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Freitag, 7. Juli 2017

"Transformers: The Last Knight" [USA 2017]


Bilderschlamm, die Fünfte. Und wieder: "Nichts". Rein gar nichts. Maßlos im Selbstbedienungsladen Michael Bay: Sonne, Pathos, Zersplitterung. Ging es im "Transformers"-Franchise immer um eine Variante des Durchhaltens, des Durcharbeitens, selten um den Akt des Durchschauens als solchen, sind die Momente, wohin die Spurensuche aller zwei Jahre zielt, rar gesät, von allen "Transformers"-Filmen (oder "Transformers"-Reagenzglasbrühen) vielleicht am spärlichsten. Die Hubschrauber-Shots, die Optimus-Prime-Theatralik, die Mark-Wahlberg-Verdutztheit – sämtliche Michael-Bay-Zusatzstoffe implodieren in "Transformers: The Last Knight". Seit jeher. Was nicht implodiert, ist die Hingabe zum Material. Wahlberg und Anthony Hopkins (adrett gekleidet, sardonisch kommentierend) sind die einzigen ordnungsstiftenden Instanzen in diesem ekstatisch-ermüdenden Brennofen, der über das Ritterzeitalter (mit einem versoffenen Merlin), Havanna (sowieso sinnlos) und den Zweiten Weltkrieg (im Anschluss an eine Uhr, die Hitler getötet hat) willkürlich brettert. Zeitweise versucht Bay, im Rahmen altehrwürdigen englischen Charmes die Geschlechterverteilung zu dekonstruieren, wenn er eine zunächst schlagfertige Professorin (Laura Haddock) die Rolle des Pin-up-Girls gibt. "Dekonstruktion", ein anspruchsvolles Wort. Dieses hält bei Bay auch nicht lange stand. Alsbald liegen sie sich in den Armen, die toughe Akademikern und der begriffsstutzige Held wider Willen. "Transformers: The Last Knight" zieht eine Bilanz. Michael Bay weiß nicht mehr, was er erzählen, vor allem, was er darin noch zeigen soll.  

4 | 10

Freitag, 12. Dezember 2014

"Armageddon - Das jüngste Gericht" / "Armageddon" [USA 1998]


[...] Seine Wirkung entfaltet "Armageddon" [...] energisch bei mir, [...] mich [...] inständig darüber zu freuen, trunkenen, dick und fett umrandeten Kitsch zu genießen, der für all jene verschlossen bleiben wird, der entweder ein Rationalist, ein Motorenliebhaber oder ein Türsteher ist. [...] Momente haben sich hier eingefunden und verewigt, irisierende Momente des Auteurs der Infantilität, die für mich ein Indikator dafür sind, dass der Film niemals sein B-Feuer verliert, sondern mit jeder Sichtung dem schlechten Geschmack grässlich schönere A-Seiten abgewinnt: Steve Buscemis Ritt auf dem Nuklearsprengkörper, Will Pattons Versöhnung mit seiner Ex, das Kennedy-Plakat nach der gelungenen Zivilisationsmission, der unzurechnungsfähige Wild-West-Russe (Peter Stormare) und die Übergabe des Bruce-Willis-Abzeichens an Billy Bob Thornton vor einem strahlenden Himmelsblau, das durch die Fanfarenstöße der Militärflugzeuge das Elementare der salbungsvollen Bay-Bekehrung zur Vaterlandsreligion bekanntlich ein letztes Mal hochgradig geschwollen unterstreicht. Aber wie abgöttisch brennend, wie flehentlich erstickend das alles, und wie glaubwürdig zur eigenen Verblödung stehend, die doch nur diese eine feuchtwarme Träne will. Was ihr aber gelingt. Mit Abzeichen und Fanfarenstoß. Ein Scheiß. Ein Meisterscheiß. [...]


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Freitag, 11. Juli 2014

"Transformers: Ära des Untergangs" / "Transformers: Age of Extinction" [USA 2014]


