Freitag, 26. August 2016

Jarmusch-Retro #3: "Down By Law" [USA, D 1986]


Weg vom Existenzialismus urbanen Städteirrens – "Down By Law" balanciert nicht (mehr) die Zusammengehörigkeit von Tragischem und Lustigem aus. Jarmuschs erstes reinrassiges und noch dazu ziemlich leichtfüßiges Komödienmärchen ist zwischen mit Krakeleien beschmutzten Gefängnismauern, in den Sümpfen, auf dem Wasser, de facto im geografischen Niemandsland, daheim, und mittendrin noch einmal drei Wegelagerer und Brummschädelartisten: John Lurie (ein protziger Zuhälter), Tom Waits (ein maulfauler Radio-DJ) sowie Roberto Benigni (ein Englisch paukender Notwehrkiller italienischer Abstammung) bereichern die Leinwand, obendrein das Spiel der enervierenden (Zack-Jack-)Debatte in Anbetracht einer Gefahr weit weg, die bis zum Schluss auf sich warten lässt. Selbst gelegentliche Raufereien ähneln mehr Tänzen, bei denen nicht nur Jarmusch größtmögliches Vergnügen gehabt haben muss, diesen zuzuschauen, wohingegen in nur wenigen Filmen derart selig mit Appetit Kaninchen wie Makkaroni gegessen wird. Daher schlägt "Down By Law" zwar einerseits die narrativsten Haken aller bisherigen Jarmusch-Geschichten (erzählt wird eine archetypisch amerikanische Ausbruchsparabel, unterteilt in drei plausibel gestaffelte Akte), wendet sich andererseits aber bis aufs Genaueste jenen drei munter improvisierenden Paradiesvögeln zu, die sich, wie viele Jarmusch-Antihelden ebenso, an Weggabelungen entscheiden müssen, in welche Richtung sie schlurfen. "Richtung" – das meint nicht Ost, West, Nord oder Süd. "Richtung" versinnbildlicht (auch) die individuellen Voraussetzungen für die ersten Bausteine eines Neuanfangs.

6 | 10


Originaltext