Er (Alessio Gallo) muss sie (Francesca Riso) überwachen. Einen Tag lang. Ein Auftrag. Mafiascheiß. Camorra. Sie leistete sich einen Fehltritt. Sie wartet auf ihr Urteil, er wartet mit ihr. Zwei adoleszente Teenager, eingezäunt von Mauern, Wald und Stein. Sie schaut an ihm vorbei, ist mürrisch, zickig und disziplinlos. Keck entblößt sie ihm ihre Reizwäsche. Du kannst mich mal! Er überhört, steht und wandert. Ein Zitroneneisverkäufer. Ein Wächter. Ein Wärter. Ist mir doch egal! Lange bleibt unklar, wer wodurch auf was seine Zeit verschwendet. Bis dahin kundschaften Salvatore (Gallo) und Veronica (Riso) eine angeknabbberte Gebäuderuine aus. Sie stürzen sich aufs Entdeckertun, tauschen sich aus über Erlebtes und den heiligen Ernst der Grenzüberschreitung, laufen, rennen, vor, zurück, querfeldein. Lernen sich schätzen, freundschaftlich, geistig, passiv sexuell, zusammengebracht unter der Bürde der Unfreiheit. "Ein Tag in Neapel" skizziert dies mit meditativer Ausgeglichenheit, als ob er in den täglichen Kuriositäten, die einem unbemerkt entgehen, falls man nicht genauer hinsieht (der Geist eines Fotos einer verstorbenen Person, Hundebabys scharen sich um ihre Mutter), einen Funken Zauberkraft entfacht. Die (hölzerne) Erklärung der Geschehnisse traut sich nichtsdestotrotz der Film zu – und er scheitert, weil er dort nicht mehr spontan sein kann, langsamer zu werden, innezuhalten, und zu gucken.
5 | 10