Mittwoch, 26. August 2015

"The Counselor" [USA 2013; Extended Cut]


"The Counselor" platziert sich zu den fremdartigsten Filmen im Spätwerk Ridley Scotts, denn wo wir "The Counselor" greifen wollen, zieht er die Hand zurück. "The Counselor" ist dabei kein Film im eskapistischen Sinne, umgeht die Spannung, die Entwicklung, die Hör- und Reichweite. Er ist eine leere, hygienisch abgewaschene Verpackung mehrerer zusammengesteckter Teilbereiche, bei der der filmische Resonanzboden eine Ausrede darstellt, Cormac McCarthys Ego zu tätscheln. Dazu stemmt ihm Scott die zwar luftigsten und gläsernsten, aber ebenso statischsten und steifsten Bilder seiner Karriere entgegen, als wenn dieser Film unter keinen Umständen Rührung und (moralische) Durchschaubarkeit erfahren darf. Jäger jagt Opfer, die Großen die Kleinen, Geparden Hasen, die Schlinge ist vollautomatisch – alles an "The Counselor" überzieht die Affekthandlungen mit einer dick und artifiziell aufgetragenen Schmierschicht (kulminierend im aberwitzigen Windschutzscheibensex Cameron Diaz'), die sich gleichfalls durch die sich blühend entfaltenden, existenzialistischen McCarthy-Plaudereien über Diamantenkauderwelsch und Männerfantasien zieht. Irgendetwas an Scotts akademisch verbildlichter, eher nicht stofflicher und eher ätherischer Nahtodzeitstudie fasziniert allerdings, um am unerträglich entscheidungsunabhängigen Verderben der Gier teilzunehmen, deren Wirte sagen können, was sie wollen, nicht aber beeinflussen. Welch' grausame Ironie. Das Schwitzen der Gejagten, der Dreck unter den Fingernägeln Michael Fassbenders – einen schwärzeren und entschlosseneren Fatalismus bringt Mainstream-Hollywood nicht regelmäßig hervor.

6 | 10