Posts mit dem Label Maurice Jarre werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Maurice Jarre werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Mittwoch, 19. Oktober 2016

"Enemy Mine - Geliebter Feind" [USA, D 1985]


Ohne emotionale Defizite bestücktes, ausnehmend liebevolles Annäherungskino interkultureller Kompetenz: Ein abgestürzter Raumpilot (mit Zottelmähne und Holzfällerbart: Dennis Quaid) begegnet auf einem unwirklichen Planeten seinem (politischen) Feind, dem Drac Jerry (betulich: Louis Gossett Jr.), ein echsenartiges, geschlechtsloses Geschöpf höherer Intelligenz. Sprache verbindet, die Umstände ihrer Situation vereinen und schweißen sie zusammen. Auch wenn der (gehetzte) Verlauf altmodische, simplifizierende Haken intimen Näherkommens beider diametraler Rassen schlägt – Wolfgang Petersens magisch getrickstes US-Debüt fürchtet sich nicht vor süßem Kitsch, mystischem Beiwerk und liebem Charme, vor einer von der Digitalisierung hinreichend eingeholten, skulpturalen Ausschmückung organisch-fleischlicher Welten und sprießender Farbmischungen. In "Enemy Mine" entdecken Regisseur und Zuschauer gleichauf die wunderlichsten Wunder: widerspenstige Schildkrötenpanzer, im Sandgrubengeröll verbuddelte Monster, eisigen Schnee und expressive Landschaftslyrik. Das actionreiche, körperliche Finale spielt Petersen dagegen in einer abermals detailliert gestalteten Kulisse aus, in einer verrauchten, dampfenden Gesteinsstation, in der dunkle Sklavenhändler Dracs zum Arbeiten nötigen (wie der Film überhaupt immer wieder, eventuell unfreiwillig, Spielberg und Spielbergs "Indiana Jones und der Tempel des Todes" nachahmt). Stets bricht in diesem einfältig-ungezwungenen Fantasy-Quatsch unmittelbarste, rohe Brutalität durch – es ist die Untermauerung dessen, wie notwendig die Pflicht spontaner Menschlichkeit ist, die in allen Kulturen auf einem verwandten Nährboden gründet, ob auf einem großen oder kleinen Buch.    

6.5 | 10

Montag, 28. Oktober 2013

"No Way Out - Es gibt kein Zurück" / "No Way Out" [USA 1987]


Altmodisch eingekleideter Dienst-nach-Vorschrift-Thriller, der an den Hebeln der Macht mit Missgunst und Missbrauch zur perfiden Bewahrung demokratischer und persönlicher Leitprinzipien spielt. "No Way Out" vereint erstmals Regisseur Roger Donaldson und Hauptdarsteller Kevin Costner. Beide sollten sich zur Millenniumwende für ihr zweites gemeinsames Politprojekt "Thirteen Days" wiedersehen. Der fraglos bessere, klügere der Filme ist aber "Thirteen Days", während "No Way Out" den Hitchcock-Suspense vieler plakativ konstruierter Überraschungssituationen braucht, bei dem sich sowohl Protagonist (emotional indifferent: Costner) als auch Zuschauer auf einen fundamentalen Informationsvorsprung berufen, um unter omnipräsenter Gefahr des verräterischen Zuckens der Augenlider existenzielle Schuld abzuwenden. Die Isolation des Raumes (der Hauptteil des Films spielt in zugestellten, abgeschotteten Bürorefugien) untermauert die erdrückende Enge und imaginäre Schlinge, die kontinuierlich am Hals des Delinquenten baumelt. Eine schmale Gratwanderung beschreitet Donaldson jedoch: Zunächst suhlt er sich in ausgewalztem Melokitsch, gipfelnd in einer ätherisch-fleischigen Sexszene auf der Rückbank einer Limousine, bevor der dezent im Hintergrund bedrohlich-mystisch glimmende Score (Maurice Jarre) das dramatisch ansteigende Konflikt- und Spionageszenario in allen erdenklichen Genreverrenkungen einleitet, einschließlich Verfolgungen zu Fuß und der als letzte Möglichkeit verbliebene Selbstmord per Kopfschuss. Bestechend – John Alcotts letzte Kameraarbeit (der Vorspann: ein Meistwerk der Bewegung) und Will Pattons einnehmende, erregende Gier hinter der äußerlichen Dauerprofessionalität.

5 | 10