Freitag, 21. Dezember 2012

"High Fidelity" [USA, GB 2000]


Auf die Gefahr hin, der Kultfilmbanauserei bezichtigt zu werden, mit einem frisch geschliffenen Schwert Konsensrezeptionen genussvoll zu zerschneiden, statt in den Ton derjenigen einzustimmen, die im Chor ihr Hohelied singen, sollte allen drohenden Handbewegungen zum Trotz gesagt werden: Das ist mitnichten ein guter Film, keine Chance. "High Fidelity" dreht sich um Liebe und deren wimpernschlagähnliche Beziehungsflüchtigkeiten. Um staubige und verrauchte und verlebte Schallplattenjahre. Und Musik und deren popkulturelle Götzenanbetung von närrischen Vögeln und Nerds ihres Metiers, die alles besser zu wissen, zu schätzen, die alles besser zu würdigen glauben als der sowieso geschmacksresistente Rest. Was anfänglich einer angenehm durchtriebenen Musikcollage mit energischen Darstellern kauzigsten Listenstrukturen folgt, landet in dem Moment bäuchlings auf dem Boden der Redundanz, wenn immer wieder und immer wieder und immer wieder über selbstgefällige musikalische wie persönliche Ab- und Aufstiege herumschwadroniert wird.

Das kann in der Hornby-Vorlage literarisch funktionieren, funktioniert aber filmisch kaum, weil gerade das unbändige Ausleben, das Ausleben einer Szene, des Augenblicks fernab jedweder Zukunfts- oder Vergangenheitsreflexion, besser noch: schlicht das Genießen der Musik, wie es die aus dem Nähkästchen geformte Philosophie des von John Cusack gewohnt tragikomisch gespielten Losers zeigt, dort stockt, wo der Typ immer wieder und immer wieder und immer wieder dazwischenquatscht. Mein Gott, ist es denn wirklich so schwer, einfach mal die Klappe zu halten? Der Coolness-Faktor muss dabei extrem sein, wie sonst lässt sich denn eine verrückte Geschichte erzählen? Hier ist alles überkandidelt, absolut alles, nichts authentisch, ja nichts "normal", die Kleidung ohne Zweifel, die Figuren, das Ambiente. Gefühle. Richtig – gleichförmige Gefühle, keine tiefgreifenden, keine erhabenen, sondern gekünstelte.

Frears sinniert über diese, na klar, verrückte Liebe derart saftlos zwischen den Drehbuchseiten, dass das Beziehungschaos dem klassisch bräsigen Beziehungsgesülze privater Fernsehsender weicht, aus überkandidelt wird so gewöhnlich, aus lebensnah absehbar. Irgendwann taucht dann auch noch Catherine Zeta-Jones auf. Lässt man die wunderbar britische Sequenz außer Acht, in der Tim Robbins (als schmuckvernarrtes Ekelpaket!) aus unterschiedlichen Blickwinkeln köstlich verbal verdroschen und später dann körperlich geschunden wird – der Höhepunkt –, sowie einen gewitzten Springsteen-Cameo, ergeht sich der Film zusehends in platten Humoreskapaden, die lange genug vorher ankündigen, um voll fett zu raunen, dass bald eben was zum Lachen kommt: aufgepasst, voll anders! Und dann ist es doch wieder Schenkelklopfer. Infolge ebendieser darf Jack Black (peinlich überdreht wie eh und je) Arschritze zeigen. Was für ein Arsch.   

4 | 10