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Freitag, 13. Februar 2015

"Gone Girl - Das perfekte Opfer" [USA 2014]


Muss dieser David Fincher entkräftet gewesen sein, um sich neun Filme lang hinter einer Täuschungsmasche zu verhüllen – jetzt, definitiv, bekennt er sich zur IKEA-Exploitation, gekonnt ausgeschmückt, reißerisch feminisiert und nie überanstrengt, Charaktere an bekannten Twist-Ampeln anzustupsen, als sie sein zu lassen. Dies ist der Drehbuchseiten raschelnde Metakniff in "Gone Girl": Dieser Film ist die manipulatorische Vorderseite von etwas Wechselwütigem, das wir nicht sehen sollen, teilnahmsvoll und vulgär, reglementiert und entrüstet vor ablenkenden Überraschungen, deren gruselige Plausibilität den sprungbereiten Medienzirkus karikiert. Die übelkitschigen Eheszenen, die übelschrägen Verwicklungen, die übelschlechten Rotationstricks – das muss System sein, um den Betrug grotesk zu verfielfachen. Hätte ein weniger versierter Arrangeur wie David Fincher den hartnäckig selbstdemontierenden (hartnäckig stupiden) Stoff Gillian Flynns dramatisiert, hätte ein Fiasko entstehen können. Aber Fincher schlittert bisweilen exzentrisch in die Vorlage und muntert sie mit seinen ziseliert gesteuerten Schauspielern auf, der Puddingtropferei Rosamund Pikes, dem heimtückischen Augenkontakt Ben Afflecks. Oder den gestanzten Credits. Im Film allerdings fällt ein wichtiger Satz. Amys (Pike) abgeschmackte Story sei zu perfekt. Reflektiert sich "Gone Girl" (auch) hier? Finchers Jubiläumswerk sitzt in der Tat einer erzählgestaltenden Perfektion auf, die jede Luftblase erfasst, jeden Kalkulationsfehler vernichtet und erst dadurch, ja, auf der Mattscheibe schwerlich ernst zu nehmen ist.

5 | 10

Freitag, 21. März 2014

"A Long Way Down" [GB, D 2014]


In die Untiefen des hyperhysterischen Betroffenheitskitsches vordringendes Suiziddrama, das sich hochgradig wichtig und prinzipiell philosophisch gibt, um sich sogleich zu verkaufen, an eine Multiplex-Moral, an Lebensplattitüden, an feuchte Wangen, tränende Augen und der Garantie, dass das hauptsächlich auch kurzweilig zu sein hat. Nick Hornbys skurrile Ausgangsposition über vier potenzielle Selbstmordkandidaten, die sich gegenseitig davon abhalten, überträgt Pascal Chaumeil in einen entzweigerissenen Film: Für pointierte, lakonische Sprücheklopferei, echt Britisch, schwarz ohne Zucker, ist "A Long Way Down" zu brav und mit zusammengezogenen Zähnen in der zweiten Hälfte vermehrt am abgeschmackten Kuschelklassentreffen interessiert. Für ernste, lebenskluge Gedanken andererseits ist er, der Film, extrovertierter, flapsiger (Overacting-Grauen Imogen Poots, umhüllt von blonder Hohlheit) und behaglicher, als es ihm stehen würde. Gelegentlich sanfte Schmunzler über eine melancholisch-anarchische Gruppendynamik inbegriffen, verteilt auf "B-Promi" und Feierbiest Pierce Brosnan, Idiotenpolitiker Sam Neill sowie Dauerlügner Aaron Paul, mag man "A Long Way Down" zeitweilig mögen, seinen freien Geist, seine Lässigkeit, seinen optimistischen Charakter eines Lebens, das es trotz Dunkelheit und Qual wert ist, gelebt zu werden. Aber was nützt alle Energie, wenn sie verpufft? Sobald Chaumeil das Mitleid seines Publikums herausfordert, ist das kein Film mehr, der nett ist, sondern ausschließlich unfreundlich. Alles in allem Baukasten-Dramedy, mit charmant-überzogenem Presseheft. 

