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Mittwoch, 17. September 2014

"Maps to the Stars" [CDN, USA, D, F 2014]


[...] Cronenberg vertieft eine verdorbene, glitzerlose, isolierte Filmstadt, in deren befremdlichem Bilderwahn, eisiger Starre und nihilistischem Sadomasochismus (abermalig) die Gefahr der Technologie lauert, von ihr unterjocht, gequält, von ihr mit einem prestigelosen Dankbarkeitspreis geehrt zu werden, an dem, je zersetzender die Stars ihr aufgeschichtetes Image an den unmittelbaren Konkurrenten verhökern, Blut an den Rändern festklebt. Ein Signal auf sein schroffes Frühwerk liefert Cronenberg dabei ironisch: Seine Akteure haben prophetische Visionen und sprechen mit Toten, die nicht ruhen können. Trash? Mystery? Und was bedeutet dieser eine ungemein groteske Verbrennungstod, dessen CGI-Flammen jedem halbwegs vernünftigen Photoshop-Bastler Magenschmerzen bereiten? Ein schlechter Scherz? Vielleicht. [...] Des Films verquerer, kühler Humorwiderhall basiert auf den Brüchen und Querrissen, mit denen der Film die Starlets und Ehrenmänner entblößt. Cronenberg demaskiert in statischen Schuss-Gegenschuss-Dialogübersättigungen, bei denen sich kaum mehr ein Gefühl von dekorativer Räumlichkeit einstellen will, bühnenstarke Schauspieler, alte wie neue, Absteiger wie Aufsteiger, die in diesem meta-geschwängerten Film ihren intimen Film tragen – mit begehrenswerter Unsittlichkeit und einer tief in sich verwurzelten, verunstalteten Geschmacklosigkeit. [...] 


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Freitag, 21. Dezember 2012

"High Fidelity" [USA, GB 2000]


Auf die Gefahr hin, der Kultfilmbanauserei bezichtigt zu werden, mit einem frisch geschliffenen Schwert Konsensrezeptionen genussvoll zu zerschneiden, statt in den Ton derjenigen einzustimmen, die im Chor ihr Hohelied singen, sollte allen drohenden Handbewegungen zum Trotz gesagt werden: Das ist mitnichten ein guter Film, keine Chance. "High Fidelity" dreht sich um Liebe und deren wimpernschlagähnliche Beziehungsflüchtigkeiten. Um staubige und verrauchte und verlebte Schallplattenjahre. Und Musik und deren popkulturelle Götzenanbetung von närrischen Vögeln und Nerds ihres Metiers, die alles besser zu wissen, zu schätzen, die alles besser zu würdigen glauben als der sowieso geschmacksresistente Rest. Was anfänglich einer angenehm durchtriebenen Musikcollage mit energischen Darstellern kauzigsten Listenstrukturen folgt, landet in dem Moment bäuchlings auf dem Boden der Redundanz, wenn immer wieder und immer wieder und immer wieder über selbstgefällige musikalische wie persönliche Ab- und Aufstiege herumschwadroniert wird.

Das kann in der Hornby-Vorlage literarisch funktionieren, funktioniert aber filmisch kaum, weil gerade das unbändige Ausleben, das Ausleben einer Szene, des Augenblicks fernab jedweder Zukunfts- oder Vergangenheitsreflexion, besser noch: schlicht das Genießen der Musik, wie es die aus dem Nähkästchen geformte Philosophie des von John Cusack gewohnt tragikomisch gespielten Losers zeigt, dort stockt, wo der Typ immer wieder und immer wieder und immer wieder dazwischenquatscht. Mein Gott, ist es denn wirklich so schwer, einfach mal die Klappe zu halten? Der Coolness-Faktor muss dabei extrem sein, wie sonst lässt sich denn eine verrückte Geschichte erzählen? Hier ist alles überkandidelt, absolut alles, nichts authentisch, ja nichts "normal", die Kleidung ohne Zweifel, die Figuren, das Ambiente. Gefühle. Richtig – gleichförmige Gefühle, keine tiefgreifenden, keine erhabenen, sondern gekünstelte.

Frears sinniert über diese, na klar, verrückte Liebe derart saftlos zwischen den Drehbuchseiten, dass das Beziehungschaos dem klassisch bräsigen Beziehungsgesülze privater Fernsehsender weicht, aus überkandidelt wird so gewöhnlich, aus lebensnah absehbar. Irgendwann taucht dann auch noch Catherine Zeta-Jones auf. Lässt man die wunderbar britische Sequenz außer Acht, in der Tim Robbins (als schmuckvernarrtes Ekelpaket!) aus unterschiedlichen Blickwinkeln köstlich verbal verdroschen und später dann körperlich geschunden wird – der Höhepunkt –, sowie einen gewitzten Springsteen-Cameo, ergeht sich der Film zusehends in platten Humoreskapaden, die lange genug vorher ankündigen, um voll fett zu raunen, dass bald eben was zum Lachen kommt: aufgepasst, voll anders! Und dann ist es doch wieder Schenkelklopfer. Infolge ebendieser darf Jack Black (peinlich überdreht wie eh und je) Arschritze zeigen. Was für ein Arsch.   

