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Freitag, 21. März 2014

"A Long Way Down" [GB, D 2014]


In die Untiefen des hyperhysterischen Betroffenheitskitsches vordringendes Suiziddrama, das sich hochgradig wichtig und prinzipiell philosophisch gibt, um sich sogleich zu verkaufen, an eine Multiplex-Moral, an Lebensplattitüden, an feuchte Wangen, tränende Augen und der Garantie, dass das hauptsächlich auch kurzweilig zu sein hat. Nick Hornbys skurrile Ausgangsposition über vier potenzielle Selbstmordkandidaten, die sich gegenseitig davon abhalten, überträgt Pascal Chaumeil in einen entzweigerissenen Film: Für pointierte, lakonische Sprücheklopferei, echt Britisch, schwarz ohne Zucker, ist "A Long Way Down" zu brav und mit zusammengezogenen Zähnen in der zweiten Hälfte vermehrt am abgeschmackten Kuschelklassentreffen interessiert. Für ernste, lebenskluge Gedanken andererseits ist er, der Film, extrovertierter, flapsiger (Overacting-Grauen Imogen Poots, umhüllt von blonder Hohlheit) und behaglicher, als es ihm stehen würde. Gelegentlich sanfte Schmunzler über eine melancholisch-anarchische Gruppendynamik inbegriffen, verteilt auf "B-Promi" und Feierbiest Pierce Brosnan, Idiotenpolitiker Sam Neill sowie Dauerlügner Aaron Paul, mag man "A Long Way Down" zeitweilig mögen, seinen freien Geist, seine Lässigkeit, seinen optimistischen Charakter eines Lebens, das es trotz Dunkelheit und Qual wert ist, gelebt zu werden. Aber was nützt alle Energie, wenn sie verpufft? Sobald Chaumeil das Mitleid seines Publikums herausfordert, ist das kein Film mehr, der nett ist, sondern ausschließlich unfreundlich. Alles in allem Baukasten-Dramedy, mit charmant-überzogenem Presseheft. 

4.5 | 10

Freitag, 21. Dezember 2012

"High Fidelity" [USA, GB 2000]


Auf die Gefahr hin, der Kultfilmbanauserei bezichtigt zu werden, mit einem frisch geschliffenen Schwert Konsensrezeptionen genussvoll zu zerschneiden, statt in den Ton derjenigen einzustimmen, die im Chor ihr Hohelied singen, sollte allen drohenden Handbewegungen zum Trotz gesagt werden: Das ist mitnichten ein guter Film, keine Chance. "High Fidelity" dreht sich um Liebe und deren wimpernschlagähnliche Beziehungsflüchtigkeiten. Um staubige und verrauchte und verlebte Schallplattenjahre. Und Musik und deren popkulturelle Götzenanbetung von närrischen Vögeln und Nerds ihres Metiers, die alles besser zu wissen, zu schätzen, die alles besser zu würdigen glauben als der sowieso geschmacksresistente Rest. Was anfänglich einer angenehm durchtriebenen Musikcollage mit energischen Darstellern kauzigsten Listenstrukturen folgt, landet in dem Moment bäuchlings auf dem Boden der Redundanz, wenn immer wieder und immer wieder und immer wieder über selbstgefällige musikalische wie persönliche Ab- und Aufstiege herumschwadroniert wird.

Das kann in der Hornby-Vorlage literarisch funktionieren, funktioniert aber filmisch kaum, weil gerade das unbändige Ausleben, das Ausleben einer Szene, des Augenblicks fernab jedweder Zukunfts- oder Vergangenheitsreflexion, besser noch: schlicht das Genießen der Musik, wie es die aus dem Nähkästchen geformte Philosophie des von John Cusack gewohnt tragikomisch gespielten Losers zeigt, dort stockt, wo der Typ immer wieder und immer wieder und immer wieder dazwischenquatscht. Mein Gott, ist es denn wirklich so schwer, einfach mal die Klappe zu halten? Der Coolness-Faktor muss dabei extrem sein, wie sonst lässt sich denn eine verrückte Geschichte erzählen? Hier ist alles überkandidelt, absolut alles, nichts authentisch, ja nichts "normal", die Kleidung ohne Zweifel, die Figuren, das Ambiente. Gefühle. Richtig – gleichförmige Gefühle, keine tiefgreifenden, keine erhabenen, sondern gekünstelte.

Frears sinniert über diese, na klar, verrückte Liebe derart saftlos zwischen den Drehbuchseiten, dass das Beziehungschaos dem klassisch bräsigen Beziehungsgesülze privater Fernsehsender weicht, aus überkandidelt wird so gewöhnlich, aus lebensnah absehbar. Irgendwann taucht dann auch noch Catherine Zeta-Jones auf. Lässt man die wunderbar britische Sequenz außer Acht, in der Tim Robbins (als schmuckvernarrtes Ekelpaket!) aus unterschiedlichen Blickwinkeln köstlich verbal verdroschen und später dann körperlich geschunden wird – der Höhepunkt –, sowie einen gewitzten Springsteen-Cameo, ergeht sich der Film zusehends in platten Humoreskapaden, die lange genug vorher ankündigen, um voll fett zu raunen, dass bald eben was zum Lachen kommt: aufgepasst, voll anders! Und dann ist es doch wieder Schenkelklopfer. Infolge ebendieser darf Jack Black (peinlich überdreht wie eh und je) Arschritze zeigen. Was für ein Arsch.   

4 | 10