Ein wechselhaft erfolgreicher, ausgebrannter Schriftsteller (William
Hurt) spricht den Satz, der nur von Paul Auster stammen kann,
Quintessenz des Auskundschaftens einer Weltlichkeit und deren
Strukturen, die im gemeinsamen Debattieren und Diskutieren das Chaos der
übereinandergestapelten Schwierigkeiten phasenweise vergisst. Für eine
gute Geschichte müsse man alle Register ziehen, sagt Hurt. Hier, in
"Smoke", zu dem Auster das Drehbuch schrieb, geht es um den
identitätshadernden Knaben (unverkrampft: Harold Perrineau Jr.), der
seinen verschollen geglaubten Vater aufspürt, um den Tabakladenbesitzer
(kumpelhaft: Harvey Keitel), der viel verliert und eine Tochter gewinnt,
aber ebenso sein Heil in der Fotografie, in dem Konservieren von Zeit-
und Ordnungseindrücken in einer kaum zu überblickenden Gegenwartsrasanz,
sucht. Diese Geschichten, diese Anekdoten, dieses Reflektieren über die
Gedanken bündelt "Smoke" und erschafft Leben im zufälligen Miteinander.
Und manchmal ist dieses nostalgisch Ausgeschmückte so bittersüß,
offenkundig konstruiert und traumwandlerisch der Realität entrückt, dass
sich "Smoke" auch unter einem Märchenfilm subsumieren lässt, der die
sentimentalsten Weihnachtsmärchen vorliest, seinen Zuhörer aber dennoch
bannt, weil eine gute Geschichte so klingen muss, als sei sie wahr. Ein
in verrauchten Spelunken angesiedelter Festtagsfilm, der sich am Zuhören
labt und derart am Erzählen erfreut, dass der sich auf und ab bewegende
Mund schlussendlich das Bild für sich einnimmt.
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