"Eraser" ist so ein
Schwarzenegger-Film, den ich seit Ewigkeiten wiedersehen wollte. Ich
hatte ihn als knackiges Actionspektakel in Erinnerung. Das Problem bis
vor kurzem war lediglich die Tatsache, dass ich partout nicht wusste, in
welche Ecke ich die DVD gepfeffert hatte. Entweder ist das meiner sich
langsam bemerkbar machenden Senilität geschuldet, oder es ist ein
Anzeichen dafür, dass ich viel zu viel Zeug auf so 'ner silbernen, aber
suchterregenden Scheibe besitze. Sei's drum, der Bild- und Tonträger
sammelte sich schließlich wieder an – in einer blauen Kiste,
seltsamerweise. Und das zum richtigen Zeitpunkt, hatte ich doch nach dem
zermürbenden, da erfolglosen Suchen vor, mir den Film noch einmal neu
zu kaufen. Gezwungenermaßen. Denn wenn man die Platzhalter im deutschen
Fernsehen sehen will, naturgemäß jede zweite Woche um die gleiche Zeit
auf dem gleichen Sender anzutreffen, ertappen sie dich dabei und zeigen
dir ihr Hinterteil. Ganz schön paradox.
Chuck Russels "Eraser" gehört zur Riege der Schwarzenegger-Filme, die man so oder so schon einmal gesehen haben sollte. An ein bis in die höchsten Spitzen hineinreichendes Staatskomplott um Hochverrat und illegale Waffengeschäfte orientiert sich die überraschungsfreie, bisweilen aufgesetzt vertrackte Geschichte. Das lässt den Schluss zu, dass es selbstverständlich an einem Einzelnen (Schwarzenegger) liegt, der Manipulation auszuweichen und ungeachtet aller Widerstände dem bestgehüteten Geheimnis zur öffentlichkeitswirksamen Publikation zu verhelfen. Die bösen Jungs wollen ihn genau daran hindern, dem Einzelnen. Dramaturgiegesetz. In den elektronisch knarzenden Opening Credits (Musik: Alan Silvestri) vorbeiwischender Arbeitsvorbereitungen (erinnert an einige "Batman"-Filme) und der karatehaltigen Anfangssequenz wird er eingeführt.
Im tarnschwarzen Ganzkörperanzug tödlich herausgeputzt, transformiert der Film Zeugenschutzlegende John Kruger (Schwarzenegger) als – zumindest physisch gesehen – unbesiegbare, lakonische, Mantel tragende Mensch-Maschine mit emotionsgesteuerten, präzisen Denkprozessen, de facto als Gegenteil dessen, womit Schwarzenegger Weltruhm erlangte, dem wortkargen, zerstörerischen Terminator. Auf diesem Gebiet, das soll uns gesagt werden, da ist Kruger aber ein Experte. Hier bestehen die Parallelen beider Filme. Im ausufernden High-Tech-Finale jedoch, das verrät uns wiederum das Cover, ist einer Mechanisierung der Mensch-Maschine zur vollentwickelten, scheinbar emotionslosen Maschine irgendwann nichts mehr entgegenzusetzen. Schwarzenegger ist dort angekommen, wo man ihn jahrzehntelang sah. Für wenige Augenblicke.
Zwar konstruiert das Drehbuch keine störende Liebesgeschichte zwischen ihm und seiner zu beschützenden Zeugin, sonderlich darüber hinweghelfen kann es aber nicht, dass die ehemalige Miss America, die attraktive Vanessa Lynn Williams, hierbei mehr unbeholfen aus der Wäsche guckt, als den fragilen Gegenpart Krugers mit Verve zu gestalten. Ihre Zeilen sprudeln vielmehr vor Fremdscham, wenn sie Kruger zum Beispiel ihren Talisman des "Heiligen Georg" offenbart. Womit "Eraser" eher zu beköstigen weiß, liegt in der mannigfaltigen Actioneinzelszenerie begraben. Messerscharfe Pfeilgranaten und lichtgeschwindigkeitsschnelle, oxidierende Railguns dringen durch Wände und Körper, Schießereien im Zoo vor (unterirdisch billig animierten) Krokodilen und Fallschirmkämpfe in der Luft beabsichtigen eine beinhart-selbstironische, gänzlich übertriebene James-Bond-Attitüde, dank deren spielerische Freude an der Unverhältnismäßigkeit Jungs ihren Munitionstrieb auf der Leinwand ausleben dürfen. Das ist schlecht getrickst, verbraucht jedoch Unmengen an Chuzpe.
Was sich seit der letzten Sichtung außerdem nicht verändert hat: grundsätzliche Sympathie für James Caan (überheblich, schmierig, piekfein; der geborene Killer) und Robert Pastorelli (kumpelhaft, willensstark, unternehmerisch; der geborene Schauspieler). Pastorelli bindet den Film an die Comic-Leine. Wer das vorher nicht mitbekam, muss wissen, dass sich die italienische Mafia-Gewerkschaft am Hafen nie verscheißern lässt, schon gar nicht von unautorisierten Eindringlingen. Folglich war ich unterm Strich zufrieden und doch ein klein wenig enttäuscht, da ich die im Text angerissene Drittklassigkeit des CGI-Gewichses einerseits nicht so atemberaubend scheiße im Gedächtnis mit mir führte und andererseits etwaige Längen zwischen den großen Kalibern in den ruhigen Szenen zu langatmig waren, als dass sie mir die Verschwörungshandlung schmackhaft machen konnten. Die Waffentechnologie ist dennoch das Faszinierendste – und Arnie cool. Schwerwiegende Verletzung? Fleischwunde! So kennen wir ihn. Das ist die Arnie-Parallele.
5/10