten Polizisten bei, deren Bestürzung daher rührt, weil sie etwas gesehen haben, das einer rationalen Verbrechensaufklärung widerspricht. Ein Werwolf, Freddy Krueger, der Wespenmann – unter Taschenlampen- und Straßenlaternenlicht mitten im Sündenpfuhl an Schmutz und häuslicher Verwesung repräsentieren sie die Triebfeder der Angst des Menschen. Vorrangig ist "Vollmond" aber weder bedrohlich noch besonders intelligent, sondern eine Spaßexplosion sondergleichen. Da lässt sich ein homosexuelles Pärchen dazu hinreißen, Norma Desmond zu imitieren, Skinner ist innbrünstig davon überzeugt, dass das FBI keine Geheimnisse hätte, und Mulder hält paranormale Endlosdialoge vor der Kamera, zum Missfallen Scullys. Eine Kamera, die nicht immer die Wahrheit zeigt.              
  #3  
  »GAME OVER«   
»FIRST PERSON SHOOTER« 
 (E13)


In der Präsentation formaler Extravaganz wird die Serie mit der Wahrheit irgendwo da draußen spätestens seit der sechsten Staffel nicht mehr müde. Sollte sie auch nicht. "Game Over" passt sich dem zunehmenden Zeitalter virtueller Testosteronausschüttung an und versinkt in einem Sumpf an grobschlächtiger Männlichkeit, die auf ihre niedersten Instinkte zurückgeschleudert wird, was bedeutet, dass Scully den Wald vor lauter steinzeitlichen Gorebauern nicht mehr sieht. Ein offensiv herbeigeführter "Basic-Instinct"-Verweis entlarvt Mulder zwischenzeitlich als auch nur ganz normales, triebgesteuertes Wesen, während er zusammen mit Scully ein Videospiel im Kampfanzug nebst Blutbeuteln und Sonnenbrille bestreitet, um in dessen Level – darunter im Western – die ultimative Götting aller Fleischeslust aufzuhalten. Nein, zu killen! Die Episode zelebriert ungeahnte Sinnlosigkeit, in deren Ende jedoch die Emanzipation gewinnt. Das ist Entertainment!      

 #2  
  »ALTE SEELEN«   
»SEIN UND ZEIT« 
...
   »STERNENLICHT»   
»CLOSURE» 
 (E10/11)


Mulders Mutter erliegt ihrem Krebsleiden, und dieser Abschied ist nicht der einzige dieser Doppelfolge. Trauer durchzieht sie, Selbstverleugnung und -erkenntnis charakterisiert sie. Was als Entführungsfall beginnt und beim mutmaßlichen Täter auf einem Massengrab, umgeben von schluchzenden Polizisten und träumerischer Resignation, endet, entpuppt sich als dramaturgischer Trick, das narrative Element der Entführung im zweiten Teil zur Parallele des berüchtigtsten Entführungsfalls der Serie zu erklären – nämlich Samanthas Verschwinden, auf dessen endgültiger Aufklärung Mulder ein Recht hat. Mit der Hilfe eines ebenfalls desillusionierten Hellsehers und wenigen komödiantischen Allüren scheint das Rätsel um Mulders Schwester nach sieben Jahren gelöst. Moby unterstreicht das Ende tiefenspirituell, es entsteht eine innige Verbindung, die kein Werkzeug jemals zerschneiden könnte. Mulder ist frei, dem Himmel ergeben.       

  #1  
»DAS GLÜCK DES HENRY WEEMS« 
»THE GOLDBERG VARIATION« 
 (E06)


Scully und Mulder sehen sich einer schiefen Ermittlung ausgesetzt, bei der Glück die treibende Kraft sei. Sie wollen den größten Glückpilz der Welt aufspüren und schützen, obwohl Mulder weiß, dass er gar nicht geschützt werden muss: Dieser Glückspilz, der ein Geschenk fürs FBI wäre, gewinnt beim Pokern (Straight Flush) und beim Lotto ($100.000), überlebt einen Sturz (30. Stock) und die gegelte Mafia gleich mit. Und das nur, weil ein totkranker Freund auf eine Spenderleber wartet (der junge Shia LaBeouf!). Menschlich ebenso wärmend wie erbauend ohne Ende, werden Scully und Mulder zu einem Teil einer trickreich-verschachtelten Kettenreaktion aus Ursache und Wirkung, die nur glückliche Gesichtsausdrücke kennt, nachdem das Ende gekommen ist. Währenddessen versucht sich Mulder als Klempner. Er mag ein scharfsinniger Agent sein, aber zum Klempnern fehlt ihm das gewisse Etwas. Drehe das Wasser zu und du wirst noch mehr bespritzt!