Freitag, 7. September 2018

"Sweet Virginia" [CDN, USA 2017]


Hunderte Filme beginnen mit einem Auftrag – und in tausenden Filmen verkompliziert sich die Bezahlung. So auch in "Sweet Virginia". Elwood (Christopher Abbott) heißt dieser zu einem Auftrag überredete Sprachlose, der gleichgültig, wirksam seiner Mission – ein Auftragsmord – nachgeht. Bezahlt wird er von Lila (Imogen Poots) nicht, noch nicht. Da Elwoods Geduld nicht unendliche Verzögerungen und Ausflüchte erträgt, deformiert Jamie M. Dagg eine zunächst schnörkellos verdichtete Situation weniger Beteiligter zu einem vor Anspannung zitternden Misstrauensmelodram. Die Lähmung, die fortan grassiert, überträgt sich auf Szenen einfrierender Regungslosigkeit, etwa in einem Restaurant inmitten eines unvermuteten Treffens zwischen Auftragnehmer und Auftraggeberin. In diesen Szenen kulminiert eine dunkelschwere Ungeduld darüber, wann das Schweigen eventuell zu einem durchdringenden Schreien wird. Während einer reduzierten Autoverfolgung fiebert der Zuschauer gar um das rote Ampelsignal, das auf grün schnellstmöglich umschalten muss, damit Lila fliehen kann. Die etwas den Duft des Handwerks zeitleer verströmende, sparsam fatalistische Hinterlandatmosphäre fängt der Regisseur bestens ein, obwohl Elwood, Lila und der frühere Rodeo-Cowboy Sam (Jon Bernthal), der im Übrigen eine deplatziert hineingeschriebene Affäre hat, kaum charakterliches Profil aufweisen, um nicht länger als maximal 90 Minuten zu funktionieren. Ein wenig seicht und definitiv zu baukastenartig ist "Sweet Virginia" folglich – trotz viel Schatten und noch mehr Verliererschwärze.

5 | 10