Sie laufen über schlaff gespannte (Alien-)Seile zur kristallerleuchteten Fassade des Wolkenkratzers, Mark Wahlberg, Tochter, Freund. Nicht hinabstürzen, sachte einen Schritt vor den anderen setzen. Obwohl der monumental abkatografierte Raum für Michael Bay, im vierten Ableger der "Transformers"-Reihe (Zielgruppe: äh) mehr denn je, zerstört werden und sich das Bild zersetzen muss mit schillernden Funken und sich überschlagenden Stoffüberresten, ist diese Szene anders: Sensation aus fragilen Bewegungsmustern. Aber bei Bay funktioniert diese (ja, leider: dialogzugepflasterte und deshalb spannungsgehemmte) Szene nicht, und "Transformers: Ära des Untergangs" funktioniert nicht gänzlich als unersättlicher Bilderstürmerfilm, weil Bay wieder glaubt, epochal erzählen zu müssen, sich an viel zu vielen Zwischenstopps aufhält und nicht seiner Werbeclipdramatisierung glauben will, die, nebst schmachtenden Rocksongs und salbungsvollem Familienpathos, dazu erbaulicher Sonnenlichtschatten, eine sinnlich-inszenierungslebendige, romantisch-staubige Amerika-Ikonografie einebnet. Ungeachtet eines unnötigen Neustarts, der sich aber angesichts der bodenständigeren, vergnügten Besetzung (Großmaul Stanley Tucci) als auch einer Abschwächung jener fetischisierten Zoten tatsächlich frischer anschaut (erst dritte oder vierte Großaufnahme: der Arsch Nicola Peltz' im Einstellungswinkel), kopiert Bays letzte Franchise-Abhandlung allerdings die unansehnlichen Ablagerungen der Trilogie, wenn Fantasielust Überwindung kostet, dort zu bleiben, wo man sich freiwillig hineingeworfen hat: in der Überlappung der Überladung, im Materialmatsch allerorts ausbrechender Fetzen. Ein Monster, das bezwingt werden will.

4.5 | 10

Montag, 19. August 2013

"A Nightmare on Elm Street" [USA 2010]


Robert Englund hatte Feuer und eine perverse, spitzbübische Freude, die Rolle des Freddy Krueger so auszufüllen, dass er sie gelebt hat. Nur diese eine Rolle, nur diese Angst und diesen Wahnsinn, das hatte er verinnerlicht. Im Remake, einer gruseligen Zitattapete aus der Boom-Boom-Massenfabrikation Platinum Dunes, muss sich Jackie Earle Haley als neuer Krueger herumschlagen, eine Mischung aus gegrilltem Fisch, lauem Zyniker und "fiesem Wichser". Um die durchaus nicht zu unterschätzenden Fußstapfen auszufüllen, erweist Haley seinem Vorbild die Ehre, indem er kopiert und imitiert. Körpersprache und mancher vollständiger Szenenablauf stehen ersatzweise im Schatten tiefen Respekts, der aufgrund seiner unironischen, kontextlosen Sammelalbumqualitäten in die Respektlosigkeit schwappt. 

Dafür streichelt Samuel Bayers "A Nightmare on Elm Street" den Dekor der Popkultur des modernen Mainstream-Horrorkinos: überschnelle Erkenntnisse, Arschlochtypen zwischen superhübsch und unangepasst, ohne Pickel, ohne Charisma, ohne Sex. (Der nackte Arsch Rooney Maras wird hochnotpeinlich vom Schnitt unterwandert.) Ohne adoleszenten Charme. Der Stumpfsinn Bayers erstreckt sich über die Schamgrenzen der Kunstfeindlichkeit hinaus, wenn er nicht nur aufgrund des nunmehr pädophil gewordenen, inhaltsschwer belagerten Kruegers die moralische Ambiguität des Originals verwässert, sondern die aus der "Nightmare"-Saga in Erinnerung gebliebenen (Erlebnispark-)Traumwelten entmaterialisiert. 

Ein bisschen Schnee und ein paar zerstörte Supermarktregale, wo zu irgendeinem Zeitpunkt die von hinten greifenden Hände auf die Schulter ernstgemeintes Schockgefühl bewirken sollen, bedienen eine Ideenbeschränktheit, die in ihrer mangelhaften, geradezu kalten, tristen CGI-Fantasiefülle nur auf den ikonografischen Verweis ausweicht. Bayer ist sich an dieser Stelle auch nicht zu schade, die vermeintliche Protagonistin im Hitchcock-Stil nach der Hälfte der Laufzeit sterben zu lassen. Überraschung! Dem Pizzagesicht, ehemals eine Metapher, ein Symbol, wird ohnehin kein ausgetüftelter Plan emanzipatorischer Jugendlicher mehr entgegengesetzt, ihm wird ein "Fick dich!" ins fratzenhafte Gesicht geschleudert. Freddy Krueger ist in der Moderne angekommen. Hoffentlich ist diese Moderne nur ein Sekundenschlaf. (Aber Achtung: Beim Schwimmen unter Wettkampfdruck lohnt es sich nicht, einzuschlafen.) 

