Obgleich sich Vergleiche zur ersten Staffel "True Detective" verbieten (sollten), sei ein Vergleich gestattet: Neblige Feuchtigkeit weicht schaler Müdigkeit, weiche Form analytischer Leere. In Anlehnung an eine Great American Novel, fransen die Erzählstränge Nic Pizzolattos aus, um eine zweite, sanft tyrannische Geschichte über die immanente Existenz im ästhetischen Stadium zu erzählen, die auf Impulse, auf eine "Entseelung" (Alfred Weber) abgerichtet ist und in der nicht einmal mehr eine Audionachricht hochgeladen werden kann. Neben Schuld (wie sie Colin Farrell auf sich lädt) und traumatischen Vergangenheitsereignissen (wie sie Rachel McAdams versucht, abzuschütteln) teilen Pizzolattos Figuren allesamt ihre behauptete Aufrichtigkeit, nie wieder als Versager niedergedrückt zu werden (Vince Vaughn). Oder, überhaupt, in ihr Ich blicken zu müssen, das sie hinter sich zu ließen glaubten (Taylor Kitsch). Die zweite Staffel mag den philosophischen Budenzauber erhöhen, die groteske Ernsthaftigkeit des Weltschmerzes, die surreale Weinerlichkeit inmitten einer Kneipe aus "Lynchworld" (Georg Seeßlen) – und Pizzolattos Dramaturgie, einen Mord als Brandbeschleuniger zu benutzen. Staffel zwei, und das sei ihr zugestanden, ist nichtsdestotrotz einnehmend zu verfolgen, diese mechanistische Kälte, diese unzähligen Straßenmosaike, Gehirnwindungen, Seelenmosaiken gleich. Und diese stählerne Wucht, beispielsweise bei einer Sexparty. Die Suche nach dem verlorenen Glauben siedet im Verfall der Kultur, der architektonischen, sexuellen wie der moralischen.
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Freitag, 14. April 2017
Mittwoch, 27. Juli 2016
"Star Trek Beyond" [USA 2016]
Was ist aus dem Lens-Flare-Neuaufguss "Star Trek" eigentlich geworden? Unter der Hand des handwerklich nicht unbegabten Routiniers Justin Lin eine Hardrock-Weltallsymphonie. Voll an redundantem Dicke-Hose-Krach, erleben die unerforschten Galaxien ihre Wiederentdeckung als Erlebnisspielplatz: Motorräder springen und Kontrahenten fliegen wie Tischtennisbälle. Nichts hat sich geändert, Gene Roddenberrys Erbe eine durchdringende Demontage, ein Bespucken in Anbetracht der Marvelisierung des Blockbusters – gleichgültige Weltzerstörungsantagonisten inklusive. Für Lin ist "Star Trek" eine willkommene Gelegenheit gewesen, "sein" Baby "The Fast and the Furious" auf eine metaphysische Abstraktionsebene zu heben, so schwindlig rahmt er Bewegungspirouetten im Szenenaufbau, während die Enterprise aus dem Bild ins Bild schwebt. Mehrmalig. Wenn nicht gerade, unter salbungsvollem Schwermut, ihr vermeintlich letztes Stündlein geschlagen hat. Hinsichtlich seines Ohren- und Augenblutens, erhaben getrickste Sensationen einzufordern (und zwanghaft "witzig" sein zu müssen, obgleich Simon Pegg selten witzig war), guckt sich "Star Trek Beyond" veritabel weg. In die Nähe eines gelungenen eskapistischen Wagnisses gelangt dieser Film trotzdem nicht, denn seine Eigenständigkeit wurde auf dem Fließband (ab)gefertigt. Spock (Zachary Quinto) schaut gegen Ende auf eine nostalgische Fotografie, auf der die alte Crew selig ihr inneres Glück annimmt, aber der Zukunft versagt blieb. Was früher ein mitteilwirksames Bild war, ist heute der letzte Ruheplatz in einem enthemmten "Star-Trek"-Motorenparadies.
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