Freitag, 8. Februar 2013

"Und täglich grüßt das Murmeltier" / "Groundhog Day" [USA 1993]


Duschen, schlafen, 06:00 Uhr aus dem Schlaf gerissen, Kaffee, Murmeltier, eins, zwei drei, und Action! Von vorn. Und wieder von vorn. Von vorn, tagein, tagaus. Wieder. Und wieder. Von vorn – der 2. Februar. Achtung Konsens: Bill Murray spielt die beständige Monotonie eines sich endlos überlappenden Zeitparadoxons verselbstständigender Alltagsverrichtungen schon gnadenlos, gnadenlos wunderbar, ein wunderbar gnadenloses Arschloch. Er verfängt sich in einer Zeitschleife und weiß sie allerdings baldigst zu nutzen. In dem Moment, als er tun kann, was er will, und lassen kann, wozu er Lust hat, ohne nachträglich betraft zu werden, tut er das, was er nun einmal gern tun würde. Verlockend.

Er dressiert sogar Menschen. Wenn sie ihm nicht gehorchen, wartet er auf den nächsten Morgen, um die erfolgversprechenderen Kniffe effektiverer Techniken besseren Wissens am menschlichen Versuchsobjekt anzuwenden. Er dressiert die Liebe der Liebe willen, um endlich geliebt zu werden und richtig zu lieben. Phil Connors (Murray) wurde aus seinem Leben herausgeschmissen, damit er sich selbst erkennt, seine Unzulänglichkeiten reflektiert und Schranken öffnet und Verkrustungen löst und Verbitterungen eingesteht, und der Zynismus zur Ironie bekehrt werden soll, vielleicht zur Ernsthaftigkeit, zur Läuterung, zur kryptischen Läuterung 06:01 Uhr, am 3. Februar.

Dass Harold Ramis' mit ätzender Lakonie überzogener "Und täglich grüßt das Murmeltier" den existenziellen Unterbau zugunsten von zielgruppenorientierten Genreformeln abzufedern gezwungen ist, ist wiederum ebenso logisch wie bedingt tragisch. Dieser Findungstrip ist trotz dem ein oder anderen aufgesetzten Kalauer zu Beginn (wo es noch nicht mitreißt, geschweige denn rundläuft) so oder so ein spielfreudig-selbstreflexives, atemloses Panorama viel zu schnell viel zu oft verstreichender Zeit, aber auch geradezu sanft schwingendes Drehbuchkino aus Wirken, Einwirken und Bewirken je nach Perspektive, Blickwinkel, Figur und deren Verschrobenheiten wie Launen.

Skurrile Typen (Larry! Ned!), geballter Witz (Phiiil!), scharfsinniger Humor (Banküberfall mit Ansage! Massensuizid!), eine hintersinnige Botschaft (habe ein Auge auf deine Mitmenschen!) und 'ne Menge turbulente Erheiterung in den sonst tristen Komödienalltag. Zerstörung und Reinigung für die Liebe und ein bisschen Nettsein. Da musste ein Happy End sein. Wobei: Wenn jetzt einer stirbt, dann stirbt er wirklich, dann lässt sich die Zeit nicht mehr zurückdrehen, dann ist die Tragik keine Tragik für den Moment mehr. Happy End? Ähm.  

6.5 | 10