Mittwoch, 2. Juli 2008

Literatur: Drei 'Der Dunkle Turm II' (Stephen King), 1987



Story:

Als Roland, der letzte Revolvermann, noch auf der Jagd nach dem Mann in Schwarz war, prophezeite ihm das Orakel der Berge, dass die Zahl „drei“ sein Schicksal sein würde. Drei Menschen würden für seine Suche nach dem dunklen Turm wichtig sein. Der erste abhängig vom Heroin, die zweite auf Rädern, mit einem zwiegespaltenen Verstand und der dritte in Ketten. Nun ist der Mann in Schwarz tot und Roland liegt durch gefährliche Riesenhummer verstümmelt an einem Strand. Ohne Wasser, ohne Essen und dem Tode näher als dem Leben, vor ihm allerdings eine Tür mit den Worten „Der Gefangene“. Die Suche nach den Dreien hat begonnen..

Kritik:

Deutlich härter, länger, aber auch um ein vielfaches komplizierter kommt Stephen Kings zweiter Band "Drei" seiner monumentalen "Der Dunkle Turm"-Saga daher. Aufallend bei diesem Werk ist, dass sich King nun nicht mehr hauptsächlich auf die "sterbende Welt" konzentriert, sondern geschickt und stilistisch einwandfrei zwischen eben jener trostlosen Welt, in der sich sein Protagonist Roland Dechaun befindet und der eigentlichen Gegenwart hin und her pendelt. Um in diese Zeitepoche von heute zu kommen und jeden seiner drei Gefährten "rauszuziehen", um ihn in wiederum seine Welt zu bringen, muss der Revolvermann jeweils eine Tür mitten im endlosen Strand finden und durchqueren. Diese angesprochenen Leute sind jeweils von einer bestimmten Sache abhängig (Heroin; Rollstuhl – eine gelungene Idee, Odetta Walker mit Schizophrenie auszustatten - und Töten) und haben außerdem mehr oder weniger einen dunklen Tatendrang. Brillant ist in dieser Hinsicht vor allem das Ankommen in Eddy Deans Kopf ("Being John Malkovich" lässt grüßen), der ersten Person, welches eindringlich und auf narrativer Ebene gar herausragend geschrieben worden ist, auch Rolands ständige Schmerzen und sein unausweichliches Verlangen nach Medikamenten tun sein übriges zu Kings unnachahmlich keierter Atmosphäre bei. Für den nötigen Witz – ja, "Drei" ist nun mal mehr Stephen King like – sorgt in erster Linie der Revolvermann selber mit seinen eigenen ominösen Bezeichnungen zu verschiedenen Dingen der Gegenwart ("Flugkutsche" zu Auto beispielsweise) und damit einer ihm unbekannten Zeit. Überhaupt wirkt das Buch stellenweise sehr surreal und ist manchmal, nein recht häufig gar ein wenig zu kompliziert und für den Leser teils sehr unverständlich geraten. Abgesehen davon hat "Drei" mit erheblichen, vorzugsweise im Mittelteil auftauchenden Längen zu kämpfen. Die ach so typische, gut gemeinte Detailverliebtheit seitens King wirkt dann doch zu anstrengend und ermüdend, vom stellenweise einschläfernden Thempo wollen wir mal kein Wort verlieren.

Nichtsdestotrotz beherbergt der zweite Band – wie schon erwähnt – neben dem ungewöhnlichen Grundkonstrukt der Story auch richtig brutale Passagen, die Stelle mit den Monsterhummern sei hier erwähnt und eine wirklich grandios skizzierte Charakterzeichnung (Roland und Eddy) ist auch mitinbegriffen und darf natürlich nicht fehlen. Was "Schwarz", dem ersten Band, unter anderem ausgezeichnet hat, war vor allem der spirituelle, eindringliche, unausweichliche Showdown zwischen Roland und dem schwarzen Mann in einer Art Dialog gegen Ende. Im Gegensatz zum ersten Abschnitt der Saga, bleibt leider der ganz große finale Kampf im Nachfolger dann doch auf der Strecke und Spannung will gen Ende nicht mehr so richtig aufkommen, obgleich das "Letzte Mischen", der letzte Abschnitt des Buches also, wieder äußerst exzellent, will heißen wunderbar melancholisch und poetisch geschrieben worden ist.

Fazit:

Mit seinem zweiten Band seiner epischen "Der Dunkle Turm"-Saga hat sich Stephen King diesmal im Bereich des Surrealismus, des Irrationalen bewegt und das Buch unterscheidet sich demnach schon arg von seinem Vorgänger, nicht nur in der von Methaphern geprägten Bildersprache, sondern auch im Erzählstil ansich, welcher jedoch noch lange nicht so meisterhaft (diverse Längen berücksichtigt) rüberkommt, wie man das noch aus "Schwarz" kennt. Die Charakterzeichnung jedenfalls, obwohl immer noch keine eindeutigen Antworten in Bezug auf die Protagonisten - allen vorran: Roland Dechaun - liefernd, die ist brillant, genauso wie die ersten Seiten des Buches.

7/10