Freitag, 9. Mai 2008

Literatur: Christine (Stephen King), 1983



Story:

Ihre üppigen Rundungen provozieren begehrliche Blicke. Ihre knallrote Farbe signalisiert Sex. Sie hört auf den Namen Christine - und sie hat den Teufel im Chassis. Sie gehorcht nur dem, den sie in ihr kaltes Blechherz geschlossen hat. Und wehe denen, die sich ihr in den Weg stellen. Arnie Cunningham liebt nur seinen 58er Plymouth Fury - seine Christine - und sie macht aus ihm einen arroganten, bisweilen auch aggressiveren jungen Mann. Eine Kette unerklärlicher Todesfälle ruft bald auch die Polizei auf den Plan. Doch erst Dennis und Leigh - Arnies Freunde - erkennen, dass Christine hinter allem steckt...

Kritik:

Als reiner Horrorroman hat "Christine" - nach dem gleichnamigen mordgierigen Auto aus der Handlung - nicht so richtig funktioniert. Die Story ansich ist alles in allem sehr in die Länge gezogen worden, obgleich der ein oder andere Spannungsmoment schon auftaucht, wovon es jedoch nicht sehr viele gibt. Im ausgiebigen ersten Teil des Buches schildert King das amerikanische Leben eines Teenagers und spielt dabei gekonnt mit bekannten Merkmalen, beispielsweise mit Liebe, Mobbing oder auch mit Freundschaft, um wenig später das Auto auf seine Protagonisten loszulassen. An dieser Stelle angelangt, würzt der Autor das Geschehen mit verhältnismäßig brutalen Passagen, jenen, indem Christine seine Opfer heimsucht, welche darüber hinaus ziemlich eindringlich und angemessen beschrieben sind. Der recht lang ausgefallene Schowdown tut sein übriges zur manchmal packenden Atmosphäre bei und ist meines Erachtens gar nicht mal so schlecht geworden, was durch ein so nicht erwartetes Ende gekrönt wird.

Die ganze Geschichte wird im Übrigen durch einen Erzähler, ferner dem Freund von Arnie Cunningham beschrieben, ist aber nichtsdestotrotz an manchen Stellen zu kitschig, zu vorhersehbar geraten und wirkt bisweilen auch zu unausgegoren, will heißen, King liefert auf einige Fragen (Wie und wodurch kann sich das Auto immer wieder selbst reparieren? etc. pp) keine eindeutigen Antworten. Auch über George Lee Bay und seinem Geist nimmt der Autor nicht groß Stellung ein und kratzt eher an der Oberfläche, wodurch einige Ungereimtheiten automatisch entstehen. Was den Roman trotz der zahlreichen Schwächen aber dennoch lesenswert macht, ist die Tatsache, dass der Autor ein realistisches, tiefgründiges Bild der amerikanischen Gesellschaft in den 70er Jahren zeichnet, das großartig, unter Umständen auch sehr selbstironisch und interessant ausgefallen ist. Nur an manchen Stellen flacht das Buch ins Makabere ab und wirkte dann zu stark an den Haaren herbeigezogen (Auto fährt ins Haus beispielsweise).

Fazit:

Schlussendlich beibt jedem selbst überlassen, ob ein Auto mit einem gefährlichen Eigenleben Grusel hervorufen kann oder nicht. Bei mir traf jedenfalls letzteres ein, woduch das Buch insgeheim zwar gelungen, - nicht nur aufgrund dem Ende und den Mordtaten des Buicks - aber nicht wirklich mitreißen und fesseln konnte. So bleibt ein solider, oftmals zu lang gewordener Roman vom "Meister des Horrors", den man nicht unbedingt gelesen haben muss.

6/10