4.5 | 10

Mittwoch, 15. Mai 2013

"Jack Reacher" [USA 2012]


Jack Reacher, ein Hüne, Denker und Brutalo-Rächer, nimmt sich die Zeit, um in einem Serienmord zu ermitteln. Genauso "Jack Reacher". Ruhige Einstellungen ohne ausgedehnten Musikaufwand, feste Kamerapositionen, präzises Dialoggeschick: Einen den heutigen (Thriller-)Sehgewohnheiten enthobenen Anachronismus transportiert dieser Film, der an die knackig erzählten, aber thematisch zentnerschweren Spionagefilme der 70er einen Anschluss findet. Digitalen Schnickschnack braucht "Jack Reacher" ebenso wenig, wie überfrachtet geschnittene Handy-Szenen zwischen getriebenen Personen, die an jedem Ort erreichbar sein müssen. Dass Christopher McQuarrie den Ton unmissverständlich drosselt, mag überraschen – heute, wo der Ton die Spannung bestimmt, wo die Stimme erhoben wird, anstatt den Verstand grübeln zu lassen. Feinmechanisch bewegt sich "Jack Reacher" demnach in einem eigentümlichen Paralleluniversum einer Urbanität, die, zusammen mit den komprimierten Bewegungsabläufen in handgemachten Action-Sequenzen (eine dezente, karge Verfolgungsjagd im "Drive"-Stil durch die Nacht beispielsweise), dem Michael-Mann-Kino einen Wink mit dem Zaunpfahl beschwert. Inmitten dieser nie akademischen Reduziertheit wagt McQuarrie eine (in ihrer Simplizität bündig erzählte, detektivische) Geschichte, die er augenzwinkernd verzerrt, in einer sonderbaren Welt, die nicht die unsere ist: ein obskur sabbelnder Werner Herzog, zwei Schlägertypen, die sich versehentlich fast selbst umbringen, eine aufreizend eng gekleidete Anwältin, ein brummiger Waffennarr. Aber keine Angst, er schießt nüchtern und mit Bedacht. "Jack Reacher" auch.

7 | 10

Mittwoch, 8. Mai 2013

"Doom - Der Film" [USA, D, UK, CZ 2005; Extended Edition]


Manche Videospiele sollten ihre filmische Mutation auf der Leinwand besser nie erfahren. Nein. Nein! "Doom" ist eines davon. Trotz brodelnder Dunkelheit und den daraus abgeleiteten Informationslücken, mit der sowohl Spiel als auch Film kokettieren, um hinter schwarzen Geheimratsecken unweit eines labyrinthischen, verrotteten Gangsystems Begegnungen mit Mutanten umso paukenschlagartiger zu gestalten, emanzipiert sich "Doom – Der Film" von "Doom", dem Ego-Klassiker der auf Konsolen und Tastaturen einhämmernden Nachtschwärmer explizit. Keine Hölle, kein Gruselmoment, kein überbordendes Fantasieren – dem Geheimnisumwitterten, Rätselhaften und Diabolischen der Vorlage setzt Andrzej Bartkowiak das MTV-Gebaren schneller Schnitte mit wenig Emotion entgegen. Frei nach der Devise, dass Söldner cool sind, sobald sie anfangen, cool zu ballern und cool zu labern. Zu einem Dreiviertel sowieso "Aliens"-geschädigt, "Stargate"-verseucht und "Star Wars"-vergiftet (irgendein Typ gibt den Mark Hamill und wird an seinem Bein ins Wasser gezogen), sucht und entwertet sich der Film seine Vorbilder zusammen, weswegen ihn "Doom", seine behauptete Hauptinspirationsquelle, in diesem trivialen Referenz-Rambazamba eigentümlicherweise gar nicht zu interessieren scheint. Erst in den letzten Zuckungen kratzt Bartkowiak an dem Potenzial, den das Spiel vorgibt, mit einer rhythmisch choreographierten Ego-Shooter-Sequenz, Kettensäge und Ekelvieh inklusive. Allgemeinplätze wie Bruder-Schwester-Differenzen, verbale Raufereien um Befehlsgewalten sowie aus wissenschaftlicher Hybris hervorgetretene biologische Anomalien verpuffen im Keim erschlagender Dusseligkeit. 

2 | 10