Story:
Kritik:
Nach etlichen Jahren kehrt der Schriftsteller Ben Mears in seine Heimatstadt Salem´s Lot zurück und will dort ein neues Buch über seinen Geburtsort verwirklichen. Über Salem´s Lot thront ein verlassenes, durch und durch mysteriöses Haus, das über die ganze Stadt zu blicken scheint. Ein Haus, das mit einer uralten Familientragödie assoziiert wird. Ben Mears will das Haus zwar erwerben, doch unterdessen geschehen unheilvolle Dinge, die Ben bald an Vampirismus glauben lassen...
Kritik:
Was wäre ein guter Horrorschriftsteller, wenn er sich nicht mindestens einmal dem heute immer noch recht beliebten Mythos der Vampire in seinem Oeuvre annehmen würde? Genau. Eben kein besonders guter Horrorschriftsteller. Doch auf Stephen King trifft das zum Glück nicht zu. Mit "Brennen muss Salem" setzte der Kultautor einen echten Roman über eben jene Untoten in die Tat um. Inspiriert von Bram Stokers "Dracula", verlegt King die Handlung des klassischen Dracula-Stoffes von Transsylvanien ins Maine der 70er-Jahre. Quais eine Hommage an Stoker also. Eine Hommage wie der Name Richard Throkett Straker, seines Zeichens ein Protagonist von essentieller Bedeutung in "Brennen muss Salem", der eine Mischung aus Bram Stokers Nachnamen und wiederum seinem Protagonisten Jonathan Harker darstellt. Noch offensichtlicher wird es, wenn Stokers Kultbuch zudem mehrmals in Kings Werk namentlich erwähnt wird, ebenso des Autors Porträtierung seines eigentlichen Vampirs, der über allen anderen steht: Kurt Barlow. Ein Vampir mit markanten Eigenschaften wie einer Adlernase und strengen Gesichtszügen sowie einem dichten Schnurrbart – und der sich durch Blut seiner Opfer verjüngen kann. Kurt Barlow aus Kings Feder und Dracula aus Stokers Feder, sie haben eine recht eindeutige Ähnlichkeit, sowohl körperlicher als auch charakteristischer Natur. Nebenher zollt King noch so ein bisschen Hitchcock und seinem "Psycho" Tribut, in dem er seinen Schauplatz – dem Marsten Haus - ähnlich dem Bates-Haus so postiert, dass das Haus einen dunklen Schatten über eine Kleinstadt wirft, in dem sich de facto der Horror und Schrecken manifestiert. Ein richtiges Horrorbuch also, für den Stephen King den begehrten World Fantasy Award in Empfang nehmen durfte. Nach Beendigung der Lektüre muss man konstatieren, dass "Brennen muss Salem" zwar ein gutes, noch dazu ein äußerst atmosphärisches, aber keinesfalls herausragendes Buch aus der King´schen Schmiede ist. Doch der Reihe nach.
Zu Anfang nimmt sich King natürlich eine gewisse Zeit, um einerseits die Stadt mit ihren Marotten und Eigenheiten vorzustellen, andererseits die darin lebenden Figuren näher zu beleuchten. Der Horror ist anfangs kein wirklicher Horror, er tritt langsam, allenfalls subtil an die Oberfläche. Nun ist es schon öfters vorgekommen (unter anderem in "In einer kleinen Stadt"), dass King so viele Charaktere skizziert, dass mal schnell der Überblick flöten geht. In "Brennen muss Salem" verfestigt sich diese These – es tauchen mitunter so viele Namen auf, dass man glaubt, man wird jeden Moment dem Wahnsinn verfallen. Nichtsdestotrotz relativiert sich das mit der Zeit aber wieder, sind es doch am Ende nur überschaubare fünf Akteure, die in den Fokus rücken und die restlichen Protagonisten (die meisten uninteressanter Natur) stellen sich allenfalls als Randfiguren heraus, die zumindest die Handlung nicht weiter vorangebracht haben, die im Grunde genommen nur als Nahrung für die Vampire fungierten. So ist die klassische Anlaufphase, in der King erstmal das Nötigste vorstellt, mit anderen Worten, in dem er eine Kleinstadt mit ihrem engmaschigen Netz aus Beziehungen und Abhängigkeiten detalliert schildert, die der Autor einer plötzlichen, fremdartigen Bedrohung aussetzt (eine Grundlage für folgende King-Werke wie "Das Monstrum" oder "Es"), zwar für ein Horrorbuch einmal mehr ausschweifend erzählt, aber durch die Tatsache, dass eben noch keine Vampir-Motive erkennbar sind, dass der Roman stattdessen einen kriminalistischen (bezüglich der verschwundenen Anwohner) Weg einschlägt, macht die ganze Sache dagegen angenehm spannend und atmosphärisch dicht. Schade nur, dass gerade Straker, dessen Dialoge mit den Einwohnern ein Highlight darstellen, mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt wird. Ein ansich doch recht ambivalenter Akteur, dessen Beweggründe, dessen Motive, dessen Handlungen (beispielsweise der Sinn, der in der Eröffnung seines Möbelgeschäfts liegt) leider im Dunklen bleiben.
