Ungeachtet von kniffligen Drehbuchänderungen und diffizilen Produktionsschwierigkeiten mit Francis Ford Coppola offeriert Wim Wenders' metafiktive Dashiell-Hammett-Rückbesinnung erotisch-störrische Abgründe in einem "Asphalt-Dschungel". Etwas in "Hammett" zu erkennen, Menschen, Details, Hinweise, fällt schwer – das nächtliche San-Francisco-Schwarz oder das zugestellte Szenenbild gehen mit dem Gelübde konform, nicht mehr differenzieren zu können zwischen dem Wahren und Falschen, zwischen dem Handfesten und Halbseidenen. Frederic Forrest, die Studiobesetzung, verkörpert den Schriftsteller Hammett, aber auch den Detektiv Hammett, der sich durch ein verpestetes, dampfendes, ja treppenstufenübersätes Chinatown vorwärtsermittelt, aber auch vorwärtsschreibt. Parallel zum Krimi, der zunehmend vertrackter wirkt, steigert Wenders die dekorative Künstlichkeit zweier Welten, der literarischen wie der schöpferischen, um das stimulierende Erleben von Geschichten aus dem Leben selbst reflexiv zu untersuchen. Die Insignien des Film Noirs akkumuliert der Film nichtsdestotrotz, auch wenn rabiate Keilereien (gegen "Frühlingsrollen") die Oberhand gewinnen: tödliche Täuschungen etwa oder sich im Nichts auflösende Randspuren. "Hammett" ist dabei selbstredend nicht der Wim-Wenders-Film. Sein Tempo ist ein weniger meditierendes, sondern zielgerichtetes, ein weniger langsamer denn langsamen Schrittes Geschwindigkeit aufnehmender Oldtimer, das Projekt ganzheitlich von Animositäten geprägt, Korrekturen, Stress insbesondere. Wenders hat diese Erfahrung mehrmals verarbeitet; ihm wollte andererseits ein auf spannendste Weise zerrissenes Werk der Anpassung gelingen, das daher keiner Kategorie gerecht wird.
6 | 10