Montag, 17. Juni 2013

"The Box - Du bist das Experiment" [USA 2009]


Richard Mathesons Kurzgeschichte "Button, Button" bedient sich einer hochspannenden Prämisse. Die Frage, die Matheson aufwirft, besitzt moralischen Gehalt: Welchen Wert bemessen wir einem zum Tode verurteilten, uns fremden Menschenleben, wenn wir die Chance hätten, im Gegenzug unsere finanziellen Schieflagen von einer Sekunde auf die andere durch einen Knopfdruck geradezurücken? Um den Altruismus und die Gier des Menschen auf die Probe zu stellen, entsendet Richard Kelly in seiner Adaption der Vorlage, "The Box", einen charmanten, missgestalteten Abgesandten (beeindruckend gemäßigt: Frank Langella) mit Krawatte und Hut, dem Leiter eines für das Weiterbestehen der Zivilisation enorm wichtigen Experiments. Wenn der Spielleiter der Familie Lewis ein Angebot macht, das keine Familie unmöglich ablehnen kann, dann gehört das zu den packenderen Momenten dieses ansonsten verworrenen und ungelenken, transzendenten Mystery-Verschwörungsthrillers bar jedweder Präzision. "The Box" bildet aufgrund seiner gediegenen, faltenfreien, tonlosen inszenatorischen Komprimierung das Äquivalent zum eskalierenden Kelly-Wahnsinn vergangener Zeiten. Wie es scheint, hat sich Kelly passiver, aber nichtsdestotrotz unübersehbar denn je dem Mainstream angepasst, als er es nötig gehabt hätte. Ebenso inhaltlich: Statt über das brisante Thema mehrdeutig zu sinnieren, bricht er es auf Blut weinende Augen, vom Jen- ins Diesseits katapultierte Scheintote, Blitz und Wasser herunter. Auf Dan-Brown-Trivialität, die auf Knopfdruck wieder vergessen ist.

4 | 10