Story:
Als ein Balken des Turms einstürzt und in Mittwelt ein großes Erdbeben auslöst, fassen Roland und seine Gefährten den Entschluss, ihren eigenen Schöpfer in New York aufzusuchen. Zeitgleich ist Susannah in eben dieser Stadt bemüht, ihr dämonisches Kind zur Welt zu bringen - Rolands Sohn. So langsam beginnt sich der Kreis also zu schließen...
Kritik:
Der Titel des sechsten Teils Stephen Kings epischer Fantasy-Saga "Der Dunkle Turm" lässt es bereits vermuten. Denn im Zentrum der Handlung, die sich im übrigen nahtlos an "Wolfsmond" anschließt, steht jetzt einzig und allein eine multiple Persönlichkeit: Susannah, die ihren Körper mit Detta Walker und der hochschwangeren Mia teilt. Letztere hat die Aufgabe, ihren Sohn – zugleich Rolands Kind – in New York auszutragen. Ein dämonisches Kind, welches wiederum der Sache nachgehen muss, den Dunklen Turm zu stürzen und damit das gesamte Universum in unendliche Dunkelheit zu verwandeln. Natürlich entstehen dabei gewisse Konflikte zwischen diesen drei Persönlichkeiten. Und genau diese Konflikte sind es, seelische Dialoge quasi, die in "Susannah" eine große Rolle einnehmen, aber auch den größten Kritikpunkt beherbergen. Ohne Zweifel sind diese Zwiegespräche in ihrer Konzeption nämlich konfus und heben den Roman unnötig auf eine verwirrende Ebene, sodass es einem schwer fällt, der Handlung logisch und einwandfrei zu folgen. Überhaupt ist die ganze Susannah-Mia-Angelegenheit mitnichten ziemlich überlang geraten und mit viel zu vielen überflüssigen Details angereichert. Dass ein gewisses Gefühl der Langeweile aufkommen kann, ist demzufolge keine Schande. Trotz dieser zähen psychologischen Odyssee durch die verschiedensten Köpfe dieser Charaktere, inklusive so einiger Kontinuitätsfehler, ist es King dennoch gelungen, diesen Persönlichkeiten ein realistisches Antlitz zu verleihen. "Susannah" lebt also vor allem von des Autors wirklicher Stärke, der Figurenzeichnung. Aber auch sonst würzt King die Geschichte rund um Eddies Ehefrau mit einigen gelungenen Ideen – vorzugsweise mit bizarren Ideen, beispielsweise ein Gerät, mit dem man seine eigene Wehenstärke regulieren kann, findet sich im Buch ein, ebenso wie eine Schildkröte (Assoziation zu Terry Pratchett) als Schmuckstück fungiert, der noch eine besondere Rolle zuteil wird.
Diese Art grotesker Kreativität manifestiert sich insbesondere im Showdown, einem Highlight des sechsten Teils. Dort kommt Mia dazu, ihren Sohn, eine Art Antichrist in einem düsteren Gebäude tatsächlich auszutragen. Inmitten von illustren Herren – Vampiren und Wesen mit Vogelköpfen, die letztlich dazu führen, dass das Finale surrealer Natur zum schaurig-schönen Alptraum avanciert. Im zweiten Teil des Buches wird es dann um einiges achtionreicher und aufregender, ja, teils auch stilistisch besser, narrativ einfach spannender. Beginnend mit einer blutigen, kraftvollen Konfrontation, bei der King einmal mehr sein Gespür für aufregende Action unter Beweis stellt, gehört dieser zweite Teil eindeutig Roland und Eddie. Wie sie versuchen, ihren eigenen Schöpfer aufzusuchen und dabei noch die legendäre Rose zu retten. Ebenso in New York, wohlgemerkt, denn "Susannah" spielt sich gänzlich in eben dieser Stadt ab, also komplett in der Vergangenheit. Der Rest des Ka-Tet, also Jake und Donald Callahan, verkommen dagegen zu Randfiguren, ja, fast als Randbeobachtungen, die keine nennenswerte Entwicklung durchmachen. Es ist vielleicht nicht allzu tragisch, das Ka-Tet einmal mehr zu splitten, aber die stellenweise unzulängliche Behandlung Jake und Donalds ist bei weitem nicht wirklich lobenswert, sodass King auch gut und gerne die beiden Figuren weglassen hätte können. Vor allem wirkt die hoffnungslose Suche Jakes und Donalds nach Susannah gen Ende drangeklatscht und plätschert besser gesagt nur so vor sich hin, ohne irgendwelches Gefühl irgendeines Nervenkitzels, was man vielleicht erwartet hätte, sodass auch dieser Wettlauf gegen die Zeit recht schnell und zügig abgefrühstückt ist.
