Überall fleischliche Fäden und digitale Trümmer. "Jason Bourne", Paul Greengrass' vierter inszenierter Teil der Reihe um den an den Folgen eines Geheimprojekts leidenden Jason Bourne (ebenfalls kantiges Felsmassiv: ein stoischer Matt Damon), türmt tonnenweise verbildlichte Daten auf. Nicht die Regie bestimmt über die Wegstrecke – die Montage, der Tornadoschnitt, bestimmt über den Rhythmus. Irgendwo steckt traditionsgemäß auch in "Jason Bourne" ein packender, infernalischer Ritt, obgleich das neue Höhen erreichende Verflüssigen der Bewegung aus "Das Bourne Ultimatum" sturzbachstromartigen (Athen), vereinzelt zu gesättigten Action-Fragmenten weicht (Las Vegas), die die Struktur ausdrücklich vergröbern. Bourne kämpft mit allen verfügbaren Mitteln, will heißen: mit seinem Körper, gegen die Körperlosigkeit der Ladebalken auf aberdutzenden Computerdisplays. Daneben, eine in sich stimmige Trilogie aufbrechend, erfährt er, der vorher elternlose Unbeugsame, den womöglich letzten semipsychologischen Versuch, von einer Figur zu einem Charakter zu werden. Greengrass allerdings ist zu sehr Handwerker, die Untertöne verpuffen oder knicken an der Schnittkante weg. Das verschafft der Montage den Paul-Greengrass-Flow: ein Ansteigen der Zuckungen, leises, lautes Geraschel. Mit Alicia Vikander (vertieft), Tommy Lee Jones (umkämpft) und Vincent Cassel (nachdrücklich) derweil wirkt "Jason Bourne" hochgradig auf den Punkt besetzt, schickt drei umfassend wühlende Saboteure ins Feld, die zunächst Informationen jagen müssen, ehe sie das Ziel dechiffrieren.
6 | 10