Samstag, 17. Mai 2008

Literatur: Schwarz 'Der Dunkle Turm I' (Stephen King), 1982



Story:

Roland, der letzte Revolvermann, jagt seit Jahren den geheimnisvollen Mann in Schwarz, der die Geheimnisse des sagenumwobenen Dunklen Turms zu kennen scheint. Denn mehr noch als den Mann in Schwarz, sucht der letzte Revolvermann diesen Ort, der am Beginn der Zeit steht. Sein Weg führt ihn durch eine sterbende Welt, Ruinen von Städten und endlosen Wüsten, die die Errungenschaften der Zivilisation beinahe verloren haben...


Kritik:

"Schwarz" markiert den Auftakt zu Stephen King´s monumentaler Science-Fiction/Fantasy/Horror-Saga "Der Dunkle Turm", welche sich in insgesamt 7 Büchern ausdehnt. Der Anfang der großangelegten, epischen Erzählung rund um den Revolvermann und seiner Suche nach dem geheimnisvollen Dunklen Turm ist – abgesehen von ein paar kleineren Stellen – relativ flüssig und kurzweilig zu lesen. Schon hier bekommt man einen Einblick in ein beispielloses Universum, dass King erschaffen hat und unglaublich stil- und selbstsicher darin wandelt. Untypischerweise enthält der erste Band einen nicht gerade geringen Anteil von Westernelementen, denn nicht umsonst wurde der Autor unter anderem von Sergio Leone´s "Zwei Glorreiche Halunken" inspiriert und der eigentliche Revolvermann (Roland Dechaun mit richtigem Namen), den die Geschichte fokussiert, erinnert auch zuweilen an den stets ruhigen, stets rauchenden Clint Eastwood.

Rein atmosphärisch läuft King zu Höchstform auf, trotz, dass es wenige, dann aber gezielt eingesetzte Horrorpassagen gibt, die manchmal nicht gerade zimperlich rüberkommen. In einigen Rückblenden und einzelnen Teilen von verschiedenen Handlungssträngen erfährt der Leser darüber hinaus so einiges über Roland´s Vergangenheit, was jedoch unter Umständen ein wenig verwirren und man so den roten Faden nicht unbedingt mehr im Auge behalten kann. Im Mittelteil erhält dann der Revolvermann in Form eines Jungen, der aus einer anderen Zeit zu kommen scheint, einen unerwarteten Gefährten, welcher aber ein unglückseliges Ende finden wird. "Schwarz" bedient sich zwar eher dem Element einer Einführung in den ganzen Romanzyklus, läuft aber dennoch einem spannenden Showdown entgegen, de facto zur ersten Begegnung zwischen dem Revolvermann und dem Mann in Schwarz. Dieser Höhepunkt der Geschichte ist zweifellos auch eine der besten Stellen im Roman, welche nur so von philosophischen und symbolischen Andeutungen über das Universum seitens des Schwarzen Mannes strotzt. Kings Dia- und Monologführung ist gerade hier als brillant zu bezeichnen und lässt das Buch mit einem ruhigen, aber spirituellen Schluss enden, der mehr Fragen aufwirft, als Antworten zu präsentieren.

Fazit:

Der erste Teil von Kings fulminanter Saga, die er als sein Lebenswerk und auch als sein wichtigstes Werk bezeichnet, ist in allen Belangen gelungen, fesselnd und in höchstem Maße eindrucksvoll und spannend geschrieben. Abgesehen von ein paar Längen im Mittelteil und verwirrenden Rückblenden, taucht der Leser in eine so noch nicht gesehene andere Welt ein, die zwar noch viele Fragen offen lässt, atmosphärisch aber mit das Beste darstellt, was der "Meister des Horrors" bisher geschrieben hat.

8,5/10