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Freitag, 28. August 2015

"Gewagtes Alibi" / "Criss Cross" [USA 1949]


Grantig dreinschauender, straff alle Ingredienzien abgrasender Noir aus der Hochphase jener Ära, in der sich granitbullige Gesichter verziehen, wenn deren Augen einen vorherbestimmten Weg erhaschen, der an einer in die Nacht des Sterbens steuernde Gabelung angelangt ist: "Criss Cross". Hätte er ihm bloß nichts erzählt. Und sie sich nur nicht gebückt. Burt Lancaster, von Robert Siodmak wiederholt als irreales, formverlorenes Objekt herausgestellt, das Räume verbarrikadiert und hindurch schwebt (vgl. "Die Killer"), verkörpert einen zurückgekehrten Transportfahrer, der die Liebe zu seiner (Ex-)Geliebten (bitter, aber schmerzgepeitscht: Yvonne De Carlo) aufrechterhält, indem er mit einem stadtbekannten Halunken (Dan Duryea) gemeinsame Sache, ein obskures Geschäft, macht. Halb angetrunkenes Melodram, halb galliger Heist (feuchtfröhlich: die Planung eines Überfalls beim Kartenspielen und Schnittchenessen), gipfelt "Gewagtes Alibi" im Dunstschleier als übergeordnetes, auch architektonisches Motiv – modernistische Gebäude, geneigte Winkel, verfolgende Schatten (die Krankenhaussequenz ist ein Studentenvorführbeispiel ökonomisch arrangierter Paranoia). Siodmak verlässt sich ein weiteres Mal auf eine eben nicht zum Selbstzweck angereicherte Rückblendenstruktur, die die zeitlose Beständigkeit von Liebe vergegenwärtigt und schlussendlich doch kein anderes Ende kennt als deren Endlichkeit. Hollywood-Kino von früher: dezent poetisch, aber ausgeprägt dämmerig und in seiner Hochstimmung eine (berauschte) Erotik ausstrahlend, die herausbricht, bevor sie sich – hier in einer hypnotischen Tanzszene – desillusioniert auflöst.  

6 | 10

Mittwoch, 21. Januar 2015

"Die Killer" ("Rächer der Unterwelt") / "The Killers" [USA 1946]


[...] Die zwei Auftragsmörder (Charles McGraw, William Conrad), die "Killer", haben nicht mehr als zwei gemeinsame Auftritte, die umso destruktiver eine Schneise dunkeldämmriger Verwüstung schlagen. Der Protagonist gleichwohl – Burt Lancaster, "der Schwede", ein Berufsboxer – hat dagegen mehrere Runden zu absolvieren, und sie formten ihn zu einem gestandenen Schauspieler; zu einem Star, der in diesem verzwickten, systematisch nach unten sackenden Film noir einen unverhofften Höhenflug bekam. [...] In ihm gärt das Verlangen des Nichts, so wie in seinem Leben der Körper als Abprallmasse gradweise zerbricht. Robert Siodmak hätte keine abgründigere, trübere Endballade über die Tugend des Film noir und seiner ewigen Finsternis choreografieren können, denn Ole Anderson (Lancaster) ist ein Wrack, weil er akzeptiert hat, dass ihn kein Rettungsschiff birgt. Anderson ist am Ende seiner Freiheit angelangt, das Mädchen weggelaufen, das Geld verloren, der Oberkörper nackt enthüllt: Burt Lancasters ausgiebige Virilität, gekoppelt an das Pech und die Entmutigung, vor einer Entscheidung zu flüchten, packen ihn an der Schulter – und drücken. Er wird müde, die Augenlider bibbernde Schlitze, er wartet auf den Henker. Er weiß, dass er sterben wird. [...]


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