Michael Douglas sieht rot, als junger idealistischer Richter. Verständlich bei der Verschiedenartigkeit an Paragrafen, die es jedem erdenklichen Klein- und Großgangster, zusammenfassend: den Friedensstörern der Demokratie, leicht macht, einen Schlupfwinkel zu finden, um an der Knastpforte fluchtartig abzubiegen. Grund genug, ein Komitee zu bilden und in abgedunkelten Zigarrenzimmern, ("wahre") Gerechtigkeit auszudiskutieren. Klingt hanebüchen, ist es auch. Bis zum Abspannsignal tuckert der Film mit abgenutzten Verschleißreifen, mit Tütensuppen-Twists (Schuld verwandelt sich überraschend in Unschuld) und einem gemächlich flimmernden Funken Scheininteresse über justizkritische Magenhiebe, die schlussendlich die daraus hervorgegangene Falschheit persönlicher, reaktionärer Erfüllung lediglich sehr oberflächlich entwaffnen. Ein Löffel Fragwürdigkeit bleibt also, und eigentlich hat "Ein Richter sieht rot" infolge dessen viel mit jenen abgestumpften Vigilantismusreißern gemein, bei denen die ideologischen Geigenzähler trotz Spucke und Spektakel richtungsweisend auszuschlagen drohen. Auf Yaphet Kotto ist dafür Verlass – der für ihn angehängte, meistenteils staubtrockene Humor ist typisch Peter Hyams, während der Ausstoß an rhythmisierten (Hyams-)Bewegungsbildern dagegen spärlich eingestreut wird. Beginnend mit einer Verfolgung zu Fuß, zur First-Person-Tiefgaragenautojagd und kulminierend in labyrinthischen, verschlungenen Lagerräumen, in denen Verwandlungskünstler Hardin (Douglas) eine Wenderutsche aus Metall testet, beruft sich der Film dazwischen vermehrt auf ausladende Kreuzverhöre und die gestammelte, emotionsgeladene Drohung vor der Gefühlsdetonation. Ein oft einfallsloser, moralisch-moralinsaurer Hyams-Zeittotschläger.
4 | 10