Martin Campbell-Potpourri aus postapokalyptischen Kulissen à la "Mad Max", archaischem Dschungelgemetzel à la "Predator" und unmenschlichen Gefängnissanktionen à la "Papillon" zum turbulenten, ungemein kurzweiligen Insel-Klopper, in dem sich Zivilisation und Barbarei den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse liefern. "Flucht aus Absolom" spult klassische Genremotive ab, verkauft Vorhersehbarkeiten, lässt Handlungsstränge fallen und präsentiert sich vor allem als echter Männerfilm ohne Frauen. Statt Kugeln wird mit Pfeil und Bogen getötet, geköpft, verbrannt, manchmal sogar aufgespießt. An einer tiefgreifenderen Reflexion wie dem Outlander-Clan, dem Leben in der Dorfgemeinschaft sowie dem Kriegstrauma des desillusionierten Helden mit Blut an den Händen interessiert sich "Flucht aus Absolom" wenig, um im Gegenzug diversen Scharmützeln mit schwerem Kriegsgerät nebst aufgesetzt pathetischen Aufopferungsreden den Vorzug zu lassen, während der große Fluchtplan selbstverständlich konstruiert wird. Kaum zu leugnen, dass diese catch and run-Dramaturgie allerdings handwerklich angesichts imposanter Weitwinkeleinstellungen, punktgenauem Schnitt und übersichtlich choreografierter Kampfsequenzen durchaus ansehnlich aufbereitet wird. Mit Lance Henriksen, Michael Lerner und dem für den pointierten Humor zuständigen Stuart Wilson (toll!) in undifferenzierten, wenn auch gnadenlos spaßigen Figuren adäquat besetzt, fehlt es Hauptdarsteller Ray Liotta nichtsdestotrotz an Leben im Gesicht. Oder hat er tatsächlich nur seine Lethargie-Tabletten vergessen?
6/10