Freitag, 5. September 2014

"Eins, zwei, drei" / "One, Two, Three" [USA 1961]


[...] Eventuell erinnert man sich in diesem diplomatisch-gerissenen Film bereitwillig an die hitzige Verfolgungsjagd durch Berlins Skelettruinen zurück, an die einzige, von Wörtern, Sätzen und Ausrufezeichen befreite Sequenz – mitsamt den Russen im Schlepptau, die darum ringen, ihre auseinanderfallende Schrottkarre unter Kontrolle zu halten. Die russische Technik eben. Eventuell. Höchstwahrscheinlich aber werden einem dagegen zwei gottbegnadete Schauspieler im Kopf herumschwirren, und zwar länger als ein Schluck Coca-Cola. Für MacNamaras laszive und begehrenswerte Sekretärin war Liselotte Pulver wie geschaffen, ihr neckisches Arschwackeln, das gepunktete Kleid, das aus dem Herzen emporgeschossene Lachen und die windige Frisur. Billy Wilder besetzte sie traumhaft – und schenkte ihr einen ikonischen Striptease, bei dem nicht nur den russischen Zuschauern (und Verhandlungspartnern) die Stirn sich zu verflüssigen droht. Woher der Film demgegenüber seinen Titel bezieht, ist festzumachen am zweiten Darsteller Hanns Lothar, der Schlemmer verkörpert, MacNamaras bedingungslos Befehle empfangender, tüchtiger Assistent, der seine obskure braune Vergangenheit nicht zu bändigen gewillt ist: hier ein Bestätigungsstampfen, dort der gerade noch abgewinkelte Führergruß. Eine herrliche Figur. Eins, zwei, drei. Fußtritt, Fußtritt, Fußtritt. MacNamaras Mitarbeitergebot ist an den Zuschauer gerichtet: "Sitzen bleiben!" Darauf einen Schluck Pep… Coca-Cola. 


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