Mittwoch, 14. Oktober 2015

"My Soul to Take" [USA 2010]


[...] Mehr steckt hinter "My Soul to Take". Einerseits eine klassische provinzielle Geistermär vor expressiv aufgeladenen Angstdarstellungen aus Licht und Schatten, vor waberndem Nebel, einsamen Brücken und dichtem Gestrüpp, die ihre Vorhersehbarkeiten zu keiner Zeit bestreitet und deshalb zum fröhlichen Verreißen einlädt. Andererseits ist das aber auch ein persönlicher Sandkastenfilm des Regisseurs, ein Statement, eine kleine experimentelle Spielerei durch Jux und Dollerei, in der die Erwachsenen über ihre Kinder augenscheinlich mehr zu wissen scheinen, als die Kinder selbst. Der Film knüpft dementsprechende Verbindungslinien zum selbstreferentiellen Craven-Kosmos, zur von Kellern und Rohren durchzogenen "Nightmare"-Saga speziell, zum überbordend strukturierten Twist-Finale aus "Scream", ebenso zu "Shocker", etwa im äußerst verrückten Prolog. Später dann kippt ein Schrei in das Jaulen einer Polizeisirene, während Hitchcocks "Die Vögel" im Fernsehen ihr Unwesen treiben und eine Leiche auf dem Waldboden so gezogen wird, dass sie mit ausgestreckten Armen tatsächlich einem Vogel ähnelt. Das alles ist zweifellos wunderbar herauszufinden, aber noch wunderbarer ist es, eine adoleszente Unschuld in diesem Film zu entdecken, die ihn als berührenden und romantisch-verträumten Coming-of-Age-Selbstfindungstrip etikettiert. [...]