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Freitag, 30. März 2018

Die imposanten 7: Erstsichtungen 2017, Pech

7. Platz:


"Star Wars: Episode VIII - Die letzten Jedi"
("Star Wars: Episode VIII - The Last Jedi", Rian Johnson | USA 2017)

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6. Platz:


"1984"
("Nineteen Eighty-Four", Michael Radford | USA 1984)

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5. Platz:


"Der Nachtmahr"
(Achim Bornhak | D 2015)

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4. Platz:


"La La Land"
(Damien Chazelle | USA 2016)

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3. Platz:


"High-Rise"
(Ben Wheatley | GB 2015)

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2. Platz:


"Hacksaw Ridge - Die Entscheidung"("Hacksaw Ridge", Mel Gibson | USA, GB 2016)
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1. Platz:


"Deadpool"
(Tim Miller | USA 2016)

Montag, 25. Dezember 2017

"Star Wars: Episode VIII - Die letzten Jedi" / "Star Wars: Episode VIII - The Last Jedi" [USA 2017]


Nach "Star Wars: Episode VIII – Die letzten Jedi" darf Rian Johnson durchaus weiterhin Filme drehen, aber es wäre für alle das günstigste Los, wenn er dies auf Jakku tun würde. Traditionen zerbröseln und auf dem Aschehaufen des Träumens gleichzeitig einen neuen Traum konstruieren, wie es ihm angedichtet wird – wo? Obschon Johnson im All den Ästheten spielt, der in rotfleischigen Refugien, sandaufkratzenden Bodenschlachten und lautlosen Explosionen ganz zu sich selbst findet (oder zu einem Verständnis von eigenwilliger Atmosphäre, die sich über jene anachronistische von "Star Wars" interessanterweise erhebt), erschöpft sich sein kanonischer Eintrag im Milchmelken, Tierchenbestaunen und depressiven Unkrautgrimassieren. Das ist nicht "Star Wars", das ist noch nicht einmal ein "Star-Wars"-Seitfallzieher, ein spannendes Spiel mit hinterfragenden Perspektiven auf den Mythos durch den Mythos. Hauptsächlich ist das würdelos. Was sollte es sonst sein? Von der Leia (Carrie Fisher), die zu Beginn auf einen Bildschirm blickt, der die soeben verstorbenen Piloten mit einem Kreuz rahmt (wie niederschmetternd geräuschlos dies Johnson porträtiert, kommt einer subtilen Trauer gleich, deren Schwermut der Film nachfolgend lieber parodistisch unterläuft), bleibt nicht viel übrig. Im Gegenteil: Eine Leia bleibt übrig, die dem Tod davonfliegt. Carrie Fisher hätte Besseres verdient gehabt. Die Ehrung, die ihr im Abspann zuteilwird – Hohn geradezu. 

Es scheint, dass "Star Wars: Episode VIII – Die letzten Jedi" aus den postmodernen Nervattacken eines "Star Wars" hassenden Proleten stammt, der sich lustig schimpft. Die üppige Laufzeit verwandelt diese Episode in ein Spiegelkabinett repetitiver Bedienungsmöglichkeiten (davon völlig haarsträubend: das Casino samt hässlich animiertem "Jurassic–Park"-Befreiungspathos), die eine Taste nach der anderen bedient: Aktion, Reaktion, Todesgefahr, Rettung, ausatmen, einatmen. Weiter, immer weiter. Dieses kalkulierte, diktatorisch zerfranste "Star Wars" schafft keinen Raum mehr für die Wunderdinge der Macht, die, wie ironisch sich das auch anhören mag, bis zur allerletzten Konsequenz nun von jedem erspürt, angewendet werden kann. Von jedem – das heißt auch von denjenigen, die sich der Macht um der Macht willen verschreiben. Einst ging es in "Star Wars" um etwas. Um etwas den Sinn Überwindendes, um eine Andacht in der Kathedrale der Popkultur. Der Glaube war stark, aber nie zu missionarisch. Disneys "Star Wars" glaubt nichts mehr, und Rian Johnson – sein Mut ist ihm gleichwohl nicht zu nehmen – fängt diesen Transzendenzverlust auf, indem er über ihn lacht. Er lacht über die Bösen, die Guten, er belacht das Gefühl, mit dem sich "Star Wars" fassen ließ: dem Unerklärlichen der Heimat, der Heimkehr, ummantelter, warmer Umarmung. Jetzt zeigt ein Loch auf einer Insel direkt auf den Kopfschuss. Es führt kein Weg mehr zur Heimat, nicht ins Irgendwo, sondern ins Nirgendwo: Das Lichtschwert, oh, wirf' es doch weg!

3 | 10

Freitag, 8. März 2013

"Looper" [USA 2012]


Zeitreiseparodoxie einmal andersherum gedacht: Kein Dauerfeuerwerk, keine in sich selbst verliebte Technik, keine Verzierungen und Verrenkungen, um sich für ein Mehr an unterschiedlichen Zeitebenen erzählerisch zwingend verrenken zu müssen. Die Kausalkette zweier widerstreitender Ichs, verloren im Kreislauf der vorherbestimmten Reaktion, erscheint bei Rian Johnson, speziell in seichter Mainstream-Verselbstständigung, wie ein flinkes, stringentes, vor allem jedoch einfallsreiches Gedankenspiel in der Urbanität pechrabenschwarzer Zukunftsdepression, das seinen ungeschärften, knittrigen Einschlag des Independent-Kinos selbstbewusst vor sich herträgt. "Looper" macht sich kleiner, als es die Thematik eigentlich provoziert.

Ohne den Gedanken an ein sperriges Akademieseminar Existenzphilosophie zu verschwenden, verspinnt der Film moralische Fragen nach dem ethischen Gehalt eines für den Wert menschlichen Überlebens notwendigen Tyrannenmordes und der Selbstüberschätzung familiärer Erziehung mit spaßiger (Western-)Action und energischer Verfolgung bisweilen so belebend, dass Johnson beinah jene plakativen Reminiszenzen vergessen lässt, die ihn eindeutig als Noir-Nerd herausheben – dunkel gekleidete, grimmige Männer jagen dunklen, grimmigen Straßenblöcken entlang. So lange, bis der Film melodramatisch Hoffnung atmet und einen Kontrast warmer Farben zu jenen dunklen konsequent herstellt.

Die Botschaft, ein kleinkindliches Monster der Welt dennoch auszuliefern, kann man getrost verantwortungslos und reaktionär nennen, und es ist auch nicht so, dass "Looper" das einlöst, was er begonnen hat – weder die Drogen-Nebengeschichte noch der von Erinnerungen bestärkte Identitätsaustausch zwischen zwei stoisch dreinblickenden, gelangweilt schlurfenden Lebensrettern denkt der Film ab dem effektheischenden Telekinese-Intermezzo zu Ende. Denn letztendlich verrenkt sich "Looper" nun einmal nicht, sondern beschränkt sich auf veritable Zeitreise-Unterhaltung, die er in einer intertextuellen Geste bündelt, die zugleich Johnsons erzählerische Signatur darstellt, dem zu untersuchenden Sein eine Abfuhr zu erteilen: John McClane mit Knarre. Alle tot, er blutet.

6 | 10