Aus der Zelle dringt das Hämmern, das Schlagen, das Kratzen. Jacques Becker verzichtete in "Das Loch" auf Musik. Wobei: Musik im Dienste suggestiver Illustration ist auch in diesem Klassiker französischen Entschleunigungshandwerks vorherrschend. Genau wie die Musik – in ihrer Abstraktion und zugleich Unmittelbarkeit ein getriebener Automatensound des sich Vorarbeitens, des sich Abarbeitens – ist "Das Loch" reines Kino. Abgerichtet auf einen Raum und fünf Figuren, die einander vertrauen, misstrauen und sich konspirativ beäugen, wandern sie, Typen der Enttäuschung, durch kahles, kaltes Verwinkelungsland bis zum Gully und erhaschen einen existenzialistischen Außenblick. Ganz gleich, dass sich eine Menge Erzählvignetten um diese fünf bilden, scharf beobachtete Randtableaus um das Essen etwa, wie es ankommt, pathologisch kontrolliert und hastig verspeist wird, ist der Blick der Kamera dokumentarisch ernst wie protokollarisch penibel: Jedes aufplatzende Stück Stein ist ein erbärmlicher Fortschritt angesichts der zu durchdringenden Dicke des Materials. Für einen archetypischen Knastreißer umgeht Becker das Prozedere jenes Genrefilms, der nicht selten den Verfall der Kultur in einem Mikrokosmos übersteigert. Anhand von fünf Inhaftierten, von denen einer (Marc Michel) einen moralischen Zwiespalt an den Zuschauer heranträgt, gehen die Dinge in Beckers Meisterwerk ihren Gang, entschlossen, unabwendbar – und doch vergeblich. Die Wärter werden weiterhin Gänge ablaufen. Nichts verändert sich je.
8 | 10