Ohne emotionale Defizite bestücktes, ausnehmend liebevolles Annäherungskino interkultureller Kompetenz: Ein abgestürzter Raumpilot (mit Zottelmähne und Holzfällerbart: Dennis Quaid) begegnet auf einem unwirklichen Planeten seinem (politischen) Feind, dem Drac Jerry (betulich: Louis Gossett Jr.), ein echsenartiges, geschlechtsloses Geschöpf höherer Intelligenz. Sprache verbindet, die Umstände ihrer Situation vereinen und schweißen sie zusammen. Auch wenn der (gehetzte) Verlauf altmodische, simplifizierende Haken intimen Näherkommens beider diametraler Rassen schlägt – Wolfgang Petersens magisch getrickstes US-Debüt fürchtet sich nicht vor süßem Kitsch, mystischem Beiwerk und liebem Charme, vor einer von der Digitalisierung hinreichend eingeholten, skulpturalen Ausschmückung organisch-fleischlicher Welten und sprießender Farbmischungen. In "Enemy Mine" entdecken Regisseur und Zuschauer gleichauf die wunderlichsten Wunder: widerspenstige Schildkrötenpanzer, im Sandgrubengeröll verbuddelte Monster, eisigen Schnee und expressive Landschaftslyrik. Das actionreiche, körperliche Finale spielt Petersen dagegen in einer abermals detailliert gestalteten Kulisse aus, in einer verrauchten, dampfenden Gesteinsstation, in der dunkle Sklavenhändler Dracs zum Arbeiten nötigen (wie der Film überhaupt immer wieder, eventuell unfreiwillig, Spielberg und Spielbergs "Indiana Jones und der Tempel des Todes" nachahmt). Stets bricht in diesem einfältig-ungezwungenen Fantasy-Quatsch unmittelbarste, rohe Brutalität durch – es ist die Untermauerung dessen, wie notwendig die Pflicht spontaner Menschlichkeit ist, die in allen Kulturen auf einem verwandten Nährboden gründet, ob auf einem großen oder kleinen Buch.
6.5 | 10