DER Höhepunkt des Buches ist aber nichtsdestotrotz ein anderer. Genaugenommen hat er sich schon in "Wolfmond" angekündigt, im denkwürdigen, im kontroversen Cliffhanger. Denn in "Susannah" integriert sich Stephen King selber. Als Figur, als Zauberer, er lässt sein jüngeres Ich wiederauferstehen, welches wohl in der ganzen Turm-Geschichte einen wichtigen Platz, eine wichtige Rolle spielt. Wenn Roland und Eddie zum ersten Mal ihrem Schöpfer in Form des Kultautoren in seinem Haus begegnen, ist das womöglich sogar einer der besten Momente der gesamten, hochkomplexen Saga. So entstehen eine Menge ausgesprochen kluger Dialoge, in dem das Verhältnis zwischen Literatur und Wirklichkeit sehr treffsicher tangiert wird und King sich zudem herrlich selbstironisch auf die Schippe nimmt, ohne auf irgendwelche postmodernen Metafiktionen zurückzugreifen. Mit viel Skepsis ist man diesem zugegebenermaßen doch eher fremdartig erscheinenden Schritt begegnet, doch King ist ein postmoderner Schriftsteller, der immer neue Wege beschreitet, der neue Ideen ausprobiert. Und ja, diesmal muss man einfach konstatieren, dass ihm dieser gewagte Schritt vollends gelungen ist, absolut. Desweiteren sind es dann noch die Tagebucheinträge ganz am Schluss, um "Susannah" wieder einmal möglichst so abzuschließen, dass man Grund zu Diskussionen hat. Sozusagen der krönende Abschluss. In diesen erschließt sich einem erstaunlich viel von Kings eigentlichem inneren Kampf, die "Der Dunkle Turm"-Bücher zu schreiben und wie viel Kraft es dem Autor letztendlich gekostet hat, diese anzufangen oder weiterzuführen. Ob sie nun wahrlich von Anfang bis Ende der Realität entsprechen, wie viel Fiktion auf der Gegenseite eingebaut wurde, mag man jedoch nicht zu sagen. Auf jeden Fall ist es dennoch ein adäquates Mittel, da Stephen King ja insbesondere die schlechten Seiten seiner schriftstellerischen Karriere in den Einträgen thematisiert und auch überraschend fokussiert, mit sehr viel bissigem Humor.
Fazit:
Das Resümee der ganzen Geschichte beläuft sich dahingehend, dass "Susannah" zwar ähnlich wie sein Vorgänger "Wolfsmond" sowohl qualitativ als auch inhaltlich nicht an Kings frühere Werke des Fantasy-Zykluses herankommt (Der Dunkle Turm rückt zudem nicht wirklich näher) und daher eher ambivalent gesehen werden sollte, einem alles in allem kurzweiligen Lesevergnügen tut das aber trotzem keinen großen Abbruch. "Susannah" lebt vorzugsweise von seiner teils starken Figurencharakteristik, von seiner wunderbar irrealen Atmosphäre, seinen (stellenweise zu) wirren Dialogen und dem Highlight, dass nun der Autor selber in die Story eingreift. Dazwischen gibt es noch so allerhand Bezüge zu "Der Herr der Ringe", oder auch gar zum späteren Attentat aufs World Trade Center wird kokettiert. Und das ist in seiner Summe mehr als genug.