3 | 10

Sonntag, 11. Dezember 2011

"Die Insel" / "The Island" [USA 2005]


Eine blitzblank gewaschene Sportartikelwerbung. Verzichten wir nichtsdestotrotz auf die Floskel zu Beginn einer Filmbesprechung eines Films aus der Feder Michael Bays, dem – manche würden jetzt schreien – v-ö-l-l-i-g n-a-c-h-v-o-l-l-z-i-e-h-b-a-r-e-n Bay-Bashing, auch wenn man sich – polemisch überspitzt – doch so richtig schämen sollte ob dieser Verschwendung von Buchstaben für einen Regisseur mit einem Hirn aus Blech. Denn wie sollte sein Baustofffetisch sonst zu erklären sein? Ups, wir wollten verzichten. Also dann weiter. "Die Insel" kam direkt nach Bays sadomasochistisch unterhaltsamem "Bad Boys II" (es hieß, der Film sei menschenverachtend), und heute, nach Bays übergeschnappten Spielzeuggrotesken, scheint "Die Insel" irgendwie nicht ins Schema zu passen, Fremdkörper, Ausreißer; ein Film, der sich heimlich ins Œuvre Michael Bays hinein geschlichen hat, um den Beweis zu liefern, dass der Mann auch einmal einen dezent klugen Film gemacht habe, anstatt mehrere für eine materialistisch affine Generation an Matchbox-Konsumenten. Bay zückt die frisch gekaufte Schrotflinte aus dem Waffenladen, will gleich schwermütige Philosophie treffen. Das kann ganz schnell Platzpatrone sein, ist es aber nur teilweise, weil der Film zumindest am Anfang einen rundum souveränen Eindruck einer pseudoapokalyptischen Kontaminationslüge schindet, einen geschmeidigen Weg über den fetten Krawall zu gehen, die Kamera still zu halten, die Kamera ein paar Sekunden lang auf ein Gesicht blicken zu lassen, ihre Emotionen einzurahmen, man kann hier sogar einem Dialog ohne Unterbrechung und ohne Funken lauschen, Michael Bay, wirklich du? Dass Bay reihenweise Nebendarsteller verheizt (Michael Clarke Duncan, Steve Buscemi) oder lustige Sachen sagen lässt (Scarlett Johansson wirkt auch sonst reichlich blass), wo's nachdenklich sein sollte, stört nicht weiter angesichts anderer charismatischer Schauspieler einerseits (Sean Bean, Djimon Hounsou), und des ungezügelten Unterhaltungswertes des Drehbuchs andererseits, das in später umso mehr an Konzentrationslager gemahnende Bilder von Gaskammern ethischen Fragen nach der Instrumentalisierung des menschlichen Lebens in Konservendosen nachstöbert, den Wert der Freiheit und Individualität in Gefangenschaft bemisst und das Klonen als eine Art makabre Supermarktlagerbestellung reißbrettsachlich schildert.

Bay klaut hierbei und nebenbei sehr viel aus Genreklassikern – Obi-Wan Kenobi wird gegen Ende auf dem Höhepunkt des Rezitierens versuchen, ganz "Star Wars"-mäßig ein Kraftfeld außer Betrieb zu setzen –, wenngleich jene Idee, die dahinter steckt, in ironischen bis schwer packenden Einzelszenen gewillt ist, sich darin einzuschnüren. Dazu zählt die Begegnung mit dem stets sympathischen Ewan McGregor mit seiner "Lebensversicherung" (Ewan McGregor²), während sich ihr Gespräch in parallelen Entgegnungen humoristisch entlädt. Oder überhaupt die zaghaften und ganz, ganz oft sehr, sehr witzigen Annäherungsversuche derjenigen, die sich in einer für sie fremdartigen, neuen Welt beisammen finden müssen, denen das Leben als solches Zutritt verschafft hatte. Dementsprechend verkleidet sich Michael Bay als ein anderer Regisseur eine Stunde lang, ehe dann endlich die wüste Zerstörungsorgie bis zum Schluss alles wegbombt, was als Alibi dessen herhalten durfte, womit Bay spannend begonnen hatte. Dann scheppert's und raucht's und knallt's in aberwitzigen Breitbildaction-Pieces sinnbetäubend (Logo), Kinetik und Kameradrehung pur, da ist er zuhause, in der Technik, der Michael Bay, als ob dem Script in beständiger Regelmäßigkeit die Ideen ausgehen würden. Das sieht zwar spitze aus und hört sich auch prima an, treibt aber die dramaturgische Unentschlossenheit Bays auf die Spitze, sich nicht zwischen der Grundidee und dem Explosiven entschieden, sondern beides ebenso unbefriedigend durcheinander gemischt wie unbefriedigend auserzählt zu haben (McGregors Alpträume sowie neurologische Gedächtnisfortschritte scheinen uninteressant). Doch wie bereits in "The Rock" und "Armageddon" verfehlt Bays exorbitant geschmierter Pathos von des Sonnenuntergangs warmen Strahlen für seitwärts angeleuchtete Figuren und melodramatisch aufgetragenen Theatralikgesten von zeitlupenartigen Blicken der Protagonisten, die der Kamera überlebensgroß begegnen (sie werden meist allesamt von unten gefilmt), durchaus nicht ihre intendierte Wirkung, emotional zu manipulieren, hinsichtlich des Showdowns, der mit der Ethno-Musik Steve Jablonskys ergreifend verschmilzt, gar mitzureißen.

6/10