Kurzweiliges Bonusmaterial zum "besten britischen Film aller Zeiten". Ein ausgewogen typisches, Lobhudelei für Lobhudelei ratterndes Making-of ist "Im Schatten des Dritten Mannes" aber nicht. Selbstverständlich – David O. Selznicks drogensüchtige Rastlosigkeit, Hollywood nicht zu verschlafen, Anton Karas' folgenschweres Zitherspiel, Orson Welles' breitätzendes Gift, Graham Greenes scharf ausgetüfteltes Recherchedrehbuch, das Carol Reed an frappanten Stellen änderte; derlei Anekdotengehorsam jener Geschichten, die sich zu einem Element des Produktionsprozesses erhoben, schwingt mit, zu unverzichtbar, die bei einer kühlen Nacht während des Kaminfeuers lodernde Sage eines (weithin zerstrittenen) Teams, das aus heftigen Meinungsreibungsflächen zusammenwuchs. Viel Informationsmaterial abseits des Vertrauten und Ikonografischen diskutiert "Im Schatten des Dritten Mannes" nicht. Die Filmsequenzen sind lang, die Zeitzeugenberichte rudimentär, die Entschlüsselung des Anschauungs(film)objektes allgemein und nostalgisch, nicht analytisch und waghalsig. Hintergrundkenner und Faktenfreaks werden nicht auf ihre Kosten kommen, denn diese Dokumentation erzählt "Der dritte Mann" einfach noch einmal nach – und morpht dabei von einem Schauplatz auf den anderen, überstülpt die Kulissenattraktionen des Films auf das Hier und Jetzt, klatscht Szenen und Sequenzen an wirksame Kuriositäten. Es ist ein Making-of der gespiegelten, assoziativen Wiedergabe aus der Gegenwartssicht geworden. Die Schatten, Texturen und der Fassadenästhetizismus korrelieren mit einem Kanonfilm, dessen seinerzeit expressionistisches Nachtlicht dem Wasserglitzer des Asphalts seine Geltung verdankt.
5 | 10