Kritik:
Der Titel des sechsten Teils Stephen Kings epischer Fantasy-Saga "Der Dunkle Turm" lässt es bereits vermuten. Denn im Zentrum der Handlung, die sich im übrigen nahtlos an "Wolfsmond" anschließt, steht jetzt einzig und allein eine multiple Persönlichkeit: Susannah, die ihren Körper mit Detta Walker und der hochschwangeren Mia teilt. Letztere hat die Aufgabe, ihren Sohn – zugleich Rolands Kind – in New York auszutragen. Ein dämonisches Kind, welches wiederum der Sache nachgehen muss, den Dunklen Turm zu stürzen und damit das gesamte Universum in unendliche Dunkelheit zu verwandeln. Natürlich entstehen dabei gewisse Konflikte zwischen diesen drei Persönlichkeiten. Und genau diese Konflikte sind es, seelische Dialoge quasi, die in "Susannah" eine große Rolle einnehmen, aber auch den größten Kritikpunkt beherbergen. Ohne Zweifel sind diese Zwiegespräche in ihrer Konzeption nämlich konfus und heben den Roman unnötig auf eine verwirrende Ebene, sodass es einem schwer fällt, der Handlung logisch und einwandfrei zu folgen. Überhaupt ist die ganze Susannah-Mia-Angelegenheit mitnichten ziemlich überlang geraten und mit viel zu vielen überflüssigen Details angereichert. Dass ein gewisses Gefühl der Langeweile aufkommen kann, ist demzufolge keine Schande. Trotz dieser zähen psychologischen Odyssee durch die verschiedensten Köpfe dieser Charaktere, inklusive so einiger Kontinuitätsfehler, ist es King dennoch gelungen, diesen Persönlichkeiten ein realistisches Antlitz zu verleihen. "Susannah" lebt also vor allem von des Autors wirklicher Stärke, der Figurenzeichnung. Aber auch sonst würzt King die Geschichte rund um Eddies Ehefrau mit einigen gelungenen Ideen – vorzugsweise mit bizarren Ideen, beispielsweise ein Gerät, mit dem man seine eigene Wehenstärke regulieren kann, findet sich im Buch ein, ebenso wie eine Schildkröte (Assoziation zu Terry Pratchett) als Schmuckstück fungiert, der noch eine besondere Rolle zuteil wird.
Diese Art grotesker Kreativität manifestiert sich insbesondere im Showdown, einem Highlight des sechsten Teils. Dort kommt Mia dazu, ihren Sohn, eine Art Antichrist in einem düsteren Gebäude tatsächlich auszutragen. Inmitten von illustren Herren – Vampiren und Wesen mit Vogelköpfen, die letztlich dazu führen, dass das Finale surrealer Natur zum schaurig-schönen Alptraum avanciert. Im zweiten Teil des Buches wird es dann um einiges achtionreicher und aufregender, ja, teils auch stilistisch besser, narrativ einfach spannender. Beginnend mit einer blutigen, kraftvollen Konfrontation, bei der King einmal mehr sein Gespür für aufregende Action unter Beweis stellt, gehört dieser zweite Teil eindeutig Roland und Eddie. Wie sie versuchen, ihren eigenen Schöpfer aufzusuchen und dabei noch die legendäre Rose zu retten. Ebenso in New York, wohlgemerkt, denn "Susannah" spielt sich gänzlich in eben dieser Stadt ab, also komplett in der Vergangenheit. Der Rest des Ka-Tet, also Jake und Donald Callahan, verkommen dagegen zu Randfiguren, ja, fast als Randbeobachtungen, die keine nennenswerte Entwicklung durchmachen. Es ist vielleicht nicht allzu tragisch, das Ka-Tet einmal mehr zu splitten, aber die stellenweise unzulängliche Behandlung Jake und Donalds ist bei weitem nicht wirklich lobenswert, sodass King auch gut und gerne die beiden Figuren weglassen hätte können. Vor allem wirkt die hoffnungslose Suche Jakes und Donalds nach Susannah gen Ende drangeklatscht und plätschert besser gesagt nur so vor sich hin, ohne irgendwelches Gefühl irgendeines Nervenkitzels, was man vielleicht erwartet hätte, sodass auch dieser Wettlauf gegen die Zeit recht schnell und zügig abgefrühstückt ist.
