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Mittwoch, 8. April 2015

"Fast & Furious 7" / "Furious 7" [USA 2015]


Das Viertelmeilenrennen, das Corona-Bier, das Kennenlern-Sandwich. Und so weiter. Wenn "Fast & Furious 7" Paul Walker zum Abschied begleitet, dann erinnert dieser Beitrag einer langlebigen (Meta-)Reihe, die in ihrem expandierenden und selbstreferentiellen Gedeihen (jetzt: Nathalie Emmanuel als Ursula Andress) stets einen Gang übersprang, an einen Ausgangs- und unvermeidlichen Endpunkt, von wo aus eine Figur sterben muss, obwohl niemals jemand sterben kann. "Fast & Furious 7" ist Abstraktion pur, ein steigerungslogisches Comicbuch, ein unzumutbarer Gadget-Ritt auf einer Flutwelle, die Begier nach dem Tod, der die anderen erwischt – die weite, wüste (Action-)Fläche im Visier, zerstückelt sich das ehemals konservativ-entspannte Franchise in schwerelosen Fimmel, ermattend wiederkehrenden Humor und in die verkomplizierte Attitüde, dem Unausweichlichen den Zufall voranzuschieben. Mit einem raubeinigen Konvoi-Überfall, einem sonnigen Heist-Mittelstück und einer urbanen Verfolgungschoreografie destilliert James Wans Einstand den Geruch aller Vorgängerfilme, und gewiss ist es so, dass deswegen den Startzeichen, aber auch dem qualmigen Tumult gehuldigt wird, um mit einem Charakter würdig abzuschließen, der das tagtäglich ihm fehlende Geballer herbeisehnte. Paul Walkers letzte Szenen, der gereinigte Blick, seine ewige Familie, die Straße, auf der er abzweigen wird – in diesen Szenen ereigniszarter Auslöschung, die hier, nur hier gilt, gestikuliert "Fast & Furious 7" über die Leitplanken des Kinos hinaus.

6 | 10

Donnerstag, 13. September 2012

"Timeline" [USA 2003]


Paul Walker beguckt den Hundertjährigen Krieg zwischen den Engländern und Franzosen wie einer, der eine Dauerkarte für jeglichen saftlosen Popcornstreifen im Kinojahr besitzt, aber eines Tages aufgrund eines mörderischen Projektorfehlers "2001: Odyssee im Weltraum" vorgesetzt bekommt. Er guckt dumm aus der Wäsche, gelangweilt, leichenblass. Wo bin ich hier? Was soll das alles? Knochen und Raumschiffe? Sinn? Häh? Und die absolute Katastrophe – das nicht mehr aufhaltbare Gemetzel – kleidet er in hochphilosophische, in prophetische Worte: "Es ist zu spät. Es ist einfach zu spät.". Wenn Blondinen doof wären, Paul Walker wäre die Blondine. Wenn Filme nicht mehr nach der Kraft eines Altmeisters raunen, sondern im Regiestuhl hilflos zusammenklappen, "Timeline" wäre eine dieser vor akuter Altersstarre abgekämpft dreinblickenden Erschöpfungsperioden.

Denn "Timeline" stammt von Richard Donner, und doch wirkt "Timeline" wie jemand, auf den keiner Bock hatte und deswegen lustlos herunterratterte, sehr zum Leidwesen ernstgemeinter Komik. "Timeline" wirkt, mehr noch, wie schlappes Auftragskino, dessen Radarschirm pausenlos blinkt, sobald etwas erscheint, was nicht erscheinen sollte, da es sich besagter Radarschirm zur Aufgabe gemacht hat, die nicht völlig ausgefransten Phänomene anzuzeigen. Weit gefehlt: Hinterhältige und enthusiastische Wissenschaftler, die heimlich Geliebte und die heimlich Liebende, der heimlich Geliebte und der heimlich Liebende, der Sohn eines Professors, der hehre Archäologe, die widerborstige Prinzessin, stümperhafte Militärs sowie ängstliche Dolmetscher gehören zum Abzählreim derer, die in dieser historischen Neugeschichtsschreibung handeln und behandelt werden. Eigentlich ist das zurückhaltend ausgedrückt, vielmehr fliehen sie vor irgendwas vor irgendwem (die Engländer sind's wieder!) irgendwohin und nirgendwohin.

Aus einem Gefängnis entkommen sie zum Beispiel, ein sogenanntes "Gefängnis" – das sei dazugesagt –, aus dem Hobbykletterer durchs Dach entspannt wie bei einer Yoga-Trainingsstunde entschwinden können. Die Komplikationen beim Zeitreisen zügig dem Wurmloch überlassen, weiß Donner auch nichts über die von Michael Crichton tangierten, populärwissenschaftlichen Metaebenen zu berichten, wenn ein Individuum aus seinem freien Willen heraus die Vergangenheit ändert und die Zukunft gezielt zu seinen Gunsten lenkt und womöglich korrumpiert (?). Nicht darüber, wie die Menschen in längst vergangenen Zeitepochen menschlich zueinander waren und wie sich dieser Kreis heute fortsetzt, vervollständigt oder gar schließt.

Anstatt das Thema erst einmal zu behandeln, greift "Timeline" es nur auf, zieht es als dramaturgischen Nachweis hinter sich her, vordergründig mit Schwertern, Pferden und Rüstungen auf die Tube zu drücken, bis der Countdown für die Rückkehr in die laborsterile Gegenwart abgelaufen ist (geht's noch platter, Spannung zu kreieren?). Gut, an "Timeline" ist trotzdem nicht alles scheiße: bestechende Massenszenen im Rahmen einer furiosen Belagerungsschlacht inklusive Griechischem Feuer und Nachtpfeilen, dreieinhalb gewitzte Sprüche, ein generell sehr cooler Szenenwechsel vom Zeitreiseautomat zu den Wäldern Frankreichs des 14. Jahrhunderts und das anlehnungsbedürftige Ende persönlicher Geschichtsschreibung per händchenhaltender Geste. Hach ja.             

4 | 10