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Freitag, 27. Mai 2016

"X-Men: Apocalypse" [USA 2016]


Die Erinnerung an Auschwitz zerstören, aber Auschwitz zerstören – in einem Mainstreamfilm der Erinnerung durch historische Embleme? Möglich. Bryan Singer und sein Baby "X-Men" bewegen etwas in der Superheldenkonformität. Denn genau wie das großartige "The-Fast-and-the-Furious"-Franchise hören dort Geschichten auf zu existieren. Wo die Geschichte aber endet, fängt eine neue an: die Geschichte in Geschichten, die auf eine Geschichte verweist. "X-Men: Apocalypse" intertextualisiert das altkluge Metadirigieren (vor Sinalco-Werbetafeln); vor lautem Pompösgeklecker und vor ausgesprochen überdrehtem Vervollständigen einer filminternen Entwicklungslogik drohen die Figuren jedoch vernachlässigt zu werden, und "X-Men: Apocalypse" ist in der Tat der redundanteste Ableger der Reihe, dem es nicht gelingen mag, an die Zeitreisetragik des Vorgängers anzuschließen. Zum Ende hin, wenn jener Fanservice abgearbeitet ist, der sich vordrängeln musste (Wolverine), kratzt Singer jedoch die Kurve – gemäß dritten Teilen (und deshalb ignoriert Singer sarkastisch den dritten "X-Men: Der letzte Widerstand") scheint zum Schluss Einigkeit darüber zu bestehen, ein Kapitel in humanistischen Gesten abgeschlossen zu haben: für die Erinnerung und Nonkonformität. Dazu muss Oscar Isaac nicht einmal stimmlich groß aufspielen, um zu wissen, dass Singer das kommerzielle Kino bunter Hüpfhelden einnehmend transzendiert hat. Anstatt mit einem Donnerschlag auf die Fortsetzung zu hämmern, verabschiedet der Schöpfer seine Schöpfung vorerst mit einer zeitlosen Träne.

6 | 10

Mittwoch, 25. Mai 2016

"X-Men: Zukunft ist Vergangenheit" / "X-Men: Days of Future Past" [USA 2014]


Staub rieselt vom Cerebro-Helm. Jahrelang nicht genutzt. Überall zusammengefallene X-Buchstaben. Eingeschlafen, mausetot. Bryan Singers dritter "X-Men"-Film ist auf der einen Seite schwer- und wehmütig, aber auf der anderen primär ein Krawallmelodram, das sich geradewegs über die Vergänglichkeit der Zeiten entfaltet. Hochtönend muss das Schmachten sein, enorm die Menschlichkeit und Hoffnung, spontan und avantgardistisch der Humor ("Time in a Bottle"). Was Singer in seinen ersten beiden Franchise-Beiträgen anschnitt, krönt er in "X-Men: Zukunft ist Vergangenheit". Dieser Film ist so herzergreifend, so mit Leidenschaft am Fantastischen angefüllt und so traumwandlerisch smart in seiner sich überlappenden Dopplungskonstruktion, dass man seine Prätention, neunmalkluge Verweise, sekundenkurze Cameos und versteckte Erinnerungsstücke nach einer undurchsichtigen Chronologie besserwisserisch abzuarbeiten, selten direkt wahrnimmt. Ein sinnlicher Metafilm, dominiert von mitreißenden Figuren und ihrer sich selbst verschleiernden Identität, Determinismus-Science-Fiction, Period Piece, ein selbstreferentieller Gag – aller durchtriebenen Taktik zum Trotz, die den blinden, wütenden Rausch Hollywoods beinah verulkt, jede Lücke zu stopfen, jede Geschichte zu reproduzieren und jede Logik zu reparieren, bleibt das einprägsamste Bild der Mutant, gefesselt, bewegungsunfähig, der Meute zum Fraß vorgeworfen; ein zweiter verrissen-zerrissener Zapruder-Film. Die Besetzung Peter Dinklages trifft am tiefsten die Essenz: Schwäche, Stärke und… Größe scheinen dort, im von Unruhen erschütterten Amerika aufbegehrenden Protestes, gezielt seitenverkehrt.

7 | 10

Montag, 24. Februar 2014

"Silver Linings" / "Silver Linings Playbook" [USA 2012]


Spielfreudig verwebter (Robert De Niro), zwangsneurotischer Festivalschlock. Großflächig angepriesen: Kampf-, Dampf- und Tanzwalze Jennifer Lawrence (einfach unerträglich) und Rampensau Bradley Cooper (einfach unerträglich). Ihre zwei Mondgesichter haben mich monatelang abgeschreckt. Da aber David O. Russell mittlerweile als jemand gilt, der nur noch geile Scheiße macht (aus welchen Gründen auch immer), musste ich die geile Scheiße früher oder später ja doch über mich ergehen lassen. Es kam, wie es kommen musste. "Silver Linings" nervt, ist dusselig-doof und braucht für ein schlechtes Gefühl, für eine abweisende Regung, für ein bisschen negativen Menschenschmalz keinen aufrichtigen Schauspieler, der sich Authentizität, Spontanität und Teilnahme bewahrt, sondern einen, der den Stinkefinger an die Fensterscheibe donnert und auf Furienmodus blitzschnell flüchtet. Das ist David O. Russell, das sind seine Charaktere. Längst keine Menschen mehr, keine Menschen aus der Nachbarschaft, sind sie festgebunden am Stilisierten: Karikaturen, Widerlinge, Schreihälse, feilschend um das temperamentvollste Argument, um die ermüdendsten Endloserwiderungen und um das Beklopptsein an sich. So richtig Mensch ist "Silver Linings" irgendwie nicht, eher süßholzgeraspelter Puderzucker in vertrauter Routine, abgeschmeckt mit fetzigen Montagen und selbstbesoffener Cleverness, die sich am Ende selbst in die Klapse einweist. Ein vergiftetes Gute-Laune-Aphrodisiakum, ungefähr so kalt wie Hundeschnauze. Ich habe die DVD wirklich erlöst zurückgegeben. 

4 | 10