Unter all' dem Wahnwitz, den "Shocker" sich in einem fiebrigen Comic-Strip-Möglichkeitsraum zutraut – letztendlich rührt der Film das Pastiche eines metafiktiven Wes-Craven-Films zusammen. "Shocker" tänzelt um die Verfehlungen und Verwerfungen der Elterngeneration, die in deren Kindern (ungewollt) fortleben, um Verantwortung und Bewusstsein, um eine nostalgische, enthaltsame Schulromanze, vor allem um multimediale Erlösungsfantasien. Der Fernseher erscheint einerseits als adäquater eskapistischer Fluchtausweg, andererseits als adäquater offener (und pechschwarz angestrichener) Eingang, einzig mit Hilfe der Transzendenz das entmaterialisierte, sich weitertransformierende Böse aufzuhalten: Mitch Pileggi spielt bebend wuselig den entwurzelten Showstar, selbstüberschätzten Sonntagspriester und… lüsternen Serienkiller. Durch die (postmodern fragmentierte) Historie offerierter Fernsehschnippsel kämpfen Horace Pinker (Pileggi) und Jonathan Parker (Peter Berg, der Peter Berg!) sich in einer der schrillsten Szenen von krisseligem Ereignis zu Ereignis, bevor der Strom gewaltsam abgeschöpft wird und die Fernbedienung, dieses elementare Werkzeug neuzeitlicher Weltaneignung, das Bild ausschaltet. Vielleicht hält die Glotze wahrhaftig die Lösung unserer Probleme bereit – aber im Traum sollten wir nicht daran denken, sie für immer verstummen zu lassen, wenn ein Kind mordlustig einen Bagger fährt. Denn "Shocker" persifliert sich nah an der Grenze zum trashigen Schwank. Die Linie, die er dabei übertritt, ist indes jene eines Statements unendlicher inszenatorischer Freiheit der Kunst, die das Leben rettet.
6 | 10