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Mittwoch, 10. Juni 2015

"Network" [USA 1976]


Getreu des "zornigen Propheten" (rastlos: Peter Finch), der in einer eigens für ihn konzipierten Fernsehshow von dem Abriss der Volksherrschaft polemisiert (im Umkehrschluss entsteht eine erneuerte, eine mediale und irreführende Volksbeherrschung), ist sein Forum, Sidney Lumets unaufhaltsames Quotenk(r)ampf-Pamphlet "Network", eine launische, verschnupfte, gehässige Anklage des modernen Menschen in einem Drehbuchleben fortgesetzter Struktur, die eine Nabelschnur zu den Konzernen des übergreifenden Ganzen herstellt: Telefonklingeln, Handzeichen, Vorschläge. Das menschliche Leben in "Network" wurde absorbiert – das Vorspiel bis zum Orgasmus untersteht einem instinktiven Reaktionsmechanismus, als wenn Sender weggezappt, Programme vorgespult und auf Suggestionstöne gehört werden. Ein technoider, fremdbestimmter Wahnsinn, kaum mehr humanitär. Satire darf nicht nur verletzend sein, Satire muss über den Horizont hinaus, muss karikieren, hauptsächlich aber Sprengstoff anrühren, der begreift, ohne zu beleidigen. "Network" nistet sich dort ein. Während die schlampig-zerzausten Dialogdetonationen von Paddy Chayefsky den Grundgedanken der Röhre angreifen (und wir, Zustimmung nickend und heuchelnd, vor genau dieser sitzen), geht "Network" weiter, indem er das Leben vor der Röhre zum deprimierenden Durcheinander (un)menschlichen Bewusstseins verbreitert, dem der zivilisatorische Gesinnungswandel hin zu vollautomatischen "Nuttensendern" und kommerzieller Beeinflussung nicht bekommt. Wahre Satire war selten subversiver: Howard Beale (Finch), das allmählich überalterte Konzept, hat mit dem letzten (tödlichen) Auftritt die größte Quote eingefahren.

9 | 10

Mittwoch, 15. Mai 2013

"Jack Reacher" [USA 2012]


Jack Reacher, ein Hüne, Denker und Brutalo-Rächer, nimmt sich die Zeit, um in einem Serienmord zu ermitteln. Genauso "Jack Reacher". Ruhige Einstellungen ohne ausgedehnten Musikaufwand, feste Kamerapositionen, präzises Dialoggeschick: Einen den heutigen (Thriller-)Sehgewohnheiten enthobenen Anachronismus transportiert dieser Film, der an die knackig erzählten, aber thematisch zentnerschweren Spionagefilme der 70er einen Anschluss findet. Digitalen Schnickschnack braucht "Jack Reacher" ebenso wenig, wie überfrachtet geschnittene Handy-Szenen zwischen getriebenen Personen, die an jedem Ort erreichbar sein müssen. Dass Christopher McQuarrie den Ton unmissverständlich drosselt, mag überraschen – heute, wo der Ton die Spannung bestimmt, wo die Stimme erhoben wird, anstatt den Verstand grübeln zu lassen. Feinmechanisch bewegt sich "Jack Reacher" demnach in einem eigentümlichen Paralleluniversum einer Urbanität, die, zusammen mit den komprimierten Bewegungsabläufen in handgemachten Action-Sequenzen (eine dezente, karge Verfolgungsjagd im "Drive"-Stil durch die Nacht beispielsweise), dem Michael-Mann-Kino einen Wink mit dem Zaunpfahl beschwert. Inmitten dieser nie akademischen Reduziertheit wagt McQuarrie eine (in ihrer Simplizität bündig erzählte, detektivische) Geschichte, die er augenzwinkernd verzerrt, in einer sonderbaren Welt, die nicht die unsere ist: ein obskur sabbelnder Werner Herzog, zwei Schlägertypen, die sich versehentlich fast selbst umbringen, eine aufreizend eng gekleidete Anwältin, ein brummiger Waffennarr. Aber keine Angst, er schießt nüchtern und mit Bedacht. "Jack Reacher" auch.

7 | 10