[...] Obwohl wir nichts sehen, meinen wir, Rebeccas sexuell konnotierte,
maskulin-aggressive Energie zu fühlen, in den wallenden Vorhängen, in
ihrer Kleidung, in ihren Spiegeln, in den irritierenden Kamerabewegungen
dahin, wo nichts ist außer toter Materie, aber einmal etwas Organisches
war und etwas Furchtbares seinen Lauf nahm. [...] Die Hauptattraktion verbucht der Film vor allem aber in einem
Hitchcock-Element, das, grob geschätzt, vom Stummfilm "Easy Virtue"
(1927) bis "Psycho" (1960) reicht. Hitchcock besetzte Judith Anderson
als Hausverwalterin Manderleys, die in einer Art geistiger
Verbundenheit zu Rebecca als ihre diabolische Stellvertreterin Befehle
erteilt und jedem ihrer (wenigen) Worte eine giftige Mahnung hinzufügt.
Wenn Manderly schlussendlich abbrennt, mitsamt seiner Geschichte, die
endlich ruhen kann, erlischt damit gleichzeitig Mrs. Danvers Aufgabe,
über den Nachlass und Rebeccas Erbe zu urteilen und gegen Gefahr von
außen zu schützen. Im Zentrum entwickelt sich der Film systematisch zur
Konfrontation zwischen Mrs. Danvers und der zweiten Mrs. de Winter. Mrs.
Danvers, in "Sklavin des Herzens" feiert sie ihre Wiederauferstehung,
zählt zu jenen Mutter- und Frauenfiguren Hitchcocks, die in der Regel
etwas Unmenschliches, Diktatorisches und Absolutes haben, verborgen
unter entstellten Gesten und toten Bewegungen. Die omnipräsente Mrs.
Danvers, in Manderley lässt sie sich nie auf einen Ort reduzieren,
versinnbildlicht das Gesicht des Films, ein schwebendes, körper- und
fleischloses Gespenst im Körper eines Henkers. Eine Strenge in ihr, in
ihm, dem Film, ist das, die unweigerlich erregt.
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