Robert Englund hatte Feuer und eine perverse, spitzbübische Freude,
die Rolle des Freddy Krueger so auszufüllen, dass er sie gelebt hat. Nur
diese eine Rolle, nur diese Angst und diesen Wahnsinn, das hatte er
verinnerlicht. Im Remake, einer gruseligen Zitattapete aus der
Boom-Boom-Massenfabrikation Platinum Dunes, muss sich Jackie Earle Haley
als neuer Krueger herumschlagen, eine Mischung aus gegrilltem Fisch,
lauem Zyniker und "fiesem Wichser". Um die durchaus nicht zu
unterschätzenden Fußstapfen auszufüllen, erweist Haley seinem Vorbild
die Ehre, indem er kopiert und imitiert. Körpersprache und mancher
vollständiger Szenenablauf stehen ersatzweise im Schatten tiefen
Respekts, der aufgrund seiner unironischen, kontextlosen
Sammelalbumqualitäten in die Respektlosigkeit schwappt.
Dafür streichelt Samuel Bayers "A Nightmare on Elm Street" den Dekor
der Popkultur des modernen Mainstream-Horrorkinos: überschnelle
Erkenntnisse, Arschlochtypen zwischen superhübsch und unangepasst, ohne
Pickel, ohne Charisma, ohne Sex. (Der nackte Arsch Rooney Maras wird
hochnotpeinlich vom Schnitt unterwandert.) Ohne adoleszenten Charme. Der
Stumpfsinn Bayers erstreckt sich über die Schamgrenzen der
Kunstfeindlichkeit hinaus, wenn er nicht nur aufgrund des nunmehr
pädophil gewordenen, inhaltsschwer belagerten Kruegers die moralische
Ambiguität des Originals verwässert, sondern die aus der
"Nightmare"-Saga in Erinnerung gebliebenen (Erlebnispark-)Traumwelten
entmaterialisiert.
Ein bisschen Schnee und ein paar zerstörte Supermarktregale, wo zu
irgendeinem Zeitpunkt die von hinten greifenden Hände auf die Schulter
ernstgemeintes Schockgefühl bewirken sollen, bedienen eine
Ideenbeschränktheit, die in ihrer mangelhaften, geradezu kalten, tristen
CGI-Fantasiefülle nur auf den ikonografischen Verweis ausweicht. Bayer
ist sich an dieser Stelle auch nicht zu schade, die vermeintliche
Protagonistin im Hitchcock-Stil nach der Hälfte der Laufzeit sterben zu
lassen. Überraschung! Dem Pizzagesicht, ehemals eine Metapher, ein
Symbol, wird ohnehin kein ausgetüftelter Plan emanzipatorischer
Jugendlicher mehr entgegengesetzt, ihm wird ein "Fick dich!" ins
fratzenhafte Gesicht geschleudert. Freddy Krueger ist in der Moderne
angekommen. Hoffentlich ist diese Moderne nur ein Sekundenschlaf. (Aber
Achtung: Beim Schwimmen unter Wettkampfdruck lohnt es sich nicht,
einzuschlafen.)
3 | 10