Dimitri Tiomkins musikalisch sakral aufgeplusterte Pathetik geleitet "Ich beichte" zu einer Ausgangssituation, die bestmöglich verzwickt den müde vor Widersprüchen katatonisch entzweigerissenen Protagonisten und Priester (er trägt das Kreuz auf dem Rücken: Montgomery Clift) vereinnahmt: Das Beichtgeheimnis hindert ihn daran, einen Mörder (zuerst der Schatten: Karl Malden) zu verraten, der zusehends "satanisch" (Truffaut) einen Plan austüftelt. Der theologisch-katholische Inhalt des Films mag für aufklärerische Neuzeitdenkmuster (heute, wo Gott längst unter einer Staubsicht schläft) einen Hang zum Unverständlichen, ja gar zum Komischen haben. Ob die Pflicht gegenüber der amtlich geschworenen Überzeugung, dem, vor allem, einer trostsuchenden Volksgemeinschaft versicherten Ideal, stärker oder schwächer einzuschätzen ist, bleibt hingegen ein universeller Konflikt, dem die Zeit nichts wegnehmen kann. Die expressiven Kamerabilder (Robert Burks) allegorisieren indes die Bürde einer disziplinarisch nach strengen Regeln aufgeschlüsselten Religion und Liebe im Kampf mit der Wahrheit – die Waage der Gerechtigkeit, trivialisiert in Gesellschaftsspielen, die weiße Wandfarbe als Reinwaschung von Schuld, gruselig hochragende Kirchtürme, ein sich darüber zusammenbrauendes Unwetter, Wolken und Tristesse. Der hierin versteckte, bisweilen befremdlich überlagerte Symbolismus (ein umstürzendes Fahrrad als Running Gag?! eine Hotelverfolgung?!) macht aus "Ich beichte" einen Film, der zwischen märchenhaftem Melodram und stilisiertem Noir den Kompromiss sucht. Voll an verstörender Empathie (Roger Dann), Zweifeln, Monologen.
6 | 10