Montag, 19. August 2013

"A Nightmare on Elm Street" [USA 2010]


Robert Englund hatte Feuer und eine perverse, spitzbübische Freude, die Rolle des Freddy Krueger so auszufüllen, dass er sie gelebt hat. Nur diese eine Rolle, nur diese Angst und diesen Wahnsinn, das hatte er verinnerlicht. Im Remake, einer gruseligen Zitattapete aus der Boom-Boom-Massenfabrikation Platinum Dunes, muss sich Jackie Earle Haley als neuer Krueger herumschlagen, eine Mischung aus gegrilltem Fisch, lauem Zyniker und "fiesem Wichser". Um die durchaus nicht zu unterschätzenden Fußstapfen auszufüllen, erweist Haley seinem Vorbild die Ehre, indem er kopiert und imitiert. Körpersprache und mancher vollständiger Szenenablauf stehen ersatzweise im Schatten tiefen Respekts, der aufgrund seiner unironischen, kontextlosen Sammelalbumqualitäten in die Respektlosigkeit schwappt. 

Dafür streichelt Samuel Bayers "A Nightmare on Elm Street" den Dekor der Popkultur des modernen Mainstream-Horrorkinos: überschnelle Erkenntnisse, Arschlochtypen zwischen superhübsch und unangepasst, ohne Pickel, ohne Charisma, ohne Sex. (Der nackte Arsch Rooney Maras wird hochnotpeinlich vom Schnitt unterwandert.) Ohne adoleszenten Charme. Der Stumpfsinn Bayers erstreckt sich über die Schamgrenzen der Kunstfeindlichkeit hinaus, wenn er nicht nur aufgrund des nunmehr pädophil gewordenen, inhaltsschwer belagerten Kruegers die moralische Ambiguität des Originals verwässert, sondern die aus der "Nightmare"-Saga in Erinnerung gebliebenen (Erlebnispark-)Traumwelten entmaterialisiert. 

Ein bisschen Schnee und ein paar zerstörte Supermarktregale, wo zu irgendeinem Zeitpunkt die von hinten greifenden Hände auf die Schulter ernstgemeintes Schockgefühl bewirken sollen, bedienen eine Ideenbeschränktheit, die in ihrer mangelhaften, geradezu kalten, tristen CGI-Fantasiefülle nur auf den ikonografischen Verweis ausweicht. Bayer ist sich an dieser Stelle auch nicht zu schade, die vermeintliche Protagonistin im Hitchcock-Stil nach der Hälfte der Laufzeit sterben zu lassen. Überraschung! Dem Pizzagesicht, ehemals eine Metapher, ein Symbol, wird ohnehin kein ausgetüftelter Plan emanzipatorischer Jugendlicher mehr entgegengesetzt, ihm wird ein "Fick dich!" ins fratzenhafte Gesicht geschleudert. Freddy Krueger ist in der Moderne angekommen. Hoffentlich ist diese Moderne nur ein Sekundenschlaf. (Aber Achtung: Beim Schwimmen unter Wettkampfdruck lohnt es sich nicht, einzuschlafen.) 

3 | 10