[...] Wenn Whedon demnach Shakespeare
adaptiert, dann findet selbstredend der Kanon ausgewiesener Elemente
zueinander, die auch seine Serien zusätzlich bereicherten: vorgetäuschte
Tode, neckische Liebeleien, egozentrische Allüren, tückische
Machtspiele und von Zweifeln übersäte Ressentiments, schlicht die Kühn-
und Verlogenheit, sich eine Maske aufzusetzen. Statt für Fox und Marvel
zu arbeiten, verwirklicht Whedon erstmalig aus Eigeninteresse und
-nutzen einen Stoff, der in seinen Händen zum formalästhetischen
Komplementärprinzip gerinnt: "Viel Lärm um Nichts" ist eher spröde,
weltfremd, methodisch. Was in "Buffy", "Angel" und "Firefly" leise
angedeutet wurde, belegt dieser Film, indem sein Interieur – innerhalb
weniger Tage drehte Whedon "Viel Lärm um Nichts" in seinem eigenen
Anwesen – es verlangt, im engen Raum arbeiten zu müssen und ihn
dialogreich zu füllen. Als Dirigent, der seine Figuren anweist, bewegt
und platziert, eignet sich Whedon. Trotz dem anfänglichen Gefühl, durch
stilistische Mittel wie dem Drehen ohne Farbe einem allzu prätentiösen,
altklugen Habitus aufzusitzen, nutzt er den Raum, um ihn mit Spiegeln
und Fenstern zur Projektionsfläche seiner uneindeutigen Figuren
umzufunktionieren, die voneinander nicht fliehen können. In einer Szene
umarmt Benedick (Denisof) die sich vor ihm gedeihende Natur – aber er
bleibt ein Sklave des Raums, die Umarmung eine Verzweiflungstat, der
Außendreh entrückt. [...]
weiterlesen