Das unterirdische Höhlensystem aus Aluminiumverkleidungen,
Videoinstallationen und Schlammverkrustungen ist in Franck Vestiels
Regiedebüt jener katakombenartige Schauplatz, wo der für die meisten
Szenen namenlose Protagonist nicht weiß, was er darin zu suchen hat.
Stück für Stück arbeitet er sich rein intuitiv zur Oberfläche der
Außenwelt heran, Level für Level, Etage für Etage. Hört sich
nervenzerreißend an, die Klaustrophobie unmittelbar am eigenen, im Sofa
eingekuschelten Körper zu fürchten. Und es ist auch konsequent ohne
Wissensvorsprung gefilmt, sodass wir mit der Hauptfigur gleichermaßen
verwirrt mit den selben Fragezeichen über dem Kopf durch ein Labyrinth
robben, dessen Ausgang wir genauso wenig kennen wie dieser fremdartige
Typ hinter, neben oder vor uns. "Eden Log" repräsentiert sich selbst als
eine Melange aus kunstästhetischer Extremerfahrung, schleierhaftem
Biochemie-Projekt und übel gesinntem Monsterspuk à la "Silent Hill",
sehr, sehr sperrig und sehr, sehr stockend aus der
Programmkinophilosophie, weil die Kunst dem Film solange auf den Kopf
schlägt, bis er mit der Stirn geradeso noch aus dem Sand zu erahnen ist.
Und ja, wer sich damit rühmen kann, vollends verstanden zu haben, was
der Regisseur von einem wollte, hat meinen vollsten Respekt. Denn ich
habe nicht verstanden, was der Regisseur von mir wollte. Ich habe "Eden
Log" als die schlimmste Form der prätentiösen Experimentaldiarrhöe
vernommen, die krampfhaft bemüht aus ebenso blau-grauen wie
pulsierend-flackernden Lichtquellen erzählen will (okay), aber die
wenigen verkrüppelten Einfälle einer zusammengeklaubten
Videospiel-Narrative entnimmt, aus der weder Tempo, Timing noch
überhaupt eine Geschichte heimlich um die Ecke guckt (nicht okay).
Kunst darf in der Rezeption gern anstrengen, Kunst sollte nach
Möglichkeit jedoch nicht ausschließlich um Aufmerksamkeit,
Hintergründigkeit und Andersartigkeit werben und dabei so verzweifelt
tun, ihren nichtssagenden Inhalt derart beängstigend bedeutungsschwanger
aufzuladen, dass sich hinter jeder Kameraeinstellung ein komplexes
Zeichen verbirgt, dass auf keinen Fall übersehen werden darf, obwohl
dort nichts Relevantes existiert. Das nennt sich für mich Anmaßung –
Zeugnis einer Ego-Groteske jenseits des Einfühlungsvermögens fürs
Filmemachen. "Eden Log" ist arschlahm, widerwärtig artifiziell,
schauspielerisch paralysiert auf Kotzbrockenmentalität und tangiert
animationstechnisch – dem Budget geschuldet – genau die
Windows-Bildschirmschonergrafiken mitsamt ihren Rohren und Röhrchen, die
sich stufenweise auf dem Bildschirm vergrößern. Als solches taugt der
Film. Tragfähig auf knappe 100 Minuten ist das nicht. Wenn wenigstens
was dahinterstecken würde. Es steckt allerdings nichts dahinter, außer
mehr vorzugeben als man ist. Sonst nichts, gar nichts, nicht der leise
Furz einer Idee. Stattdessen… kriechen. Eine Qual, mit zu kriechen. Man
weiß nicht, wohin dieses Kriechen abzielt, worin der Sinn zu finden ist,
wenn man kriecht, aber nicht den Ort der Bestimmung kennt. Menschen als
Nahrungsquelle für einen Baum als Energieversorgung? Weiter. Bis zum
Unterleib bewaffnete Wächter? Weiter. Mutanten? Mehrfach gesehen,
weiter. Ein an die Wand geklebter Architekt, aus dessen Bauchgegend
irgendwas mutiert? "Alien", weiter, langsam wird's erschreckend
trostlos. Nun ja, man merkt vielleicht, dass alle Kreativität erstunken
und erlogen ist. Vestiel erweist sich als Blender, der seine
erzählerischen Motive plagiiert. Und hierin soll er also eine tiefere
Bedeutungsebene implementiert haben? Was ist denn hier "tief". Und was
ist "bedeutsam"? Ich habe keine Ahnung, deshalb krieche ich einfach
weiter, ohne jemals eine Antwort darauf zu bekommen, warum ich mir das
angetan habe. Offene Frage, passt.
1/10