Dienstag, 14. August 2012

Die imposanten 7: Akte X-Folgen [Season 3]

       #7 
    »ENERGIE«   
 »SYZYGY« 
   (E13)


Zankereien über Zankereien, Krach über Krach, Demütigungen über Demütigungen, Scully raucht, Mulder säuft und lässt sich mit einem springfreudigen Detective erwischen, woraus Sticheleien, Eifersüchteleien und verdrehte Augen den Streit verbreitern. Morde mit einer Garagenfeder und per Tribünenquetschung, zwei vom Bösen vereinnahmte Highschool-Mädchen, 300-Dollar-Kreditkarten, selbstständig schießende Schrotflinten, bewegendes Büromobiliar und dörfliche Bauernschlauheit, dem Satan jedwede Verfehlung zuzuschieben: Hier stimmt irgendwas nicht. Der Grund? Aufgrund des "kosmischen G-Punktes" einer einzigartigen (und schlimmen!) Platenkonstellation spielen alle verrückt.  Scullys Skeptizismus pfeilschneller Wissenschaftsargumente überflügelt Mulders Glauben an grüne Männchen. Aber er hat größere Füße. 

   #6  
   »DER TAG STEHT SCHON FEST«   
»TALITHA CUMI«
  (E24)


Das furchtbarste Instrument zur Eliminierung einer außerirdischen Rasse, das man sich vorstellen kann, hat seinen Einsatz in der Finalepisode "Der Tag steht schon fest", einer Verwechslungs- und Verkomplizierungsepisode unzähliger gleichbleibender Identitäten eines Wunderheilers per auflegender Hand, so unzählig, dass selbst unsere Ermittler nicht immer durchsehen, wer aus welchem Grund jenes Instrument benötigt, das Wunder den Menschen unter der "Maske der Demokratie" wegzureißen. Ein spitzer Gegenstand bildet hierbei eine Art MacGuffin, die Verbindung zwischen dem Krebskandidaten (der voller Bestürzung erfährt, dass er an Lungenkrebs sterben wird) und Mulders Mutter vertieft herzustellen, die nach einem Schlaganfall für kleinere ergreifende Szenen am Sterbebett sorgt. Eine knüppelharte Prügelei zwischen Mister X und Mulder, zwischen Freiheit und Unfreiheit, Glauben und Wissenschaft, Kolonialisierung und Dezimierung – und zwischen dem Alien und seiner Nemesis, dem Bounty Hunter. Schnitt, Cliffhanger.     
     #5  
»DER FEIND« - TEIL I 
»PIPER MARU«
  ... 
»DER FEIND« - TEIL II 
»APOCRYPHA«
(E15/16)


Der Feind, welcher Feind? Ist er organisch, ist er menschlich, ist er ein Objekt oder ein Artefakt? Nichts von all' dem. Der Feind, ganz gleich welcher exakten biologischen wie chemischen Zuordnung, ist ein im tiefsten Pazifik hausendes Gebilde aus (überaltertem) Öl, das sich seine Wirte sucht, indem es in deren Körper, besonders in deren Iris, eindringt und zu seelenlosen Werkzeugen umfunktioniert, um zu einem Raumschiff zu gelangen, mit dem es sich wieder fortbewegen kann. "Akte X" verlagert sich zu einer trüben Hongkong-Fassade, taucht hinab in eine nostalgische Entdeckungsreiche der Vergangenheit Dana Scullys und der Vergangenheit ihres Bekannten, eines ehemaligen Offiziers, vor maritim-militärischer Schauplatzdekoration, wo die Unschuld noch kein Gift in sich trug, und verbandelt Nebensächliches (Skinner wird angeschossen; ein weiterer Mordversuch misslingt) mit Elementarem und Innerem (Scully trifft auf den Mörder ihrer Schwester) sowie dem Omnipräsenten (es vergeht kaum eine Minute, in der nicht irgendjemand nach Krycek, dem Besessenen des Öls, sucht). Verschwörer, Mitverschwörer, der Krebskandidat, das Verschwörungsband mit den Geheimnissen, abendliche Treffen unter Laternen und hat jeder hat mit jedem zu tun, ohne dass die Wahrheit aufs Geradewohl offeriert wird. Natürlich nicht. Am Ende erringt der Kettenraucher dank seiner mächtigen Freunde einen großen Sieg: Krycek hat er zusammen mit der Substanz und dem UFO eingeschlossen. Ob da eine Flucht gelingen mag? Dass die Vertuschungen und Verschwiegenheiten im Etablissement des FBI längst unabänderliches Grundgesetz geworden sind, bevor Mulder geboren wurde, deutet sich hingegen im Beginn des zweiten Teils an – noch ganz jung, der Mann mit der Zigarette in der Hand und im Mund, daneben Bill Mulder. Noch ganz jung, aber schon ganz schön verschwörerisch unterwegs.      

