Es verwundert auf den ersten Blick, warum es dieser außersinnliche,
psychotherapeutische Videothekenfilm zum Objekt kultischer Verehrung
gebracht hat. "Donnie Darko" hier, "Donnie Darko" da. Musst du sehen,
wirst du mögen, wirst du lieben. Dabei fällt es bereits schwer, "Donnie
Darko", ebenso wie Donnie Darko (am Masturbieren beim Seelenklempner:
Jake Gyllenhaal) zu beschreiben oder zu kategorisieren: Ein dezent
apathischer, verträumter, sanfter, aber auch assoziativer Film und
Protagonist im Gezerre um die destruktiven Kräfte der Pubertät und den
schmerzhaften Verlauf des Erwachsenwerdens, ein
Determinismus-Gedankenspiel, eine Zeitreise der Liebe, ein exzentrisches
Coming-of-Age-Drama über tiefe Existenzängste, die man gar nicht
braucht, wenn die Welt droht, im gleißenden Himmelslicht unterzugehen.
Ein Lächeln reicht – und den Optimismus, dass trotzdem alles gut werden
wird. Richard Kelly proträtiert mit Verständnis einige verrückte
Menschen, bei denen das Verrückte stets normal erscheint; sie sind die
Retter und Erlöser, obwohl ihr inspirierender Geist dazu verflucht ist,
in einem dummen Menschenkostüm nicht ernst genommen zu werden. Dieser
Richard Kelly versteht die Jugend, sie symbolisiert Selbstbestimmung und
Individualitätsstreben gegenüber einer altertümlichen, scheinheiligen
Moral, die keine Chance haben darf. Das ist der Grund, die Verehrung,
das Universelle. In "Donnie Darko" und Donnie Darko fühlen wir uns in
unseren Träumen verstanden, fühlen wir uns bedeutungsvoll.
7 | 10