4 | 10

Donnerstag, 24. März 2011

"Rain Man" [USA 1988], "...und der Himmel steht still" / "The Innocent" [D, GB 1993] & "The Contract" [USA, D 2006]


Sommerliches 80er Feel Good Movie, ganz auf seine beiden Hauptdarsteller zugeschnitten, das wenig bis gar nicht den Versuch unternimmt, in weinerlichem Tränendrüsenkino zu ersticken, sondern von der ewigen Bindung zweier ungleicher Brüder in nüchternen, aber umso intensiveren Emotionen erzählt. Tom Cruise und Dustin Hoffman werfen sich gekonnt die Bälle zu, vor allem in den (öfters nichtsdestotrotz redundanten) Wortgefechten beißender Ironie. Stets changiert "Rain Man" zwischen ur- und tragikomisch, Fernsehgerichten und Zahlenspielereien, oberflächlicher Autismus-Broschüre und hintergründiger Studie eines knuffigen Regenmannes, berührender Road-Odyssee und menschlichem Plädoyer für mehr Anteilnahme gegenüber älteren, vereinsamten, kognitiv wie physisch beeinträchtigten Menschen. Im Gegensatz zum klischeehaften Dramadauerheuler kommt die obligatorische Katharsis auf leisen Sohlen daher, wird sorgsam vorbereitet und ist gegen einen tränenreichen Abschied, statt einem geheuchelten Happy End trotzdem machtlos. Kantenlos geschliffener, ultraunglaubwürdiger Mainstream zum Gernhaben und zum Lächeln in dunklen Stunden, der ohne Zimmer-Klänge freilich noch besser wäre.


Wildes Beziehungswirrwarr vor dem Hintergrund des Kalten Krieges und dem Fall der Berliner Mauer. Anhand dreier Einzelepisoden und dreier daraus resultierender, unterschiedlich gewichteter Genreausflüge – Spionagethriller, Melodram, Krimi – trampelt John Schlesingers Adaption der literarischen Ian-McEwan-Vorlage auf den universellen Motiven jener klassischen Genrewerke, die den Kampf um das technisch gegenseitige Überbieten und Abhören von brisantem Geheimmaterial zwischen Amerikanern und Russen meist zum Gegenstand ihrer Handlung deklarieren. Auch in "...und der Himmel steht still" geht es um Freundschaft, Loyalität, Ver- und Misstrauen, Unschuld und Verdacht entlang der Grenze. 

Die elegante Kamera (Michael Childers) begleitet ein kulturell differentes Dreiecksgespann auf seinem Weg durch ein chaotisches Wechselbad der Gefühle und porträtiert darüber hinaus die Unmöglichkeit einer Liebesbeziehung im Angesicht omnipräsenten Selbstzweifels, was den Film, auch oder gerade wegen des maßlos nachgestellten Flughafenfinales, zu einer Art abgeflachtem "Casablanca"-Klon macht.Eine fragile Isabella Rossellini weiß ebenso zu brillieren, wie der in autoritären Umgangsformen festgefahrene Anthony Hopkins und der ambivalente, weil einerseits hemmungslos jähzornige, andererseits hemmungslos sanftmütige Campbell Scott. 

Das unrunde, oft sehr gehetzt wirkende Drehbuch vermag ob seiner narrativen Inkohärenz den Gesamteindruck gleichwohl negativ zu beeinflussen, indem es den ersten Spionageakt vorschnell abhakt, um zu einer tendenziell deplazierten Bestechungs- und Mordgeschichte zu gelangen, und die sich anschließende (mit subtiler Komik durchzogene) Odyssee mit schweren Koffern, in dem abgetrennte Körperteile vor sich hinvegetieren, zum Opfer unbeholfen konstruierter Zufälle und Twists herunterbricht. Nichtsdestotrotz kann Schlesinger mit einem emotionalen Epilog begeistern, der mit kleinen Gesten groß berührt.


Lässt sich der Überlebenskampf in "The Contract" als unspektakuläre Schach-Analogie deuten, Schwarz gegen Weiß, Gut gegen Böse, Angreifer gegen Verteidiger, Verteidiger gegen Angreifer, auch weil die Hauptaufgabe während des Jagens einer der Jäger darin besteht, sich auf dem virtuellen Schachbrett auszutoben? Fernab aller vermeintlich kläglich danebengehenden oder zu banalen Metaphern ist "The Contract" mehr als alles andere ein kurzweiliges, nach Reißbrettrezept gestricktes B-Movie: schmucke Bilder, weniger funkelnder Inhalt, mitunter ein bisschen spannend, durchgehend ein bisschen austauschbar, Freeman augenzwinkernd, Cusack hüftsteif, beide gegeneinander. Die angestrengt politischen Subtext-Fäden, die bisweilen seltsam wirr zwischen amerikanischen Schauplätzen umherspringen, ziehen sich zu einem Netz zusammen, wo am Ende wahnsinnig überraschend "Familienvereinigung" eingewebt ist und der Held vielleicht noch das verwitwete Mädchen bekommt. Zum Abfeiern indes die unfreiwillig komischen Dialoge Freemans verblödeter Leibgarde, die sich unter dem Deckmäntelchen der Professionalität erschreckend unprofessionell benehmen. Oder zwischen abgebrühten CIA-Agenten(-innen) und ländlichen Dumpfbacken: Sie will Kaffee, er schmeckt nicht, sie will Croissants, das kennt man nicht. Und Donuts sind zu süß, um sie kennen zu müssen.

Gesamtwertungen: 7 | 10     6 | 10     4.5 | 10