 #4 
 »DIE AUTOPSIE« 
»NISEI«
...
 »DER ZUG« 
»731«
(E09/10)


Scully und Mulder ermitteln in dieser explosiven Doppelfolge getrennt voneinander. In dem Moment, als Mulder einen Mordverdächtigen jagt, der sich als hochrangiger japanischer Diplomat entpuppt und von diesem via asiatischer Kampfkunst um den Verstand gebracht wird (Mulder muss mehrere Arscheintritte einstecken), trennen sich die Wege des Paars, um erst am Ende erneut zusammen zu kommen. Dem voraus ging ein von Mulder für 29,95$ erworbenes Videoband, in dem eine Autopsie an einem Außerirdischen in einem Zug durchgeführt wird. Während Mulder den Zug mit einem zusätzlichen, lebendigen Unbekannten verfolgt, spannt der Scully-Part den Bogen zurück – zu ihrer Entführung, zu einer Gruppe an weiteren Entführungsopfern in einer Sitztherapie, zu ihrem Mikrochip schließlich, der alles aufzeichnet, was sie denkt, und der sie in ein gruseliges Lepradorf lenkt. Scully kämpft mit ihrer Erinnerung und identifiziert sich als ein Opfer von Menschenexperimenten der japanischen Delegation an verschiedenartigen Dr. Mengeles. Gab es deshalb überhaupt Entführungen von Aliens? Nur Ablenkung? Oder verwischt die Ablenkung die Ablenkung? Vieles bleibt offen, es ist nicht einmal zu sagen, ob diese Mythologie-Episoden etwas grundlegend Neues ausgraben. Eins sind sie aber – sie sind so ausgetüftelt verknotet, dass Scully einen Grund hat, ihre eigenen metaphysischen Geschehnisse, die sie noch nicht verarbeitet hat, rational zu erklären. Eine Bombe im Zug, wo sich Mulder befindet, evoziert abgesehen davon gehöriges Fingernägelkauen, Mr. X rettet Mulder, der Computerspezialist des FBI ist verknallt in Scully und einige Aktenkoffer mit divergierendem Inhalt sorgen beinah für eine weltpolitische Krise: Waren die Wesen auf dem Operationstisch tatsächlich Außerirdische oder Leprakranke, Immune gegen ABC-Waffen oder Zivilisten? Fragen über Fragen, und nur jene Antworten stellen denjenigen zufrieden, der sie genau so hören will.           

  #3  
   »DAS RITUAL«   
»THE BLESSING WAY«
...
  »VERSCHWÖRUNG DES SCHWEIGENS«   
»PAPER CLIP«
(E01/02)


