Mittwoch, 12. August 2015

"Die Frau gehört mir" / "Union Pacific" [USA 1939]


Immer wieder dieser falsche Ring an dieser zarten Hand. War es einst das hypnotisch einen Köder hinwerfende Beinkettchen ("Frau ohne Gewissen"), trägt Barbara Stanwyck in "Union Pacific" (grenzdebil: "Die Frau gehört mir") einen Ring am Finger, der nicht so recht zu passen scheint ob ihres inneren Schweinehundes gegenüber dem, dem sie vermacht ist, und dem, den sie sich ausgeguckt hat. Sowohl Jeff (Joel McCrea), der neue schießpräzise Sicherheitschef beim Bau einer revolutionären Eisenbahnlinie, als auch sein Kumpel aus Kriegstagen, Dick (Robert Preston), auf der anderen Seite des Gesetzes wetteifern um Mollie (Stanwyck). Nun ist "Union Pacific" aber nicht totgerittene Liebestollerei – eher ein Artefakt eines Roadmovie-Westerns, der technologischen Aufschwung und blindwütigen Hurrapatriotismus ungebremst verschmilzt, während viehische Indianer vor einem Klavierflügel erschrecken. Der Film forciert kinetischen Prunk, da Cecil B. DeMilles herkömmlich aufwendige Stuntarbeit (mit Minimodellen) und die strategischen Actionszenen einer zu bezwingenden Landschaft den K(r)ampf intensiviert, ebenso die Weiblichkeit wie deren Körper (einer Maschine) zu beherrschen. Denn die Schienen, auf denen diese Maschine funktionieren muss, sind endlich, Gleichnisse und Prognosen des Todes, deshalb Macht und Wut und Fanatismus. Unter vielen Schauwerten und Gefechten, Debatten und Kreuzverhören, die "Union Pacific" bietet, versichert er sich erst recht dem nächtlichen, unvorstellbaren Pfeifen eines Zuges.

6 | 10