[...] Staffel drei führt weiter, vertieft zugleich und bereitet vor,
die dramaturgischen Endlosschleifchen, das Taktieren und Traktieren mit
Schlauheit und Schwanz [...]. Mit der allerersten Szene zeichnet die
Staffel hierfür eine zutreffende Metapher: Samwell "Sam" Tarly (John
Bradley) humpelt und quält sich durch eine schneeverwüstete
Eislandschaft. Orientierungslos. Suchend. Forschend. Die horizentrale
Struktur der Serie, deren Nebenlinien sich marionettenhaft auf einen
Punkt, auf die Hauptstadt Königsmund, konzentrieren, täuscht darüber
hinweg, dass "Game of Thrones" – und zwar nicht zu knapp – im Zeichen
hitzigen Krieges ironischerweise in einen meditierenden Dämmerschlaf
versinkt, bestehend aus Nichtigkeiten und Detailausschmückungen [...].
Diesmal hat es den Handlungsstrang um Theon Graufreud (Alfie Allen)
erwischt: ein abgekoppeltes Anhängsel, redundanter Leerzeilenfüller, und
vor allem verstecken sich darin die Manierismen des Senders HBO für
zeigefreudige Sexploitation sowie ausgestellte Brutalität. Graufreud,
gefoltert wird er von einem mysteriösen Knaben (eingängig psychotisch
gespielt von Iwan Rheon).
Dessen in der letzten Folge "Mhysa" gelüftete Identität dürfte
allerdings kaum überraschen, um unzählige Minuten voller expliziter
Einstellungen und makabrer Scherze (die Assoziation zwischen Theons
später abgehacktem "Spielzeug" und einer von seinem Peiniger
verspeisenden Wurst wird bewusst bedient) vollends zu legitimieren. Was
die Staffel dort an Schärfe verliert, gewinnt sie anderswo an
Scharfsinn. Es ist der geschliffen geschriebene Roadmovie- und
Screwball-Appeal verschiedenartig gepolter Zweierpärchen, die zwar einen
verbalen Privatkrieg gegeneinander führen, sich aber notgedrungen
(ebenso körperlich) zusammenraufen müssen. [...]
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