Nach dem Cliffhanger aus dem vorherigen Staffelfinale "Anasazi" gestaltet sich Mulders in einer Doppelfolge behandelte Auferstehung als spirituell-indianische Wiedergeburt auf einer Brücke zwischen dem Aufeinanderprall der Weltendämmerungen, wo ehemalige Weggefährten, bestehend aus dem mysteriösen Informanten Deep Throat und Mulders Vater, ihn darum bitten, sich für das Leben und damit für die Wahrheit zu entscheiden. Kontrastiert wird das Leben im Traum mit dem unumkehrbaren Tod: Scullys Schwester stirbt und es herrscht beständige Gefahr durch kaltblütige Attentäter von jenen rauchenden Männern im trüben Zimmer, die eine Metapher für Amerikas Art versinnbildlichen, Politik unweit der Hintertür zu instrumentalisieren. Krycek ist im Einsatz für das, was er am besten kann, während sich die wiedervereinten FBI-Ermittler mit ihrem Chef duellieren und zwischenzeitlich immer tiefer in eine existenzielle Verschwörung dringen, die Mulders Vater mittrug. Geheimoperation "Büroklammer", Mikrochips unter der Haut, Nazis und ihre wissenschaftlichen Opfer, kilometerlange Karteisysteme im industriellen Nirgendwo der Zivilisation mit Akten von Entführten für die Zeit nach einem Atomkrieg – und, vor allem, eine unheimliche Begegnung in epochalen Breitbildern. Skinner haut derweil auf den Putz (wunderbar!), wenn er dem Zigarettenmann, der zum ersten Mal seiner unterkühlten Souveränität beraubt wird, eine Abfuhr erteilt: Die Akten unter Verschluss sind sicher bei den Navajos verwahrt, aber nicht so sicher, dass sie jeden Tag publik gemacht werden könnten. Ob Wahrheit oder Lüge – die Wunschwahrheit wirft mehr Fragen auf, als die glaubwürdige Lüge. Die Schlussszene überzieht "Verschwörung des Schweigens" dann mit einem Dekor Romantik; Scully und Mulder liegen sich trauernd in den Armen, etwas Unergründliches haben sie wohl doch gemeinsam.

    #2  
   »DER HELLSEHER«  
 »CLYDE BRUCKMAN'S FINAL REPOSE«
        (E04)


Unser Serienpaar jagt einen "mordssüchtigen Wahnsinnigen" mit Hilfe unorthodoxer Ermittlungsmethoden im Reich des Schmetterlingseffekts und der Zukunftsvorhersage durch Hotelzimmer und –küchen. Eine überraschungsreiche Wundertüte an feinster "Akte X"-Komik und nie zur Albernheit degradiertem "Akte X"-Nonsens mit dem Fingerzeig Richtung Brachialkatastrophe demnächst. Zynismus und Trivialitäten bei der Metzelei an Leichensuche helfen Scully und Mulder nebenbei, ihren Tod beinah zu erfahren, den man eigentlich nicht erfahren will. Der titelgebende Hellseher als Helfershelfer verstirbt dagegen in seinem eigenen Schicksal sehr tragisch, wohingegen der falsche, der Lügenbaron, der Schow-Hellseher seine Augenbrauen tanzen lässt, am Tatort herumwirbelt und die falsche Energie von einer der anwesenden Personen sofort spürt. Angeblich. Ein zertretener Kuchen und ein knuffiger Hund spielen eine entscheidende Rolle.

    #1  
   »ANDERE WAHRHEITEN« 
 »JOSE CHUNG'S 'FROM OUTER SPACE'«
        (E20)


Vollchaoten, Volldeppen und Vollbekloppte bevölkern "Andere Wahrheiten", eine psychotische Episode als schallende Ohrfeige gegen "Akte X" und allem, womit es hantiert. In einer wirr-experimentellen Rückblendenmechanik reflektiert die Folge die Widersprüche im individuellen Geschichtenerzählen eines Entführungsfalls von Außerirdischen für einen kauzigen Romanautoren, der sich seiner Sache sicher ist, dass Mulder eine "tickende Zeitbombe des Wahnsinns" ist und Scully eigentlich Diane Lesky heißt, eine "Intelligenzbestie". Inklusive der Männer in Schwarz, beschränkten Nerds, verbotenem Sex, süßen Kartoffelpasteten, dummen Fragen, erschrockenem Piepsen Mulders und einer Alien-Autopsie, deren Echtheit angesichts eines Reißverschlusses bezweifelt werden kann. Überflügelnder Quatsch. Manchmal ist das aber der Sinn des Lebens, seine Verrücktheit weiter zu erhalten, bis man gefunden hat, was man sucht.