Nach dem Akt geht´s den Vampiren an den Kragen, der Horror ist jetzt endlich richtiger Horror, die Invasion der Blutsauger hat mit perfider Leichtigkeit begonnen, der Untergang der Stadt rückt näher und näher. Die Protagonisten sammeln sich, darunter ein erfolgreicher, junger, aber mittelmäßiger Schriftsteller (Kings Alter Ego – souverän, intelligent, gelassen, motiviert), dessen neu gewonnene Freundin prompt zum Blutsauger avancierte (auch hier wieder der Bezug zu Stokers Roman) und einem Priester namens Donald Calahan, der in den Dunklen Turm-Büchern nochmals zum Zuge kommt. Interessant, da alle Figuren, die sich an der Jagd beteiligen, unterschiedliche Glaubenssysteme und Methoden haben, was zu einigen interessanten Dialogen führt – denn ohne Liebe, Hoffnung und vor allem Glauben ist der bevorstehende Kampf gleich verloren. Nach erfolgreicher Beichte, die als eine Art Exorzismus gelesen werden kann, beginnt nun die (überlange) Jagd quer durch die halbe Stadt. Bedauernswert, dass Stephen King dafür keine großen Überraschungen gefunden hat. Er greift dagegen auf die altbekannten Stereotypen aller Ur-Ängste zurück, er übernimmt jegliches Klischee der Vampir-Thematik. Da finden sich ab sofort modrige Keller, leere Särge, der obligatorische Friedhof, gekreuzigte Hunde und natürlich der Kampf mit Pfahl, Knoblauch und Weihwasser im Roman ein. Bei den eigentlichen Pfählungen macht King keine Gefangenen, da spritzt das Blut nur so an die Wände, beim eigentlichen Showdown zwischen Ben und seinem Erzfeind Barlow verläuft dagegen sogut wie alles routiniert ab. Auch hier ist ein ganz großer Twist nicht zu erwarten. Summa summarum ist diese Vampir-Hatz solide Gruselei mit einigen beklemmenden und ohne Zweifel düsteren Situationen (Barlow im Haus von Marks Eltern), mit einem gewohnten, aber nicht unbedingt großen Maß an Hochspannung. King schockt den Leser eher auf konventionelle Art und Weise, unter Umständen sogar mit dem Holzhammer, mit der Brechstange. Lobenswert dagegen, dass das Haus des Obervampirs zudem nicht nur Hauptquartier ist, sondern längst vergangener Schauplatz einer Familientragödie, die in einer qualitativ sauberen Rückblende aufgeklärt wird. Eine Idee, die keineswegs neu im Genre ist, dem Roman jedoch gut tut und Abwechslung verspricht.
Fazit:
Was bleibt, ist eine außerordentlich gut geschriebene, atmosphärisch dichte amerikanische Antwort auf Bram Stokers Genre-Klassiker "Dracula" mit plastisch beschriebenen Figuren, einer originellen Narration und unheimlicher Kulisse samt großartigem Ende, die sich allerdings auf Stokers ausgetretenen Genre-Pfaden bewegt und nicht wirklich etwas Eigenständiges den Vampiren abgewinnen kann. Auch wenn sich King in so manchen zu detallierten Ausschweifungen verliert, und auch wenn er am Ende zusehends in die Klischee-Falle tappt, so nimmt der Horror über weite Strecken niemals plumpe und aufgesetzte Züge an. Ergo: Nicht das beste King-Buch, aber ein solides.
