[...] Während einer virtuos getimten Nacktparty (herausragend trocken: Thomas Loibl) darf Ines (Hüller) endlich sein, bar jedweder Kostüme. Sie zieht die Hosen herunter, streift das Verdeckende ab, vor allem die Norm des Anstands und die Pflicht des Gezwungenen. Berauscht von der Taktlosigkeit ihrer Tat, sehen wir eine Frau, die sich dem Räderwerk widersetzt, jedenfalls einen Geburtstag lang. Maren Ade thematisiert nicht direkt die Entscheidung, loslassen zu können, sondern vergängliche Momente festzuhalten, die umso kostbarer sind, je näher man danach trachtet, sie zu verpassen. Winfried und Ines möchten zwar noch einmal Kinder sein, aber es funktioniert nicht in dieser Form. Die Welt ist größer, bedeutungsundurchschaubarer, zerstörerischer, irgendwie aseptischer geworden – aber in "Toni Erdmann" dürfen Winfried und Ines ein letztes Mal sich liebestoll auflösen, bevor sie zum zweiten Mal erwachsen werden und zwangsläufig jener Welt beitreten, in der man klare Umrisse zeigen muss. [...]
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