Montag, 17. Oktober 2011

"Das Relikt" / "The Relic" [USA 1997]


Ironischer wird's jedenfalls nicht: Abergläubischer Polizist (Tom Sizemore) untersucht den Mord eines Sagenungeheuers aus Reptil und Mensch in einem Museum kurz vor Eröffnung einer Ausstellung zum Thema "Aberglauben". Ängste, Dunkelheit, Klaustrophobie, pseudowissenschaftliches Geschwafel, blutdurstende Scheißviecher und herausgerissene Gehirne aus abgefressenen Köpfen – das volle Programm, 90er Genre-Schocker, Buchstabe B, unumstößlich, ohne Umschweife, aber sowas von. Die Erinnerung an diesen Film war verschleiert (wohl daher, weil ich mich nie traute, den Film so viele Male anzuschauen wie das irgendwie irritierend gruselige Cover anzuglotzen) und dennoch äußerst vielversprechend in der Hoffnung, ein probates Nichteinschlafmittel für angstschlotterndes, zusammengekauertes Wachbleiben unter der Bettdecke in den Tiefen des medialen Dauerblödsinns aufgestöbert zu haben. Der Versuch ging nach hinten los. Nostalgie zum Negativen, nach dem Motto - "Auf Videokassette in grottenschlechter Qualität fand ich den als Dreikäsehoch total gruselig und ultimativ shocking. Doch Jahre später find' ich den nur noch total lahm und ultimativ trashig." Dem überaus gewitzt aufgelegten Sizemore (der Verlierer im Sorgerechtsstreit um seinen Hund) und der überaus ehrgeizig aufgelegten Biologin (Penelope Ann Miller) macht es selbstverständlich nach wie vor halbwegs Spaß dabei zuzusehen, wie sie mit 'ner Taschenlampe durch bedrückende Abwasserkanäle, verzweigte Kanalisationen, ehemalige Kohletunnel und vermoderte Gemäuer eines abstrakt ausgeschmückten Museums watschen, währenddessen hin und wieder rasante Schnittfolgen unter flackernden Lichtverhältnissen zusätzlich an Atmosphäre generieren. Nicht übel übrigens auch die blutigen Randnotizen. Leiber werden zerfetzt und die Kamera verharrt davor, sieht sich das Spektakel an und will sich davon partout nicht wegbewegen. Alles andere kommt dagegen kaum aus dem Knick, die Dramaturgie im Erstsemester mit Schwerpunkt "Basiswissen von Thrillerstorys" besonders. Das Monster greift natürlich pünktlich zur Ausstellung an, es gibt die sich verlaufenden Kinder, das Toilettenopfer, lauter abgeschmackte Spannungssequenzen und alle unterstützen einander derartig kalkuliert, dass von Beginn an kein Zweifel daran besteht, ob der Fall nun gut oder böse ausgeht. Das Fehlen einer saftigen Pointe mag verzeihlich sein (tatsächlich wählt Peter Hyams ein selten langweiligeres Schlussbild einer Totalen übers Museum), aber gerade jene polternde Action absurdester Comic Reliefs (Kothoga fliegt durchs Glasdach) mitsamt redundanter CGI-Tricks (Kothoga brennt lichterloh), die sich im Verlaufe des Films leider stetig nach vorn schieben und damit den gespenstischen Charakter verraten, formulieren das ebenso irritierende Gefühl, als ob sie entschieden deplatziert seien. Manchmal ist weniger mehr, Erwartung und Ambition. Und Stan Winston sicherlich auch.

4/10