Zu Anfang nimmt sich King natürlich eine gewisse Zeit, um einerseits die Stadt mit ihren Marotten und Eigenheiten vorzustellen, andererseits die darin lebenden Figuren näher zu beleuchten. Der Horror ist anfangs kein wirklicher Horror, er tritt langsam, allenfalls subtil an die Oberfläche. Nun ist es schon öfters vorgekommen (unter anderem in "In einer kleinen Stadt"), dass King so viele Charaktere skizziert, dass mal schnell der Überblick flöten geht. In "Brennen muss Salem" verfestigt sich diese These – es tauchen mitunter so viele Namen auf, dass man glaubt, man wird jeden Moment dem Wahnsinn verfallen. Nichtsdestotrotz relativiert sich das mit der Zeit aber wieder, sind es doch am Ende nur überschaubare fünf Akteure, die in den Fokus rücken und die restlichen Protagonisten (die meisten uninteressanter Natur) stellen sich allenfalls als Randfiguren heraus, die zumindest die Handlung nicht weiter vorangebracht haben, die im Grunde genommen nur als Nahrung für die Vampire fungierten. So ist die klassische Anlaufphase, in der King erstmal das Nötigste vorstellt, mit anderen Worten, in dem er eine Kleinstadt mit ihrem engmaschigen Netz aus Beziehungen und Abhängigkeiten detalliert schildert, die der Autor einer plötzlichen, fremdartigen Bedrohung aussetzt (eine Grundlage für folgende King-Werke wie "Das Monstrum" oder "Es"), zwar für ein Horrorbuch einmal mehr ausschweifend erzählt, aber durch die Tatsache, dass eben noch keine Vampir-Motive erkennbar sind, dass der Roman stattdessen einen kriminalistischen (bezüglich der verschwundenen Anwohner) Weg einschlägt, macht die ganze Sache dagegen angenehm spannend und atmosphärisch dicht. Schade nur, dass gerade Straker, dessen Dialoge mit den Einwohnern ein Highlight darstellen, mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt wird. Ein ansich doch recht ambivalenter Akteur, dessen Beweggründe, dessen Motive, dessen Handlungen (beispielsweise der Sinn, der in der Eröffnung seines Möbelgeschäfts liegt) leider im Dunklen bleiben.
Nach dem Akt geht´s den Vampiren an den Kragen, der Horror ist jetzt endlich richtiger Horror, die Invasion der Blutsauger hat mit perfider Leichtigkeit begonnen, der Untergang der Stadt rückt näher und näher. Die Protagonisten sammeln sich, darunter ein erfolgreicher, junger, aber mittelmäßiger Schriftsteller (Kings Alter Ego – souverän, intelligent, gelassen, motiviert), dessen neu gewonnene Freundin prompt zum Blutsauger avancierte (auch hier wieder der Bezug zu Stokers Roman) und einem Priester namens Donald Calahan, der in den Dunklen Turm-Büchern nochmals zum Zuge kommt. Interessant, da alle Figuren, die sich an der Jagd beteiligen, unterschiedliche Glaubenssysteme und Methoden haben, was zu einigen interessanten Dialogen führt – denn ohne Liebe, Hoffnung und vor allem Glauben ist der bevorstehende Kampf gleich verloren. Nach erfolgreicher Beichte, die als eine Art Exorzismus gelesen werden kann, beginnt nun die (überlange) Jagd quer durch die halbe Stadt. Bedauernswert, dass Stephen King dafür keine großen Überraschungen gefunden hat. Er greift dagegen auf die altbekannten Stereotypen aller Ur-Ängste zurück, er übernimmt jegliches Klischee der Vampir-Thematik. Da finden sich ab sofort modrige Keller, leere Särge, der obligatorische Friedhof, gekreuzigte Hunde und natürlich der Kampf mit Pfahl, Knoblauch und Weihwasser im Roman ein. Bei den eigentlichen Pfählungen macht King keine Gefangenen, da spritzt das Blut nur so an die Wände, beim eigentlichen Showdown zwischen Ben und seinem Erzfeind Barlow verläuft dagegen sogut wie alles routiniert ab. Auch hier ist ein ganz großer Twist nicht zu erwarten. Summa summarum ist diese Vampir-Hatz solide Gruselei mit einigen beklemmenden und ohne Zweifel düsteren Situationen (Barlow im Haus von Marks Eltern), mit einem gewohnten, aber nicht unbedingt großen Maß an Hochspannung. King schockt den Leser eher auf konventionelle Art und Weise, unter Umständen sogar mit dem Holzhammer, mit der Brechstange. Lobenswert dagegen, dass das Haus des Obervampirs zudem nicht nur Hauptquartier ist, sondern längst vergangener Schauplatz einer Familientragödie, die in einer qualitativ sauberen Rückblende aufgeklärt wird. Eine Idee, die keineswegs neu im Genre ist, dem Roman jedoch gut tut und Abwechslung verspricht.
Fazit:
Was bleibt, ist eine außerordentlich gut geschriebene, atmosphärisch dichte amerikanische Antwort auf Bram Stokers Genre-Klassiker "Dracula" mit plastisch beschriebenen Figuren, einer originellen Narration und unheimlicher Kulisse samt großartigem Ende, die sich allerdings auf Stokers ausgetretenen Genre-Pfaden bewegt und nicht wirklich etwas Eigenständiges den Vampiren abgewinnen kann. Auch wenn sich King in so manchen zu detallierten Ausschweifungen verliert, und auch wenn er am Ende zusehends in die Klischee-Falle tappt, so nimmt der Horror über weite Strecken niemals plumpe und aufgesetzte Züge an. Ergo: Nicht das beste King-Buch, aber ein solides.
7/10