DER Höhepunkt des Buches ist aber nichtsdestotrotz ein anderer. Genaugenommen hat er sich schon in "Wolfmond" angekündigt, im denkwürdigen, im kontroversen Cliffhanger. Denn in "Susannah" integriert sich Stephen King selber. Als Figur, als Zauberer, er lässt sein jüngeres Ich wiederauferstehen, welches wohl in der ganzen Turm-Geschichte einen wichtigen Platz, eine wichtige Rolle spielt. Wenn Roland und Eddie zum ersten Mal ihrem Schöpfer in Form des Kultautoren in seinem Haus begegnen, ist das womöglich sogar einer der besten Momente der gesamten, hochkomplexen Saga. So entstehen eine Menge ausgesprochen kluger Dialoge, in dem das Verhältnis zwischen Literatur und Wirklichkeit sehr treffsicher tangiert wird und King sich zudem herrlich selbstironisch auf die Schippe nimmt, ohne auf irgendwelche postmodernen Metafiktionen zurückzugreifen. Mit viel Skepsis ist man diesem zugegebenermaßen doch eher fremdartig erscheinenden Schritt begegnet, doch King ist ein postmoderner Schriftsteller, der immer neue Wege beschreitet, der neue Ideen ausprobiert. Und ja, diesmal muss man einfach konstatieren, dass ihm dieser gewagte Schritt vollends gelungen ist, absolut. Desweiteren sind es dann noch die Tagebucheinträge ganz am Schluss, um "Susannah" wieder einmal möglichst so abzuschließen, dass man Grund zu Diskussionen hat. Sozusagen der krönende Abschluss. In diesen erschließt sich einem erstaunlich viel von Kings eigentlichem inneren Kampf, die "Der Dunkle Turm"-Bücher zu schreiben und wie viel Kraft es dem Autor letztendlich gekostet hat, diese anzufangen oder weiterzuführen. Ob sie nun wahrlich von Anfang bis Ende der Realität entsprechen, wie viel Fiktion auf der Gegenseite eingebaut wurde, mag man jedoch nicht zu sagen. Auf jeden Fall ist es dennoch ein adäquates Mittel, da Stephen King ja insbesondere die schlechten Seiten seiner schriftstellerischen Karriere in den Einträgen thematisiert und auch überraschend fokussiert, mit sehr viel bissigem Humor.
Fazit:
Das Resümee der ganzen Geschichte beläuft sich dahingehend, dass "Susannah" zwar ähnlich wie sein Vorgänger "Wolfsmond" sowohl qualitativ als auch inhaltlich nicht an Kings frühere Werke des Fantasy-Zykluses herankommt (Der Dunkle Turm rückt zudem nicht wirklich näher) und daher eher ambivalent gesehen werden sollte, einem alles in allem kurzweiligen Lesevergnügen tut das aber trotzem keinen großen Abbruch. "Susannah" lebt vorzugsweise von seiner teils starken Figurencharakteristik, von seiner wunderbar irrealen Atmosphäre, seinen (stellenweise zu) wirren Dialogen und dem Highlight, dass nun der Autor selber in die Story eingreift. Dazwischen gibt es noch so allerhand Bezüge zu "Der Herr der Ringe", oder auch gar zum späteren Attentat aufs World Trade Center wird kokettiert. Und das ist in seiner Summe mehr als genug.
7,5/10